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und E. umbrosum, deren Ueichgcfirbter Schaft schon als solcher deutliche Spaltöffnungen
zeUt. liier scheint jedoch den Spaltöffnungen in der ersten Zeit das Vermögen der Aus-
liauchiing ahztigehen, indem es denselben erst später zu Theil wird, nachdem der ganze
Schaft consistcuter geworden ist; und der aus dem Schoose der Erde hervorhrechende
Schaft dieser Arten lässt sich mit den im Finstern versclmakten Pflanzen vergleichen, die
erst nach einem längeren oder kurzem Verw'eilen in dem Sonnenlichte ihre grüne Färbung
anuelimeii.
Der Fruchtstand ist, AA-ie Avir früher gesellen haben, schon in dem knospenartigen
Triebe des vorhergehenden Spätjahres vorgebildet. YVabrend im folgenden Frülilinge die
ebenfalls schon in dem Triebe angedcutetcn Internodien sich nach der Reihe von imtcn
herauf verlängern, bleibt der geschlossene Fruchtzapfen ln der innersten Scheide eingehülll,
bis endlich auch sein Fruchtstiel sich verlängert und ihn über die Scheide emporhebt. Indessen
hat sich der Fruchtstand selbst allmälig Aveiter entAvickelt, nach dem Hcrvortretcn
über die Scheide wächst er in kürzerer oder längerer Zelt zn seiner völligen Grösse aus;
zuletzt verlängert sich die Achse desselben über der scheibenförmigen Erweiterung des
Fruchtstiels, die eigentlich nichts anders ist als eine letzte verkümmerte Scheide; dadui’ch
gehen die anfangs fest an einander schliessenden schildförmigen Fruchtböden ans einander
und die sackfönnigen Sporenfrüchte kommen zum Yförschein, die sich nun nach einander
Öffnen und die Sporen ausslreuen. Diese letztem erscheinen, so lange der Zapfen noch
geschlossen ist, unter dem Mikroskope als dunkle oder auch noch als bleichgefärbte Kügelchen,
mit einem durchscheinenden Rande umgehen, der aber nichts Avelter ist, als die in
der Jugend zusammenhängenden und das Sporcnkügelchen, gleich einer Decke einhüllenden
Schleudern. Diese lösen sich aber bald von einander und wenn man die halbreifen Sporen
aus den noch geschlossenen Früchten herausuimnit und etwas abtrocknen lässt, so erkennt
man schon die Trennung der durchscheinenden Decke in die einzelnen fadlgen Schleudern,
indem diese schon in diesem Zustande die Neigung besitzen, sich beim Austrocknen
elastisch zurückzuschlagen. Die Reife der Sporen tritt bei den schafttragenden Arten
schon im Frühlinge ein, Avährend sie hei den ändern zu verschiedenen Zeiten des Sommers,
und oft bis in den Herbst, iiy reifen Zustande gefunden werden.
Ihre Vegetationsperiode fällt in die gelinde und Avarme Jahreszeit, während sie beim
Herannaben des Winters in der Regel bis auf dem Stocke absterben. Doch giebt es einzelne
Arten, z. B. E. hyemale, bei welchen auch die Stengel den Winter hindurch aus-
dauern. Die Dauer des Stockes aller Equisetccn ist mehrjährig. Durch die fortwährende
Verjüngung des Stockes vermittelst der iirilorirdlschcn Aesle, vermehrt sich derselbe nicht
verliindcrt. Wie b e i den Moosen die ganze Oberfläclie des Gcwäcliscs cinsaugcnd und daher fiir das Eindringen der
FeuchtigkciC empfänglich is t , so wird sie noch weit eher zur Ausliaiichiing der lufiförmigen SlofTe geschickt seyn,
während durch die derbe und dicke Oberhaut der Equisetccn diese Funktion nicht statt haben kann, wenn sic nicht
durch die Gegenwart von Spaltölfmingen v cnuille it wird.
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nur unaufhörlich, sondern es wird dadurch auch die Möglichkeit gegeben, dass die Schaft-
halmaiTen nach Jahrhunderten noch auf derselben Stelle, welche sie einmal eingenommen
haben, arigetroffen werden können, wenn ihr Standort selbst keine zerstörende Veränderung
erleidet.
6. Yorkommcn und geographische Yerhreitung.
Die Equiscteen lieben im Allgemeinen feuchte und schattige Slandorle; sie finden sich
daher am häufigsten in Sümpfen, in der Nähe A-on Teichen und Gräben und an den Ufern
der Flüsse, wo sie sogar zuAveilen in das Wasser selbst hinabslcigen, wiewohl sie keine
eigentlichen Wasserpflanzen sind. Sie wachsen ferner an dem Saume schattiger Wälder;
kommen aber auch auf trocknen und lichten Stellen vor und überziehen Raine und Felder.
Manche Arten sind Avahre Amphibien des Gewächsreiches, und gedeihen gleich fröhlich
auf feuchten und trocknen Standorten und in dem verschiedenartigsten Boden. So
finden wir E. arvense und E. palustre auf überschwemmtem Thon- und Moorgrunde eben
so freudig vegetiren, als auf angebautem Ackerlande, im Schatten derYY'älder Avie auf lichten
Stellen, und selbst die dürren Sandfelder Averdcn nicJit von ihnen verschmäht, obgleich
sie denselben nur eine kümmerliche Existenz abgewinnen können. Diejenigen Arten, welche
mehr auf einen feucblen Standort beschrankt sind, kommen hauptsächlich in der Fläche
vor, während die ändern auch auf den Abhängen der Berge sich ansiedeln und an
denselben bis zu einer geringeren oder bedeutenderen Höhe hinaufsteigen. Sie zeigen dabei
keine Vorliebe für eine gCAvisse Lage, sondern gedeihen bei günstiger Beschaffenheit
des Bodens ohne Unterschied in den verschiedensten Lagen.
Die meisten Equiscteen scheinen zAA-ar der gemässigten Zone anzugehören und manche
kommen sogar noch in der Nähe des nördlichen Polarkreises A’o r ; es lässt sich aber der
genannte Erdgürtel nicht als das ausschliessliche Vaterland dieser Gewächse annehmen, indem
das Vorkommen derselben in der heissen Zone, avo sie zum Theil eine Avelt beträchtlichere
Grösse erreichen, allerdings nachgewiesen ist, ob Avir gleich bis jetzt über die meisten
der daselbst lebenden Arten noch keine genaue Kenntniss besitzen. P l u m i e r , W il l-
D E N O W und H u m b o l d t haben mehrere derselben beschrieben, welche iu den Lropenlän-
dern von Amerika einheimisch sind und worunter sich einige von fast baumartiger Höhe
befinden.
Manche Arien sind in gleicher Breite fast über die ganze Erde verbreitet: E. sylvaticum,
E. hyemale und E. arvense kommen in dem grösten Theile von Europa, im nördlichen
Asien bis nach Kamtschatka m u l in Nordamerika vor; das letztere ist von C r ANTZ
noch in Grönland gefunden Avorden, Avährend cs nach Süden bis zu dem Morgenlande her-
ahgeht. Hie Zahl aller bis jetzt bekannten und bestimmt unterschiedenen Arten beläuft
sich auf 24, wovon die Hälfte unsrer deiifsclicii Flora angchört.
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