
A n h a n g .
Conidienfornien, deren abschliessende Fruchtformen noch
nicht bekannt sind (Fungi imperfecti, Fuckel).
Ausser den vorstehend anfgeführten Pilzen, die in ihrem
Entwiekelungsgange mehr oder weniger vollständig bekannt
sind, oder doch wenigstens in den wichtigsten Fruchtformen, die
ihre Stellung in der Reihe der Pilze und ihre Aufstellung als
besondere Speeies sichern, sind auch aus Schlesien zahlreiche Pilzformen
bekannt, deren abschliessende Formen wir nicht kennen.
Nach unserer Kenntniss über die verschiedenen Entwickelungsformen
der Pilze sind wir berechtigt, sie für Conidienfrüchte verschiedener
Pilzarten zu halten. Es ist möglich, und sogar sehr
wahrscheinlich, dass viele von ihnen in den Entwickelungskreis
von Pilzen gehören, deren abschliessende Formen in der vorhergehenden
Zusammenstellung schon beschrieben worden sind, es
ist aber auch wahrscheinlich, dass viele dieser Formen zu Pilzen
gehören, deren abschliessende Formen uns bisher entgangen sind.
Unter diesen Conidienformen können sieh also in der That
eine Anzahl noch unbekannter Speeies verbergen, es ist aber
keineswegs jede dieser Conidienform als Speeies aufzufassen,
denn, wie wir schon wissen, gehören in den Entwickelungskreis
einer Speeies oft mehrere, sogar viele Conidienformen.
Zu welcher engeren Pilzreihe eine bestimmte Conidienform
gehört, lässt sich zur Zeit für die meisten Formen nicht feststellen.
Die Conidienformen der Zygomycetes, Oomycetes,
Ustilaginei, Uredinei, grösstentheils auch die der Aspergillacei,
Erysibacei und einiger Sphaeriacei (z. B. Valsacei) sind so genau
bekannt, dass es möglich ist, sie diesen Familien zuzntheilen,
sie kommen in Folgendem auch nicht mehr in Betracht.
Die Conidienfruehtform der Basidiomycetes, Discomycetes und
Pyrenomycetes, zu denen sicherlich der grösste Theil der unvollkommen
bekannten Conidienformen gehört, können wir noch nicht
mit Sicherheit unterscheiden, noch viel weniger können wir diese
Formen mit Sicherheit bestimmten Familien oder Gattungen zu-
theilen, wiewohl wir oft aus der Aehnlichkeit mit schon sicher
bekannten Conidienformen mehr oder weniger wahrscheinliche
Vermuthungen in dieser Hinsicht aussprechen können.
Will man für eine Conidienform die bisher noch nicht bekannte
abschliessende Fruchtform auffinden, so kann man durch con-
tinuirliehe Beobachtung zuweilen zu einem Ergebniss kommen.
Man kann anf diese Weise beobachten, dass bestimmten Conidienformen
z. B. eine bestimmte Schlauchfruchtform folgt, und kann
mit ziemlicher Sicherheit auf die Zusammengehörigkeit der
beiden Formen schliessen, wenn die Aufeinanderfolge der Formen
eine gleichbleibende ist und besonders, wenn die beiden Formen
von demselben Mycel ausgehen, hezugsweise demselben Stroma
angehören. Eine etwas leichte Auffassung führt hierbei aber
leicht zu Irrthümern, und Sicherheit kann nur durch Culturen
gewonnen werden, entweder indem Conidiensporen ausgesäet
werden und beobachtet wird, ob sich im weiteren Verlauf auf
den Reinculturen Schlauchfrüchte ausbilden, oder indem die Sporeu
der Schlauchfrüchte in Cultur genommen werden und abgewartet
wird, ob sich eine der bekannten Conidienformen entwickelt.
Durch solche Culturen, besonders in geeigneten Nährlösungen,
hat B re fe ld in den letzten Jahren Ergebnisse erzielt, die viel
dazu heigetragen haben, die Kenntniss der Entwickelung der
Pilze zu vervollkommnen und die vorher nur auf mehr oder
weniger sicheren Vermuthungen angenommene Zusammengehörigkeit
bestimmter Conidienformen mit bestimmten Basidiomyceten,
Discomyceten und Pyrenomyceten festzustellen.
Ein grosses Arbeitsfeld liegt in dieser Hinsicht noch vor uns.
Wir müssen an dem Gedanken festhalten, dass wir eine genaue
Kenntniss der Pilze noch nicht besitzen, solange wir für eine
bestimmte abschliessende Pilzform nicht wissen, welche anderweitige
Fruchtformen in ihren Entwickelungskreis gehören, und
solange wir nicht wissen, welcher abschliessenden Fruehtform
eine bestimmte Comdienform zuzntheilen ist.
Eine unerlässliche Vorstufe für diese Arbeiten ist es, die
Conidienformen von unbekannter Zugehörigkeit kennen zu lernen.
Ihre Zahl ist eine unahmessbare, nnd genauere Beobachtung wird
dieselbe gewiss bedeutend vermehren; die weitere Aufgabe wird es
sein, diese Zahl durch Zuweisung von bestimmten abschliessenden
Formen, oder zunächst durch sicheren Nachweis des entwickelungs-
geschichtlichen Zusammenhanges zweier oder mehrerer dieser
Conidienformen untereinander, wieder zu verringern.
Bel der folgenden Aufzählung der Conidienformen sind nur
diejenigen berücksichtigt, deren Zugehörigkeit zu bestimmten
Familien bezugsweise Arten in dem vorstehenden Verzeichniss