gewinnen, wir müssen auch die mineralischen Kohlen, zu denen sie Veranlassung gegeben
haben, in Betrachtung ziehen.
Nach unserer Ansicht stehen die mineralischen Kohlen in einem direkten Verhältnisse
zu den ehemals vorhandenen Floren und zu der Dauer der Vegetationsperioden.
Man wird uns entgegnen, dass zwischen der ersten so einfachen Flora und den grossen
Ablagerungen der Steinkohle, die auf 3 0 , 36, ja bei St. Etienne angeblich auf 6 0
Klafter Mächtigkeit geschätzt werden, kein Verhältniss bestehe. Allein abgesehen davon,
dass nur ein so geringer Antheil der vorhandenen Kohlenlager in Bezug auf Pflanzen
seit wenigen Jahren untersucht worden und viele Pflanzen in die Masse der Kohlen
übergegaugen sind, von denen wir nur selten Bruchstücke zu Gesicht bekommen, so
müssen wir auch daran erinnern, dass die erste Vegetation sehr grossartig war, und
colossale Stämme hervorgebracht hat. Man erlaube uns das Bild eines jener Vorzeit
eigentümlichen Urwaldes zu entwerfen.
Man denke sich einen Urwald zu einer Zeit, wo es weder Menschen noch
pflanzenfressende Thiere gegeben hat, und lasse diesen in einem warmen und feuchten
Klima durch eine unbestimmbar lange Zeit**) fortvegetiren, alle Abfälle von Aesten,
Blättern, Samen, Früchten und vermodernden Stämmen dem Boden wiedergeben, und
so sich mehrere Pflanzengenerationen übereinander auf bauen, so wird eine Masse von
Modererde aus der Rinde'■$* dem Holze, den Früchten, Samen, Blättern und der sämmt-
lichen Vegetation kleinerer Pflanzen bestehend geliefert werden, und auf dieser die noch
lebende Vegetation vorhanden seyn, so dass man sehr grosse Räume damit wird ausfüllen
können. Denken wir nun eine Erdrevolution hinzu, wo ein Orkan die lebende
Vegetation niederstürzt, und eine mit Sand und Schlamm geschwängerte Wasserbedeckung
darauf folgt, so haben wir das getreue Bild, wie dermal die oberen Ablagerungen der
Steinkohlen wirklich gefunden werden, wo nämlich auf dem Dach der festen Kohlen-
mässe sowohl niederliegende als aufrechtstehende Bäume und Pflanzenabdrücke in
Menge aufgehäuft gefunden werden. Seltener sind die Fälle, wo aufrecht stehende
Bäume zwischen 2 Kohlenflötzen getroffen werden, die sich nach oben und nach unten
in die Kohlenschichten verlieren. Die angeführte Wasserbedeckung konnte die Modererde
örtlich anhäufen, chemische Auflösungen und Veränderungen in den verschiedenen
Stoffen derselben bedingen, und die ganze Masse mit Sand und Thon überdecken; auf
diese Weise haben wir nicht nöthig, aus der Luft oder aus dem Wasser Kohlenstoff zu
erborgen, um eine Kohlenformation zu ermitteln, da sich in diesem Zwischenraum sowohl
auf dem trockenen als auf dem nassen Wege Humus- und andere Säuren, Bitumen und
selbst Kohle erzeugt haben werden, wie dieses noch heut zu Tage in den Torfmooren
der Fall ist. Das Material war in Fülle vorhanden, und ein Gährungs-Process unter
der Erd- und Wasserbedeckung musste unmittelbar darauf erfolgen.
Ob diese Überschwemmungen und Einbrüche von Süsswasser - Seen herrühren
oder die Absetzung und Verschwemmung in eine Bucht von gesalzenem Wasser durch
Ströme verursacht worden ist, scheint uns unwesentlich. Die Verschiedenheit der Koh-
lenflötze und Ablagerungen scheint selbst auf mancherlei Arten der Entstehung zu
deuten.
Die Anwesenheit eines Scorpions in der böhmischen Kohle, jene des Megalichthys
in der Cannelkohle in Fifeshire, welche von Leonhard Horner als ein Süsswasserniederschlag
angegeben wird, zeugen darauf hin, dass solche Kohlenniederlagen von jenen in
England und an andern Orten, die mit Fischen und Schalthieren in Kalklagern Vorkommen,
verschieden sind, und unter anderen Verhältnissen entstanden seyn mögen.
Dass es in der Vorwelt lange Vegetationsperioden gegeben hat, beweist ein
aufrechtst ehender Baum in der Braunkohle von Pützberg, an welchem Herr
Oberbergrath Nöggerath in Bonn 7 9 2 concentrische Jahresringe gezählt
hat. Bukland.
Noch abweichender sind jene Ablagerungen Englands, deren zahlreiche Kohlenflötze mit
dem Schieferthone und Nebengesteine wechselnd bis zu grossen Tiefen hiuabreicheh
welche durch Trapp oder Basaltgänge durchsetzt werden; diese Ablagerungen deuten
auf eine öftere Wiederholung ähnlicher Aufschwemmungen während einer lang andauernden
Zeitperiode *).
Dass in jener Zeit der Steinkohlenbildung ein jedes vegetative Gebilde sehr
leicht eine kohlige Bildung einging, davon finden sich unzählige Beweise in den mechanischen
Niederschlägen des Schieferthons; jedes einzelne Fiederblättchen eines Farren-
krauts ist innerhalb des Schieferthones oder in der trockenen anlhracitischen Kohle mit
Kohlenstaub bedeckt, welcher sich wegwischen lässt; in der fetten Kohle hingegen ist
es mit einer oft glänzenden Kohlendecke überkleidet. Spaltet man den Schiefer, so liegt
das schwarze Fiederchen auf der einen, und der Hohlabdruck, gewöhnlich mit dem deutlicheren
Abdruck der Nerven, auf der anderen Hälfte des Schiefers* Bei den aufrecht-
stehenden versteinerten Bäumen ist gewöhnlich zwischen dem Steinkerne und der inneren
Seite der im Nebengesteine festhaftenden Rinde eine ungleiche Verkohlung zu bemerken,
welche als ein brauner Staub wie Umbraerde gemischt mit- kleinen Würfeln
von Glanzkohle erscheint.
In versteinerten liegenden Stämmen sind einzelne Stücke der Holzfaser zwar
unversehrt, aber schwarz und zerreiblich, andere dagegen sind schwärzlich mit Beibehaltung
der Holztextur; die beiden Processe der Versteinerung und Verkohlung scheinen
daher gleichzeitig gewesen zu seyn.
Kohlenstoff zur Bildung von Kohlensäure und besonders günstige Verhältnisse,
um mit dieser Verbindungen einzugehen, woran auch die Kalke Theil genommen haben,
müssen also damals wohl vorgeherrscht haben. Die Bildung der mineralischen Kohle
auf nassem Wege ist aber ein noch unaufgeschlossenes Geheimniss, dessen Erschliessung
das höchste Interesse besitzt, weswegen wir dieselbe den erfahrenen Chemikern unserer
Zeit dringend ans Herz legen.
Die zweite Flora scheint durch öftere Untersuchungen auf kleinere Räume und
kürzere Vegetationsperioden beschränkt gewesen zu seyn. Die baumartigen Farren, die
Lepidodendra, die Stigmarien waren verschollen; Equisetaceen, Calamiten, Zamiten,
Coniferen, kleine Farren und Gräser, Tange und wenige dicotyledonische Pflanzen traten
an ihre Stelle, und bildeten unter sich verschiedene kleinere Floren, welche, indem sie
sich immer erneuerten oder fortsetzten, theilweise in verschiedenen Revolutionen unter-
gegangen sind. Kohlenbildungen hatten zwar auch hier statt gehabt, aber grosse Anhäufungen
von Kohlenstoff sind kaum zu erwarten. Diese zwischen häufigen Störungen
oscillirenden Vegetationsperioden und die vorherschenden kleineren Pflanzen mit geringem
Holzkörper mochten wohl nur durch örtliche Begünstigungen zu einer bedeutenden
Entwicklung gelangt seyn.
’ ) Dfis Kohlenfeld von Newcastle upon Tyne bis Crossfield besizt eine Mächtigkeit
von 4 0 0 0 Fass, und besteht aus alternirenden Lagen. In den oberen Mitteln
ist die Kohle vorherrschend, in den unteren der Kalkstein. Individuelle
Schichten werden gezählt:
Kohle . . . . . , . . . $2
Sandstein . . . . ...........................................................($2
Kalkstein . . . . . ^ . . 1 7
Trapp- Damm
S c h ie f e r th o n ........................................................................................120
Im Kalk werden Schalthiere gefunden.
Dr. Hibberfs Account of the Limestone of Burdiehouse near Edinburgh.
Transact, of the Boy al Society of Edinb. XIII. Dr. Buckland l. c. p. 64.