Das stete Ilon-orsprossen von kiiospcnarllgcn Trieben aus der Spitze zeugt ebenfalls für
ihre gleiche Bestimmung mit den Aesten des Stockes; Avas aber die Üebcreinstimmung ihrer
Natur mit den lelztern vorzüglich bcAvcisf, ist der Umstand, dass jene sprossenden
Gipfellriehc nicht immer in die Knollcnform übergehen, sondern eben so gut in Avahre
Aeste ausAvachsen können (Fig. 6, a .), deren angcsclnvollcnc Basis einen augenscheinlichen
Beweis für ihren Ursprung liefert. Das Unterscheidende der Knollen von den astälmlichen
Slocktrieben scheint jedoch hauptsächlich darin zu liegen, dass sich die erstem (ähnlich
den Bulbillen mancher Lillaccon und den Brutknollen A-on Arurn iernaium, Dentaria hul-
bifera u. a.) sehr leicht A-on dem Stocke lösen und ln neue Pflanzen ausAvachscn können.
Der Stock zeigt, trotz seiner nach allen Richtungen ausgehenden Aeste, im Ganzen
doch nur ein YVachsthum nach einer Richtung, Avelches sich leicht aus der gloichförmigeu
Lage der Scheiden entnehmen lässt. Diese sind nämlich immer nach oben gekehrt, d. h.
nach der Richtung hin, nach Avelcher der Stock in den oberirdischen Stamm sich verlängert
und nie wird bei dem Stocke ein YVachslhum nach einer entgcgcngcsetzleu Richtung
Avahrgenommcn.
Bei den Arten, welche einen Fruchtschaft tragen, erscheint dieser immer früher über
der Erde als der eigentliche Stamm. Hinsichtlich der Entwicklnng und des Bestehens
zeigt sich hei dem Schafte der verschiedenen Arten eine sehr auffallende Verschiedenheit.
Eutweder stirbt derselbe nach der Reife und dem Ausstreucn der Sporen gänzlich ab und
die unfruchtbaren Stengel entfalten sich später aus bcsondem knospenartigen Trieben, Avie
bei E. arvense * ), oder der Schaft Avirft nur den gipfelsländlgcn Fruchtstand sammt dem
Fruchtstiele ab und geht selbst allmälig in den eigentlichen Stengel über, wie dieses bei
E. umbrosum M e y e r ., E. sylvaticum und ßuviatile L in . der Fall ist. Bei diesen sind
gewöhnlich die ersten Spuren der Aeste schon an dem Schafte zu erkennen (Fig. 3 .); die
Scheiden des letztem sind aber häutig, am Grunde blassgefärbt und weniger gespalten als
die des Stengels. Doch lassen sich mehrere Kielnerven in jedem einzelnen Zahne bemerken.
Die ÜniAvandlung in den Stengel geht von unten nach oben vor sich, indem der
ganze Schaft allmälig eine mehr trockne und derbe Consitenz annimmt, während der saftige
Fruchtstiel endlich vertrocknet und abgCAVorfen Avird. Bei den zAvei zuerst genannten
Arten treten allmälig die Längsstreifen der Glieder deuliicher hervor, während zugleich die
einzelnen Internodien des Schaftes nebst dem Grunde der Scheide eine grüne Färbung annehmen.
Die Zähne, welche anfangs zu mehreren bis an ihre Spitze verbunden waren,
trennen sich mehr und mehr, und der ganze Umfang der Scheide scheint in dem Verhältnisse
sich zu vermindeni Avie die frühere saftige Consistenz verschwindet. Nur bei E. s y lvaticum
bleiben die Scheiden weniger gespalten, indem die Zähne derselben an dem aus
dem Schafte entwickeiten Stengel häufig noch zu mehreren verbunden bleiben. Durch dieses
Zusammenhängen der Zähne lassen sich daher die durch Umwandlung aus dem Schafte
entstandenen leicht von den unfruchlbaren, unmittelbar aus dem Stocke enisprungeneu Stengeln
unterscheiden, welche jedesmal kleinere und häufiger gezähnte Scheiden besitzen und
noch hauptsächlich dadurch ausgezeichnet sind, dass ihre Oberfläche dicht mit slachelähiili-
chen Zähnchen besetzt ist, Avähreiid die erstem, ganz glatt erscheinen oder doch nur unterhalb
der Scheiden einzelne schärfliche Zähnchen zeigen. Dieser Unterschied scheint auch,
wiewohl in geringerem Grade, bei E. umbrosum statt zu finden. Bei E. ßuviatile ist der
Uebergaiig des Schaftes in den Stengel Aveniger auirallend, da dieser keine erhabenen Streifen
besitzt, keine grüne Färbung amiimnit und die Scheiden des Schaftes mit denen des
entwickelten Stengels eine gleiche Bildung haben. Die ganze Y^eränderung, welche hier
vorgeht, besteht demnach in der Entwicklung der Aeste, deren Ansätze häufig bei dem
Schafte scbon zu erkennen sind. Bemerkeiiswertb ist indessen noch die Beobachtung, dass
bei allen oben erAvähnten Arten die Entfaltung der Aeste gerade in umgekehrter Ordnung
mit der UmAvandlung des Schaftes in den Stamm vor sich geht, indem die Aslwirtel an
den obersten Gelenken sich jedesmal früher ausbildcn als an den unteren.
Hier muss ich noch einmal an die schon früher erwähnte Beobachtung erinnern, dass
die Spaltöffnungen allen Scbafthalm-Stengeln abgeben, welche keine grüne Oberfläche haben,
während sic bei allen grüngcfnrbten Vorkommen und dann jedesmal genau den Streifen
des grünen Zellgewebes entspreclien. Da, wie bekannt, die grünen Pflanzen im Sonnenlichte
Sauerstoff ausbauclien, so muss sich uns auch hier nolhwcndig der Schluss auf-
drlngen, dass die grüne Färhung des Zellgewebes durch eine Desoxydation des körnigen
Inhaltes der Zellen bedingt werde, während derselbe an den Stellen, wo dem Zellgewebe
die Möglichkeit der Anssclieidung des Sauerstoffes durch den Mangel der Spaltöffnungen
benommen ist, wie in dem Stengel von E. ßuviatile und ln dem Schafte von E. arvense,
eine bleiche Färbung vorherrscht, die hier normal ist nnd sich auch dann nicht verändert,
wenn die Pflanzen der Einwirkung des Sonnenlichtes biosgestellt sind, eine Veränderung,
Avelche z. B. bei solchen mit Spaltöffnungen versehenen Pflanzen statt findet, Avelche durch
langes Y’crwcilen an einem finstern, dem Lichte unzugänglichen Orte verbleicht sind und
dann einer stufenweise verstärkten EiiiAvirknng des Sonnenlichtes ausgeselzt werden. Bei
den Arten der Equiscteen deren Schaft oder Stengel keine Spaltöffnungen besitzt, AA-ie bei
den zwei vorhin genannten, lässt sich daher der Mangel der grünen Farbe ohne ScliAvie-
rigkeit erklären *). ScliAvicrlger Avird die Erklärung bei ändern, wie bei E. sylvaticum
im
* ) Das völlige Ahsterben des Schaftes bei E . a r v e n s e erleidet jedoch Ausnahmen. E s gicbt nämlich Be isp iele, «lass
an solchen Standorten, welche im ersten Eriihlinge unter Wasser stehen, in Folge eines dadurch bewirkten üppigeren
Wachstlnuns, der bräunliche Fruchtschaft aus seinen untersten Gelenken grüne Aeste treibt, und so allmälig die
Stengelnatur annimmt; eine Erscheinung, welche je«loch hie auf trocknen Standorten beobachtet wird.
*) Hier kann die grüne Farbe, welche wir bei Moosen und Lebermoosen, trotz dein Mangel der Spaltöffnungen, walir-
nelmicn, keinen Eiuwurf begi-ündcn, w e il bei diesen die derbe Oberhaut fehlt, welche be i den Equiscteen die Com-
numication der innern Zellsubstanz mit der umgebenden L u ft auflicbt und dadurch die Entweichung des Sauerstoffs