Ausnahme sfeyn. Nach Angabe von A le x a n d e r B r o n g n ia r t soll Brand in den
Kohlengruben bei Y e z e r e im Departement der Dordögne ausgetrocknete noch biegsame
Farrnwedel gefunden haben. Diese ganz ungewöhnliche Erscheinung könnte wohl kaum
anders gedacht werden, als dass diese Wedel nicht in das Wasser gekommen, sondern
vorerst im Ufersand begraben durch starke Sonnenhitze ausgetroeknet worden sind, ehe sie
vom Wasser überdeckt wurden, und muss als eine Ausnahme der Regel durch besondere Örtliche
Verhältnisse herbeigeführt angenommen werden. Gewöhnlich werden die fossilen Pflanzen
und Bäume bei gänzlicher Beibehaltung ihrer äussern Form und Umrisse in Kieselerde
oder Schieferthon verschiedener Mischung übergegangen gefunden, und da, wo eine Kohlenbildung
statt gehabt, sind sie gewöhnlich mit einer Kohlenrinde überzogen. Es dürfte
schwer .werden, sich die Pseudomorphosen mit Beibehaltung der äussern Form, sowohl
im Mineralreich als im Pflanzenreich anders zu vergegenwärtigen, als durch vorhergegangene
Auflösung der Mineral- oder Pflanzensubstanz.
Die Steinkohlenformation ist unter allen Formationen am gleichförmigsten in der
Erdkruste verbreitet, die einzelnen Kohlenlager wechseln aber sehr in ihrer Mächtigkeit
und der Art ihrer Ablagerung. Es giebt fast kein Steinkohlenflötz, wo nicht im Liegenden
Sattl oder Rülcen gefunden würden, welche die Flötze Umstürzen, öfter auch
abschneiden und verwerfen, Klüfte, welche die Kohle heben oder herabsenken ; tliess sind
hinreichende Beweise der Unebenheiten des Grundes, auf welchem sie abgelagert sind.
Die Steinhohlen im Kalkgebirge sind nicht versteinerungsleer*); wenn bei anderen
Steinkohlen keine, Meergebilde Vorkommen, so mag dieses vielleicht den Schwefelkiesen
zugeschrieben werden können. Fucoideen scheinen überhaupt in den Seegewässern der
ersten Periode sehr selten gewesen zu seyn.
Als wir diese Wiederlegung der Ansichten von A d o lp h B r o n g n ia r t bereits mit
unserem übrigen Manuscripte an Herrn Grafen B r a y zur Uibersetzung ins Französische
abgeschickt hatten, kam^uns der erste Band der Abhandlungen der Gesellschaft
der Naturforscher in Strasburg in die Hand, in welchem sich Herr V o lz **) über die Vegetationsperioden
so wie über cral Bildung der Steinkohle ziemlich einstimmig mit uns
ausspricht, und durch die. sehr riphtige Unterscheidung der verschiedenen Formatipns-
verhältnisse der Sandgebilde mit den ihnen untergeordneten Mergeln und der Kalkablagerungen
sehr deutlich nachweiset, dass der Mangel an Pflanzenabdrücken in den Kalkgebirgen
keinesweges eine allgemeine Wasserbildung und Vertilgung aller Vegetation
bedinge; gleich wie die raschen Vegetationsübergänge in mehreren auf einander folgenden
Sandsteinbildungen nicht mehr beweisen,, als dass diejenigen Theile der Erdrinde, welche
wir bisher kennen, nicht alle allmähligen Vegetations-Uibergänge darstellen,, welche in
dieser Zeitperiode statt gefunden haben mussten.
Schon, die geschieferte Bildung der Steinkohle und des Schieferthones sey ein hinreichender
Beweis, dass sje nicht aus Torfmooren gebildet worden; es [wäre höchst
wahrscheinlich eine wahre Littoral- Formation an den Ufern grosser Inseln in Buchten
etc. etc* Die neuesten Nachforschungen in den Sandsteinformationen von dem Jurakalk
aufwärts haben bereits die . Uibergangs - Flora sehr bereichert,, aber nirgends einen
scharfen Abschnitt nachgewiesen;. Meeres- und Landpflanzen, erscheinen häufig vermischt,
oder auch örtlich getrennt, im Keuper-Sandstein in Bruchstüke zertrümmert, in anderen
Sandsteinen wohl erhalten. Unser sämmtliches Material ist aber überhaupt nur noch
ein Bruchstück und eben darum nicht hinreichend, um scharfe Abschnitte zu machen, doch
dürfen wir die erfreuliche Bemerkung aussprechen, dass wir in den letzten zwei Jahren
bedeutende Fortschritte gemacht haben.
*) In England kommen mehrere Ammoniten in dem sie umgebenden Kalk ge steine vor.
**) V o lz dans les Memoires de la soc. d7 hist, nat. de Strasbourg,
rietös* T. 1. p. 13 —17. |
articles va-
8. „ SchliissUch wird nach Vergleichung der successiven Erscheinung der Thier-
„wclt die Hypothese aufgestellt: dass die Atmosphäre zu der Zeit der ersten Ve^etations-
„ periode einen sehr grossen Antheil von Kohlensäure enthalten habe, welche sowohl zu
„ der kräftigen Vegetation als zu der Kohlenbildung aus den abgestorbenen Pflanzen vie—
„les beigetragen habe.“
Uiber diese Hypothese, gleichwie über jene von P a r r o t, dass nebst der Kohlensäure
auch Flusspathsäure in der Atmosphäre vorhanden gewesen, und die Kohle
aus submarinen Pflanzen gebildet worden ist, glauben wir uns auf jene Aeusserung
beschränken zu müssen, welche die königliche Academie in Paris über die Hypothese
von B r o n g n ia r t ausgesprochen hat: dass bei der Schwierigkeit solcher Nachweisungen
man die sinnreiche Ansicht des Verfassers auf ihrem Werthe beruhen lassen
müsse. Wir sind zwar überzeugt, dass A d o lp h B r o n g n ia r t durch neuere Erfahrungen
belehrt mehrere dieser Ansichten bereits geändert haben werde, wir hielten es jedoch
für nothwendig, selbe zu besprechen, damit diejenigen Naturforscher, welche sich in
Zukunft mit den vorweltlichen Pflanzen beschäftigen werden, ohne vieieu einzelnen
Schriften nachschlagen zu müssen, in unserem Werke alles beisammen finden, wa& zu
unserer Zeit über diesen Gegenstand verhandelt wurde.
Der umfassende Plan, welchen A d o lp h B r o n g n ia r t seinem grösseren Werke
über die . Geschichte der fossilen Pflanzen *) zum Grunde gelegt, verdient die grösste
Würdigung und Anerkennung. Wenn auch manches auf dem Standpunkt, auf welchem
sich dieser Zweig der Natur — Wissenschaften befindet, dermal noch nicht erreichbar
wäre, so bleibt die Anlage für alle künftige Zeiten ein nützliches Vorbild, das durch
Mitarbeiter und neue Erfahrungen gefördert uns einst die Vegetation der Vorwelt in
den verschiedenen Zuständen der sich bildenden Erdkruste eben so anschaulich vor
die Sinne führen wird, als unsere gegenwärtigen Floren mit der geographischen Verbreitung
ihrer Pflanzen.
Da wir annehmen können* dass die ersten Hefte des brongniartischen Werkes, welche
bereits in mehreren Zeitschriften angezeigt worden, den Botanikern bekannt sind, so wird
hier nur dasjenige der Einleitung wiederholt werden, was sich unmittelbar auf die Methode
der Untersuchung, welcher der Verfasser gefolgt ist, bezieht.
Die Aufmerksamkeit wird zuerst auf die Vegetations- und Fructificationsorgane
geleitet, von denen die ersteren bei Pflanzen niederer Stuffen, wo beide enge mit einander
verbunden sind, zumal bei Bestimmung fossiler Pflanzen wichtige Dienste leisten können.
Bei Pflanzen höherer Stufen wären freilich die letzteren vörzuziehen, da sie aber nur
höchst selten gefunden werden, so müsse man sich hauptsächlich an die anatomischen
Charactere der inneren Struktur halten, und wo auch diese fehlen, müsse man der
Form den Ausdruck abzugewinnen suchen, welchen sie andeutet.
Die ; Nahrüngsgefässe, welche die Stellung oft auch die Formen der Organe
bestimmen, wären wichtiger, als das Parenchym, das sie umscliliesst, die Verthei-
ltuig der Gefässe und ihre Lage müsse uns am sichersten zur Auffindung der Verwandtschaften
leiten. Die Wichtigkeit der Gefässvertheilung in den Pflanzen - Stämmen
ist in den zwei Klassen der Phanerogamenpflanzen allgemein anerkannt,’ wo jedoch
diese nicht zu erkennen wäre* (das leider so wie’ 'bei den früher besprochenen
Organen am öftersten der Fall is t) , müsse man sich auf die Untersuchung der
äusseren Form der Stämme beschränken, deren Ausbildung durch die Art des Zuwachses
bedingt würde. Nach den innern Gefässen sei die Insertion der Blätter auf der
Oberfläche des Stammes das Wesentlichste, denn diese ist ebenfalls das Resultat des in-
• ) Histoire des végétaux fossiles, ou recherches botaniques et géologiques sur la
végétation renfermée dans les diverses couches du globe * par A d o lp h e
B r on gn ia r t. Paris * 1828, livr. 1 -r-v6. 4.