gnostischö Uibersicht. dieses ganzen Steinkohlen-Reviers mitgetheilt, worauf drei Hefte
mit Abbildungen von Pflanzenabdrücken und ihrer Beschreibung folgen werden. Das
erste Heft ist bereits erschienen. Auf der ersten Tafel desselben sind vierzehn Arten
von Fucoideen : abgebildet, welche die ersten aus dieser Formation in Europa wären.
Nachdem die Fucoideen in Nordamerika in der Grauwacke häufig gefunden werden, so
wäre kein Grund vorhanden, um sie aus der Uibergangsformation in Europa ganz aus-*-
zuschliessenj, da aber bei der Steinkohle von Zwickau viele Farren und Calamiten
gleichwie nn anderen. Orten gefunden werden, mit welchen die Fucoideen. hur ausnahmsweise
zusammen Vorkommen und die Gutbierischen Abbildungen, mit den Scliizo-
pteriden und den damit verwandten Pflanzen nicht etwa eiueAehnlichkeit, sondern die grösste
Analogie zeigen*, so sind sie mit Recht von Herrn Professor Presl zu den Hymenophyl-
laqeiten gezählt worden* Wir besitzen selbst ein vortreffliches Exemplar eiues solchen
Hymenophyllaceiten, welches der Gutbierischen Abbildung fig. 1 ähnlich, jedoch viel
grösser ist; die Abbildung, welche wir schon vor zehn Jahren verfertigen liessen, haben
wir noch nicht bekannt gemacht, weil uns seit jeher Zeit kein zweites Exemplar vorgekommen
ist. : Unter den vom Herrn von Gutbier beschriebenen Calamiten und Farren
ist wohl auch manches; Neue, das Beachtung verdient hat.
Durch zufällige Ursachen aufgehalten, diese Einleitung zu unserem siebenten und
achten Hefte ab drucken zu lassen, kam uns in der Zwischenzeit das eilfte und zwölfte
Heft von Brongniarts Geschichte vorweltlicher Pflanzen zur Hand, welches uns npthigt,
auf manches, ,was wir früher geäiissert haben, wieder zurück zu kommen.
Adolph Brongniart hat die Gattung Caulopteris mit den Sigillarien verbunden
und sie als r.er^te: Sectiqn derselben aufgestellt. Daraus geht der Schluss hervor,
dass e r , die. Sigillarien ebenfalls für- Farrenkräuter ansieht; darin können wir uns
aber mit ihm nicht ganz vereinigen, da, wie es uns/scheint, die Verschiedenen Formen,
welche Brongniart unter den Sigillarien zusammengestellt hat, sich nicht wohl an Caulopteris
anschliesseu lassen. Uebrigens mögen diese verschiedenen Formen, die wir
als Favularia, Rhytidolepis und Syringodendron unterschieden haben,' immerhin noch
unter Sigillaria; stehen bleiben, i bis' genauere Untersuchungen gestatten werden, sie in
jene Gattungen zu trennen, die unfehlbar unter ihnen enthalten sind.
Brongniart hat in seiner Einleitung viele und nicht unwichtige Gründe und Nachrichten
aufgeführt, warum die Sigillarien weder zu den monocotylen noch dicotylen
Pflanzen gezählt werden dürfen, da es bekannt ist, dass in den Formationen, in welchen
diese Pflanzen in Europa und Amerika allgemein Vorkommen, ausser Farrenkräutern und
Coniferen keine dicotylen Pflanzen getroffen werden. Brongniart selbst beschreibt zwar im
zwölften Hefte p. 4 2 6 eine Sigillaria lepidodendrifolia, welche mit Blättern versehen
seyn s o ll; der langen Beschreibung ungeachtet kann man sich von diesen Blättern kein
deutliches Bild machen, da die Abbildung noch nicht erschienen ist; nebstdem kann man
es nicht enträthseln, welchem Lepidodendron diese Blätter ähnlich seyn sollen.
Als wir vor achtzehn Jahren das schöne Lepidodendron dichotomum entdeckten
und auf diese Pflanze die neue Gattung gründeten, waren wir selbst in der neuen Bahn,
welche wir gebrochen haben, noch befangen, und indem wir bald hernach andere Formen
auffanden, welche zwar nicht ganz, mit jener Pflanze übereinstimmten, doch in einigen
Charakteren viele • Aehnlichkeit zeigten, so getrauten wir uns bei dem damals ärmlichen
Materiale und den so schwierigen Unterscheidungskennzeichen nicht, scharfe Trennungen
zu unternehmen ; wir fügten daher dieser Gattung mehrere Arten bei, die jezt als generisch
verschieden anerkannt werden müssen. Desgleichen hatten wir am Schlüsse unseres ersten
Heftes bemerkt, dass Lepidodendron dichotomum durch seine Gabeltheilung im Bau des
Stammes und der Aeste sich mehr den Lycopoditen nähere; diess hat uns verleitet, in
dem Tentamen, womit das vierte Heft sich . schliesst, diese Pflanze zu den Lycopoditen
zu übertragen, statt dass wir dieselbe als eigene Gattung unter der Familie Lyco-
podiacites hätten aufstellen sollen. Da es nun nach dem Sprichwortes „besser spät, als
gar nicht“, immer noch Zeit ist, einen begangenen Fehler zu verbessern, so wollen wir
dieses liier unternehmen.. Die Gattung Lepidodendron im strengsten Sinne steht für
sich sehr ausgezeichnet da; es muss aber auch, wie schon oben gesagt worden, Jas
Lepidodendron punctatum als eine besondere und zu den Farren gehörige Gattung betrachtet
werden, nachdem seine äussere und innere Organisation die Analogie mit den
baumartigen Farren beweist. Diese letztere Gattung ist von mehreren Schriftstellern
mit der Caulopteris vermengt, gegenwärtig aber ausgeschieden und Protopteris genannt
worden.
Es wiederholt sich hier die Beobachtung, die wir schon mehrmals zu machen
Gelegenheit gehabt haben, dass unter den Pflanzen der Vorwelt viele Zwischenglieder
sich finden, welche die Lücken der Reihen unserer jeztweltlichen ausfüllen
und verbinden; so werden auch unter unseren Lepidodendron mehrere Individuen und
Arten sich der Gattung Caulopteris, die wir als zu den Farrenkräutern gehörend anerkennen
, nähern, wenn gleich zwischen den Wedelpolstern der lebenden und der Vorwelt
Farren sich Organisationsunterschiede bemerken lassen. So lässt sich zwar Caulopteris
im Sinne des Lindley mit lebenden Farren, als mit Alsophila dealbata aus
Neuseeland und mit Alsophila excelsa von der Norfolksinsel (siehe unsere Taf. 66
fig, i — 6) vergleichen, nur müssen wir bemerken, dass in der Verkeilung der Gefäss-
bündel auf den Aulieftungsnarben der lebenden Farren eine Art Symmetrie herrscht,
die man bei den fossilen Stämmen, welche Lindley abgebildet hat, vermisst, wovon
man sich durch Vergleichung der beiden Tafeln 65 und 66 der vorliegenden Hefte mit
jenen von Lindley leicht überzeugen kann. Es könnte aber das Unsymmetrische der
Abdrücke und deren Narben wohl auch bloss von dem schon zum Theil verwesten Zustande
abzuleiten seyn, in welchem sie sich befanden, als sie in den Schieferthon eingehüllt
wurden.
Dass Brongniarts Sigillaria (Caulopteris) peltigera ein mit Luftwurzeln überklei-
deter Farrenstamm gewesen seyn könne, wollen wir nicht bestreiten; wir haben selbst
in der wiener Naturaliensammlung einen solchen, mit Luftwurzeln überstrickten Farren
der Jeztwelt gesehen, von welchem nichts als dieses Nest von Luftwurzeln und geringe
Reste von den inneren Theilen nebst den Insertionsnarben übrig blieben, indem das
Innere des Stammes. ausgefault ist. Das Lepidodendron ornaiissimum unseres Tentamen
ist nunmehr eine Art der Gattung Ulodendron; ihre Astnarben befinden sich auf dem
Stamme in zwei einander gegenüberstehenden Reihen und haben eine gewisse Aehnlichkeit
mit den Blattstielnarben bei der Alsophila dealbata, noch ähnlicher sind sie aber
denjenigen, welche Blume bei Antiaris toxicaria (Rumphia (ab. 23. fig. 1.) äbge-
bildet hat.
Nachdem wir den gegenwärtigen Zustand der Flora der Vorwelt, wie er sich
durch die Bemühungen der Naturforscher gestaltet, in der gedrängtesten Kürze dargestellt
haben, müssen wir noch einige Worte über diese zwei vorliegenden Hefte unseres
Versuches sagen und im Voraus eine Erklärung geben, welche Ansichten darin herrschen
und welche Ideeu als leitendes Princip gedient haben.
Da sich seit einigen Jahren durch zahlreiche Entdeckungen das Materiale der
Vorweltlichen Flora vermehrt hat, so suchten wir zuerst alle Zusätze zu dem fünften
und sechsten Hefte unseres Versuches in der dort angenommenen systematischen Folge
aufzuzählen, und begannen mit den Algaciten, welche durch neue Arten vermehrt würden.
Auch die Equisetiten erhielten zuvörderst aus der Formation des Keupers eine bedeutende
Zahl neuer Arten, wovon einzelne, ein besonderes Interesse gewähren. Die Far-
reukräuter im weiteren Sinne erhielten aber eine gänzliche Umarbeitung und eine ändere
Anordnung. Bei diesen Pflanzen der Vorwelt erheischten die zahlreichen neuen Entdeckungen
die Begründung einer besseren Methode der Anordnung und Einkeilung.
Die glücklichen Funde fruchtbarer oder wenigstens die Spuren der ehemaligen Früchte
tragenden Farrenkräuter braethen Licht und Aufklärung über die Natur dieser Pflanzen
der Vorwelt und zeigen die Analogien mit denen der Jeztwelt. Diese fruclitträgenden
Farrenkräuter der Vorwelt sind aber noch nicht über allen Zweifel erhaben, da man noch
nicht im Stande ist und es vielleicht niemals seyn wird, bei allen zu elassificirenden Arten
die Organisation der Sporaugien oder Capsein zu beobachten und hiedurch eine aüfsicbetern