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die Spiralfäden stellemvclse aus einander gezogen und sehen dann ganz den aufgewickellcn
Spiralgcfässen ähnlich *).
Der anatomische Bau der Sporen ist Avegen ihrer ausserordentlichen Kleinheit sehr
scliAver zu erkennen. Wenn man dieselben auf einer trocknen Glasplatte mit einem stumpfen
Messer zerdrückt, so platzen sic auf (Fig. 18.) und lassen ihren körnigen Inhalt lier-
aiistreton. Die Sporcnliaul zeigt in diesem flachgedrückten Zustande in der Mitte häufig
einen durchscheinenden, rundlichen oder eckigen, durch dunkle Linien begrenzten Fleck,
von welchem fünf bis sechs zarte Streifen nach dem Umfange hingehen, und gewöhnlich
ist die Sporenhaut in der Richtung von einem oder mehreren dieser Streifen aufgcplatzt.
Sie erscheint nach dem Austreten des Inhaltes stets blasser gefärbt als vor der Entleerung,
Die genannten dunklen Streifen scheinen die Wände von Zellen zu bezeichnen, aus welchen
die Sporenhaut zusammengesetzt ist.
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5. Enlwicklungs - und LeLensgeschichte.
Ueber die Entwickelung der Equiscteen aus den Sporen hat man erst seit kurzer Zeit
die gehörige Gewissheit erlangt, und cs ist zu verwundern, dass man bei dem häufigen
\orkommen, bei der weiten Verbreitung dieser Gewächse, und bei der Leichtigkeit, mit der
man sich die Sporen mancher Arten verschaffen kann, die Untersuchungen über diesen Gegenstand
früher nicht eifriger betrieben hat. Diese Ungewissheit, in welcher AvIr noch vor
wenigen Jahren über den vollständigen Keimungsact uns befanden, scheint jedoch nicht sowohl
in der Vernachlässigung der dahin gehörigen Versuche, als vielmehr in der Schwierigkeit,
die Sporen der Equiscteen zum Keimen zu bringen, ihren Grund zu haben. Die
ersten Beobachtungen, Avelche darüber mitgetheilt wurden, verdanken wir dem Schweden
A g a r d i i , der seine im Frühling 1822 angestellten Versuche in den Mémoires du Mus.
d’hist. nat. Vol. IX. bekannt gemacht hat. Ein Jahr später thcilfe V a u c h e r in Genf
(Mém. du Mus. d’hist. nat. Yol. X. pag. 429. £ f ) ebenfalls die Resultate seiner Beobachtungen
über das Keimen der Equiscteen mit. Die Keimversuche, welche ich im Sommer
1826 mit den Sporen von E. palustre anslcllle, kommen im YVescntliehcn mit denen von
A g a r d i i und Y a u CIIER über das Keimen von mehreren mitgelhcilten Arten überein. Da
es mir glückte, die ersten Keimgebilde bis zu einer etwas weiteren Entwicklung zu verfolgen,
als der erstere, und die Abbildungen, welche der letztere von den verschiedenen Ent-
Avicklungsstufen der keimenden Spore gegeben, nicht alle sehr deutlich sind, so will ich
L . C. T r e v i r a n ü s (V o m i n w c n d . B a u d e r G e w . p. 89. u. 120- Tab. II. f. 2 4 . ) g iebt a n , dass die F n .ch t-
hiille der Equiseteen aus länglichen Schläuchen mit darin eingeschlosscncn Spiralfiebern bestelle. Wiewohl diese A n gabe
durch ähnliche Erscheinungen (in den Schlendern der Jungcnnannien und in den achlauchartigcn Zollen bei
S p h a g n u in ) sich zu bestätigen scheint, so muss ich doch g e steh en , dass icli nie die Wände der Schläuche in der
Fruchthrdle der Equisetccn entdecken k on nte , wie sie a. a, 0 . (v ielleich t zu deutlich ) abgcbildet sind.
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zuerst die Resultate meiner Beobachtungen miilheilcn und dann die von A g a r d i i und
V a u c h e r gegebenen mit diesen zusanimenslcllcn.
Am 21lcnJull waren die frischen Sporen aus den nicht völlig aufgeschlossenen FruchU
zapfen des E<p palustre auf schwarze Gartenerde ausgcsäct, der Topf mit einer Glasscheibe
bedeckt, in eine Schüssel mit YVasser gesetzt und an einen A'or der unmittelbaren Einwirkung
der Sonnenslrahlen geschützten Ort gestellt worden. Schon nach vier bis fünfTagen
bemerkte man unter der Loupe hie und da auf den dunkelgrünen Sporoiihäufchcn hellere
Pünktchen, AVclche sich zu erheben begannen. Nach acht Tagen Avurdcn zum erstenmal
mehrere Sporen unter das Mikroskop gebracht; cs zeigte sich, dass dieselben bereits auf
verschiedenen Stufen des Keimungsactes sich befanden und dass dieser hei manchen schon
bedeutend vorgeschritten Avar. Diejenigen, an Avelchen sich die erste Spur des Keimens bemerken
Hess (Flg. 4 6 .), waren etAvas angeschAvolIen, ohne jedoch ihre kugelige Gestalt zu
verlieren; die grünen Korner im Innern hatten sich mehr gegen die Mitte hin zusanimen-
gedrängt, und nach unten war ein stumpfes durchsichtiges YVülstchen hervorgetreten; dieses
hatte sich bei ändern (Flg. 47. 48.) schon zu einem hin nnd her gebogenen stumpfen
Wurzelzäserclien verlängert, Avährend sich nach oben (seltner auf der Seife) ein grünes
Zellenbläschcn aus der Spore cntAvickelt hatte. Im Verlaufe der Aveitoren Beobachtungen
ergab sich im Ganzen folgendes: auf der Spitze dieses Zellcnbläschens, oder zur Seite,
setzt sich wieder eine Zelle a n , und so mehrere Zellchen neben und über einander
(Fig. 4 9—5 4 ), während die Spore sich zu dehnen forlfährt und endlich selbst die Gestalt
eines solchen Zcllchens aniiimmt, indem zugleich ihre Farbe bleicher wird, und das YY ür-
zelchen, meist in schiefer Richtung, sich bedeutend verlängert. ZuAveilen erscheinen alle
über einander geslelllcn Zellchen lang gestreckt (Fig. 5ü. 53, b.) und das ganze Kcimge-
bilde sieht dann einem kurzen gegliederten Confer.venfaden nicht unähnlich; indessen rührt
diese stärkere Dehnung in die Länge von dem Aufstreben nach dem Lichte her, wenn die
keimende Spore durch Zufall mehr in den Schatten zu liegen kam; denn bei den meisten
neigen sich die Zellchen mehr zur kugeligen Form.
Indem sich an die ersten Keimzellen fortwährend neue anlegen, treten die obersten
immer mehr aus einander, cs schieben sich andere Zellchen dazAvischcn, und auf diese
Weise vergi’össcrt sich das Keimgebilde allmälig (Flg. 55. 56.). So setzen sich fortAväh-
rcnd die Zellcuparticcn in divergirender Richtung an, und dadurch erhält das ganze Keini-
gchllde ein ästiges Ansehen (F ig 57 — 61.); seifen bleibt dasselbe längere Zeit hindurch
einfach und fadenartig (Avie Fig. 53, h.). In demselben Y^erhällnisse, wie die Anhäufung
der Zellen nach oben zunimmt, vermehren sich auch die Wurzelzäscrchen, Avelche im Y^er-
glclche mit dem Keime eine sehr bedeutende Länge erreichen. Sie sind an ihrem Ursprünge
sackförmig oder knotig evAveitcrt, und zeigen daselbst im Innern zerstreute feine
Körnerchcn, Avährend der übrige fhcil derselben bis in die stumpfen oder etAvas verdickten
Enden ganz durchsichtig und AAGasserhell ist.
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