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auch an dm Küsten des Meeres angetrolTen. Ausser dem Wasser können dieselben g:u-
i'dcht bestellen; sobald sic nur kurze Zeit mit der Luft in Berührung kommen, sterben sie
ab nnd verlroekncn dergestalt, dass sie sich zn Pulver zerreiben lassen. Wenn sic dahm
auf solchen Stollen wacliscii, wo das Wasser im Sommer dem Austrocknen diircb die
Sonnciihilzc ausgcsctzt ist, so verschwinden sie jedesmal mit dem Wasser; sobald sich aber
in den feuchten Jahreszeiten die Gräben und Lachen mit Wasser füllen, koninieu auch
die Pnäiizchcn wieder zum Vorschein und bedecken den Boden mit einem grünen Uebcr-
zuge. Wenn sich mehrere trockne Sommer folgen, so kann daher leicht der Fall einlre-
leii, dass man in Gegenden, wo sich keine grösseren stehenden Gewässer linden, manche
Jahre vergeblich darnach sucht, während sie in feuchten Sommern fast in allen Gräben
und unter Wasser stehenden Gruben angctroffen werden.
Die Sporen der Chareen müssen ihre Keimfähigkeit sehr lange beibehalten können,
weil nach dem Wiedcranfülien von Teichen, welche lange Zelt hindurch ansgetrocknct lagen
mid in welchen früher Chareen gewachsen, dieselben plöfzlicli wieder zum Vorscbein
kommen, sobald den im Boden Hegenden Sporen auf diese YVelse die zum Keimen und
Wacbstbum erforderlichen Bedingungen wiedergegeben worden.
Uobcr die geograpbiscbe yerbrcitung der Chareen lässt sich im Allgemeinen mit Be-
stimnitbeit für jetzt noch nichts sagen, da, besonders in entfernten Wcittbeilcn, in dieser
Hinsicht noch zu wenige Beobachtungen vorllegcn. In Deutschland scbcinen dieselben überall
vorzukommen, wo sieb ein günstiger Standort für sie findet; doch haben der nördlicbe
nnd südliche Tbell von Dcufscbland, neben den mehr allgemein verlneitcten Arten, auch
ihre eigenlbümlichen Formen. YY'le weit sie nach Norden geben, ist noch nicht ausgemacht.
Doch kommen in Schweden und selbst in Lappland noch Chareen vor; einzelne
Arten sind in Pensylvanien gefunden worden. Sie finden sieb aber auch im südlichen Europa,
in der Barbarei, in Ostindien und Südamei’lka, woraus bci-voi'gebt, dass sie nicht
blos den gemässigten Himmclsstrlcben augcbören, sondern auch ln der bcissen Zone Vorkommen
und selbst bis zur kalten hinanfgcben. Die Gesammlzabl der bekannten Arten beläuft
sich etwa auf dreisslg, wovon die Hälfte der deutschen Flora aiigebörcii.
7. Chemische Bestandlheile.
Die Chareen zeichnen sieb durch einen widrigen, starken bepallscbcn Geruch aus; bei
der ebcmisclicii Analyse hat man aber noch keinen Beslandlbeil entdeckt, der als Grund
desselben angesehen werden könnte. Es findet sich als vorwaltendcr Beslandthoil in den
meisten Charecn kohlensaurer Kalk vor. Ich halie schon weiter oben der Kalkrindc gedacht,
womit sich manche Arten überziehen und die dort gcäusserlc Ansicht über die Bildung
dieser Kruste wird durch die chenilscbe Untersuchung bestätigt, welche BüClINER
(Nov. act. acad. C. L. C. nat. cur. Tora. IX. p. 368.) mit dem Wasser vornahni, worin
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Chara híspida wuchs. Er fand nämlich den Gehalt desselben an koblensaurcni Kalke un-
bcdciileiid und konnte sieb daher von einer blos mechmiiscbcn Ahlagcrung desselben an
die Pflanze eben so wenig überzeugen Da jedoch auch der thoiiige Boden, welchen diese
und mehrere andere Arten lieiicn, stets eiticii gewissen Aniheil au Kalkerde führt, so blelht
es daher sehr walirschclullch, dass von den Chareen die Kalktheile mit dem Nahruiigssafle
cingesogcn und durcli einen eignen Lcheusproccss der Pflanze, im aufgelösten Zustande,
durch die Röbrenwände wieder ausgcschicdcu werden, wo sie dann (durch den Verlust
der überschüssigen Kohlensäure) im äusseren Umfange derselben zur erwähnten Kruste
verhärten.
Dass diese Kalktheilchen aus der Pflanze selbst abgeschieden werden, scheint ferner
durcli die Beobachtung bestätigt zu werden, dass man alle Zwischenräume zwischen der
.Ccntralröhre und den änssereii Röhrchen mit denselben angefüllt findet, welches nicht wohl
iiiügllcb wäre, wenn ihre Anlagerung auf mechanische Welse von aussen geschehen sollte.
Die Membran, woraus die Röhren gcliildet sind, scheint weniger mit der Substanz
der Safiröhren als mit der Zellenhaut der übrigen Pflanzen übereinzukommen. Sie wird
zwar von den schwächcni Säuren, welche die Kalkrindc auflösen, nicht merklicJi angegriffen,
wenn man sic nicht zu lange Zeit darin Hegen lässt; wenn man aber die Chareen-
pflanzeii längere Zeit in W"asscr maccrireu lässt, so werden sie cndlicb von diesem glcicb-
sam völlig aufgelöst, eine Erscheiuimg, die wir nur bei der Zellsubstanz wabrnehmen, während
die Baströbren wie bekannt, scbr lange der Zerstörung im YVasser widerstehen. In
der Substanz ihrer Membran scheinen daher die Röhren den Zellen, in ihrer Funktion aber
den Safiröhren zu entsprechen. Dieser vegetabilische th eil der Röhren ist es, welcher mit
dem grünen, harzartigen Stoffe, woraus die schnurförmigcu Sfrciibn in denselben bestehen,
und dem clrkulirenden Safte, nach dem Tode des Gewächses in Verwesung übergebt, während
bei den inkrustlrten Arten das vollständige Gerüste der Pflanze, als in Säuren ganz
auflösllcbcr Kalk znriickhleiben kann. Es müssen jedoch nntor gewissen Umständen die
membranöscn Theile selbst eine Umäiidenuig^in erdige Sulistaiiz erleiden können, daher
sieb einzelne Tbcile der Charcen vicie Jaíirc hindurch im Schlamme der Teiche unvcrän-
(levt erhalten.
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8. Nutzen und Gebrauch.
Von dein Nutzen, welchen die Ch.irceii im Haushalte der Natur und des Menschen
gewähren, ist nns kaum etwas bek.innt. Derscllte scheint wenigstens sehr gering zu seyn
und sich besonders darauf zu beschränken, dass sie etwa einigen im asscr lebenden
Thicren zur Naliruug und zum Aufcutlialle dienen. Hadureb, d.iss sic in dicbteii Rasen
den Boden der mit Wasser erfüllten Gräben und Löcher überzieltcn, mögen sic zur all-
mäligen Erliöhung des Bodens und zur endlichen Xrockciilegung solcher Stellen beitragen;
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