82 R H I Z O K A R P E N. R H I Z O K A R P E N. 83
schitTer Kicliliing abwärts steigen. Auf dieser Stufe erscheint der Rand des Keimwulstes
und seiner Fortsätze fein gekerbt; der zcliigc Bau ist deutlicher hervorgetreten und in der
Mitte ist ein nindlichor, dunkelgrüner Fleck entstanden. Wäln-cnd der Wulst sich immer
nocli vergrössert, liildet sich über jenem grünen Fleck ein Haufen rundlicher Zellchen von
dunkler Farbe (Fig. 2 7 .), welche sich stets vermehren, bis der K.eimwulst auf seinem oberen
Rande der Länge nach sich spaltet (Fig. 28.) und jener Zcllcnhaufcn, in ein scliciben-
förniigcs Schildchen cingcscblossen, über denselben liervortritt. Bald erhebt sich dieses
Schildchen auf einem eigenen, aus gestreckten Zellen gebildeten Slielchen und nimmt eine
wagrechte, schwimmende Lage an (Fig. 20.). Das Slielchen ist nicht genau in der Mitte
des Schildchens befestigt, sondern steht mehr nach einer Seite des Umfangs hin und, zwischen
diesem und dem Anhcflangspiuikte bemerkt man auf der obern gewölbten Fläche des
Schildchens einen dunklern Streifen (Fig. 30.).
Während so das Slielchen, gleichsam in den primitiven Keimwulst eingewurzelt, sich
etwa bis zur doppelten Höbe des lelztern verlängert, nimmt auch das Schildchen an Grösse
zu und aus dem Anhcfluugspunkfe desselben entspringen zarte, durchsichtige, gegliederte
Zäserchen, die nach unten gekehrt die ersten W'ürzelchen darstellen. Jetzt tritt das Schildchen
an dem erwähnten dunklern Streifen aus einander; dadurch entsteht ein rundlicher
Einschnitt (Fig. 31.), aus welchem das erste Blättchen des eigentlichen Kcimpflänzchens
hervoi'kommt. Die oben erwähnten gehäuften Zellchen haben sich mehr und mehr vergrössert,
sind eckig geworden und bilden nun das Parenchym des Schildchens, welches mit
einer aus weit kleinern Zellchen bestehenden Oberhaut überkleldct ist. Die flügelartigen
Fortsätze des Wulstes, die bisher fortwährend an Grösse zugcnomiucn und an ihrem untern
Ende mehrere zackeniormige Zähne aiisgeschickt haben, fangen nun von unten an abzuwelken,
wie die W’urzclzäserchen um den Anhr.flnngspunkt des Schildchens sich vermehren
und an Länge zunehmen, indem sich an ihrem Ende immer wieder neue Zellchen an-
setzcn. In demselben Verhältnisse, wie die Einbucht des Schildchens sich erweitert, erhebt
sich das erste Blättchen, welches mit seinen Rändern nach der oberen Fläche eingerollt ist.
auf einem kurzen Stielchen und am Grunde desselben entspringt (Fig. 32.) ein zweites
Blättchen. W enn wir auf dieser Stufe das ganze Kcimgeblldc von der untern Seite betrachten,
so zeigt es sieh (Fig. 3 3 .), dass das Stengelchcn des Keirnpflänzchens mit dem
Schildstielchcn zusammenhängt und dass die W'urzelzäserchen hauptsächlich aus dem erstem
entspringen.
Bei dem Aufrollen haben die Blättchen anfangs eine fast umgekehrt-hcrziormige Gestalt
und bestehen aus einem dichten, durch häufigen grünen Farlicstoff getrübten Zellgewebe.
Während die Bucht des Schildchens sich noch immer erweitert und dieses endlich
eine halbmondförmige Gestalt amiinimt, verlängert sieh in gleichem Maasse das Stengelchcn.
Zwischen den beiden ersten Blättchen entsteht ein drittes, an dessen Grund sich ein viertes
ansetzt (Hg. 34.) u. s. w. bis endlich das Pflänzchen durch gleichzeitiges Anselzen neuer
Wurzelzasern kräftig genug geworden ist, um sich vermittelst der lelztern selbst zu ernähren;
worauf sich die bisher immer noch anhängende Sporenhaut mit dem liercits halb abgestorbenen
Keimwulste und endlich auch das Schildchen ahlösl und nun die junge Pflanze
selbstständig ihrer weiteren Ausbildung enfgegengeht.
Die Salvinie muss demnach von ihrem ersten Kcimungsacte an zwei verschiedene Entwickelungsstufen
durchlaufen, bevor sie in den Zustand des eigentlichen Kcimpflänzchens übergeht,.
welches" durch die weitere Entfaltung seiner I'hcile in ein der Mutterpflanze ähnliches
Individuum auswachsen kann. Wenn aber auch dieser doppelte Enlwickeltingsgang bei
dem Pillenkraut nicht so deutlich ausgesprochen ist, so ist doch etwas Aehnlichcs in dem
ersten grünen Keimwülstchen, aus welchem später ein zweites hervorhrichl, gegeben, da
sich erst aus diesem letztem die Blätter und Wurzeln des Keimpflänzchens entwickeln.
Es würde von grösscrn Interesse seyn, auch über den Kcimungsprocess der übrigen
Bhizokarpen gründliche Beobachtungen zu besitzen, well nur dann aus der Vergleichung
der bei allen vorkomnienden Erscheinungen über das älinliche oder ahweichcnde Verhaken
derselben ein sicherer Schluss gezogen werden könnte. Nach der Aehnlichkeit im Bau der
Fructificationstheilc und nach der Uehercinsfimmung in der ganzen Art des W'achslfiunis zu
schlicssen, wird es jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Marsilien auch hinsichllich ihrer
ersten Entwickeluiigsstufen im Wesentlichen mit dem Pillenkraut Übereinkommen werden.
Ob dieses aber auch bei dem Brachsenkraut in Bezug auf die Salvinie der Fall seyn möchte,
bleibt vor der Hand sehr zweifelhaft, indem der sehr abweichende Bau der Fvuctilicatlons-
iheile, besonders aber die ganz verscbiedene Art des Waclistliums vielmehr bei jener (xat-
tung auf eben so verschiedene Entwickclmigserscheinungcn beim Keimen schlicssen lassen.
Wa s die fernere Ausbildung des Keirnpflänzchens bei den zwei im Kcimungsacte
beobachteten Gattungen heirifTt, so lässt sich dieselbe aus dem Verhaken der ausgewachsenen
Pflanze leicht nachweiscn. Da schon der keimenden Pflanze eine Hauptwurzel ahgeht,
so kann die weitere Entfaltung einzig in der Verlängerung des Slengels bestehen, der sich
allmälig ln kriechender oder schwümmcnder Richtung verzweigt und dabei in gewissen Zwischenräumen
nach oben Blätter nach unten neue Wurzelzascrn ausschickt. Bei dem fortgesetzten
Warhslhmn stirbt die Pflanze von ihrer Basis an ab, während sic noch längere
oder kürzere Zeit durch fortwährendes Sprossen nach oben sich verjüngen kann. Diese
Verjüngung geschieht hei Pilularia und Marsilea dadurch, dass sich die Astgipfel wulst-
artig verdicken und erst, nachdem sich ein neues Iiiternodium zu entwickeln beginnt, aus
dem Knoten die jungen, schneckenförmig eingerollten Blätter *) und die Wurzelzasern hcr-
• ) Obgleich die Blätter des Pillcnhraiits von denen der Marsilien in ilirer Gestalt ganz verschieden s in d , so zeigen sie
doch in ihrem innern Bati eine solche Ucbereinslimmcing mit den Blattstielen der le tz tem , dass wir sic fiir nichts
anderes erklären können, als für B la iistic le, bei welchen die Blätter durch normales Fclilsclilagcn nicht zur Entwickelu
ng gelangt sind, w ie dieses z. B. b e i den blätterlosen Ranken von L a l h y r u s A p h a c a der Fall ist.