2* D i e M a r k s c h e i d e u n d d i e M ä r k s t r a h i e n.
Die eigentliche Gefässmasse der lebenden Baumfarreu ist nie mit der Bastscheide
in direkter Berührung, sondern stets durch eine, der Marksubstauz gleiche, schmale
Lage von Zellgewebe getrennt und völlig umhüllt. Diese eine Scheide bildende Zellgewebemasse
(der Scheide des Bastes analog) besteht aus zwei Schichten, deren äuss(ere
Schichte Herr Prof. Mohl „Stratum parenchymatosum inter vaginain prosenchymatosam
et cylindrum lignosum positum“ nennt, und die unmittelbar der inneren Fläche der
ßastscheide angelagert ist. Die innerhalb dieser äusseren Schichte der Markscheide und
der Oberfläche des Gefässbündels unmittelbar anliegende innere Schichte besteht bei
mehreren Baumfarreu aus viel zarteren, weisslichen, dünnwandigen, gestreckten Zellen,
und Herr Prof. Mohl nennt dieselbe ..»Stratum angustarum elongatarum cellularum lignum
circumdantiunu“ Wir betrachten die äussere Schichte der Zellen der Markscheide als
das bei vielen dicotylen Gewächsen, z. B. bei Cissampelos, zwischen den einzelnen
Holzbündel eingestreute Zellgewebe, welches in dem angeführten Beispiele überdiess
auch mit den Markstrahlen zusammenhängt, und von aussen kreisförmige Scheiden um
die Jahrringe und die dazu gehörigen einzelnen Holzbündel bildet. Auch ist diese innerhalb
des Bastes liegende Parenchymlage analog den bei monocolylen Pflanzen in deren Holzbündeln
vorkommenden, die Gefässe von den Bastkreisen trennenden Zelllagen, welche
stets die Spiral- und Poren- oder Treppengefässe umgeben, und denen oft die Gefässe
des eigenthümlichen Saftes eingestreut sind.
Die innerhalb der von uns Markscheide genannten Zellgewebelage befindlichen
Parenchymmasse, welche einzelne Zellparthieen zwischen die Gefässe sendet, betrachten
wir als zu den Markstrahlen gehörend, und werden sie dort genauer würdigen.
Die Markscheide (Taf. LXIV. fig. 1. i. i.) umgibt die Gefässe (g.) völlig, und
ist in trockenen Stämmen oft theilweise durch unregelmässige Spalten (h.) von dem Ge-
fässbündel getrennt, welche Trennung allein der Vertrocknung zuzuschreiben, und nicht
wie einige Naturforscher gethan haben, als normale Lufthöhle oder Luftgaiig zu betrachten
ist. Im fossilen Psaronius cyatheaeformis ist die Markscheide durch Fäulniss
grösstentheils zerstört, und nur einzelne Parthieen (Taf. LXII. fig. 1. e. f.) sind
erhalten.
Bei Protopteris Cottai n. ist die äussere Lage der Markscheide (Taf. LXVII.
fig. 3. a.) viel stärker, als die innere (fig. 3. z.), welche unmittelbar der unvollständigen
Bastscheide angelagert ist. Dieses Verdicken der äusseren Schichte der Markscheide
scheint hier die Stelle und Function der äusseren fehlenden Bastscheide zu vertreten.
Die von uns zu den Markstrahlen gezählte innere Schichte der Markscheide
fehlt manchen lebenden Baumfarren (z. B. Cyathea Delgadii Taf. LXIV. fig. 1.), und
den von uns genauer untersuchten vorweltlichen Farrenstämmen gänzlich.
Bei den Farren, wo sie vorhanden, sendet sie schmale Zellstreifen zwischen die
Gefässe (s. Mohl ap. Mark pl. crypt. Icon. Taf. XXXII. fig. 3. o—p. 1.), weiche Herr
Professor Mohl „Cellulae parenchymatosae inter vasa porosa jäcentia“ nennt, und
die wir als
M a r k s t r a h 1 e n
bezeichnen. Aber nicht allein die innere Parenchymlage der Markscheide des Holz-
cylinders der Baumfarren bildet ausschliessend (wie bei Alsophila nigra, phaleräta und
excelsa) Markstrahlen, auch die erste äussere Markscheidenschichte bildet dieselben
dann, wenn diese innere fehlt. Wir sahen dieses Uibergehen der äusseren Schichte
der Markscheide in die Markstrahlen an Cyathea Delgadii (Taf; LXIV. fig. 5. y.) und
mehreren anderen lebenden Baumfarren, vorzüglich deutlich aber an der fossilen Protopteris
Cottai (Taf. LXVII. fig. 3. a. z. y.).
Bei den lebenden Baumfarren sind die Markstrahlen (Taf. LXIV. fig. 5. yi) aus
schmalen, zwischen den porösen Gefässen (fig. 5. x.) verlaufenden Zellstreifen gebildet,
die sich untereinander netzartig verbinden, und hierdurch Gefässiuseln bilden.
Die fossilen Baumfarren besitzen völlig gleichen Bau, Lage und Richtung der
Markstrahlen wie die lebenden Arten dieser schönen Pflanzengruppe. Bei Protopteris
(s. Taf. LXVII. fig. 2. g. fig. 3; 4.) verlaufen die Markstrahlen (y.) zwischen den Ge-r
fassen (x.) ganz gleich den ah Alsophila excelsa von Prof. Mohl abgebildeten (1. c.
Taf. XXXII. fig. 3. L). Auch die Märkstrahlen des Psaronius cyatheaeformis (Taf.
LXII. fig. 4. u.) verlaufen auf gleiche Weise. Bei Protopteris sind die Zellen der
Markstrahlen und der Markscheide mit einer undurchsichtigen Chalcedonmässe erfüllt,
während die im lebenden; Zustande hohlen Gefässe von einer durchsichtigen Materie
durchdrungen und erfüllt sind. Wahrscheinlich waren auch schon im lebenden Zustande
diese Markstrählehzelleu mit einer undurchsichtigen Substanz erfüllt, welche im Ver-
steinerüngsprocesse den involvirenden Agentien ihre Eigenschaften mittheilte; vielleicht
war der sie erfüllende Stoff" Stärkmehl oder Harz, wie es gewöhnlich bei den Zellen
der Markstrahlei) jeztweltlicher Baumfarren (Taf. LXTV. fig. 5. y.) der Fall ist, welche
dann ebenfalls minder durchsichtig sind.
3. D i e G e f ä s s e
der lebenden und fossilen Stämme der Baumfarren sind fast gleich gebaut, und wenn
wir in den fossilen Stämmen noch nicht alle bei den jeztweltlichen Farren entdeckten Ge-
fässformen aufgefunden haben, so liegt das Uibel nur in dem so spärlich vorhandenen
Materiale. Erstens sind Strukturbesitzende Baumfarren - Stämme der Vor weit höchst
selten; zweitens sind bis jezt nur Protopteris Cotteana und Psaronius cyatheaeformis n.
etwas genauer, jedoch lange nicht kritisch genug untersucht.
Die Gefässe jeztweltlicher Baumfarren sind zur Reihe der porösen und Treppen-
Gefässform (s. Mohl Icon. Taf. XXXV. fig. !.)' gehörig,’ und bieten oft an verschiedenen
Theilen oder Wänden eines und desselben Gefässes die poröse oder die Treppenform,
nebeneinander lagernd, oder in einander übergehend dar.
Ganz den Gefässen der lebenden Baumfarren, wie solche Herr Prof. Mohl (Taf.
XXXV. fig, 1.) trefflich abgebildet, gleich gebaut, fanden wir die Gefässe der Prötop-
teris Cotteana (Taf. LXVH. fig. 5.). Es sind ebenfalls Treppengefässe, und von sehr
beträchtlichem Durchmesser. Auch die Gefässe des Holzes des Psaronius cyatheaeformis
(Taf. LXIII. fig. 3. k. k.) sind, in so weit sie noch erhalten, und nicht von der einhül-
lenden undurchsichtigen Versteinerungsmässe (L 1.) verdeckt sind, ebenfalls Treppengefässe.
Im Querschnitte betrachtet sind die Gefässe des Holzes der fossilen Baumfarren
ebenso wie die lebenden gebaut, wie man bei Vergleichung der Querschnitte derselben
bei Psaronius cyatheaeformis (Taf. LXII. fig. 2. 3. 4.) mit den der Cyathea Delgadii
(Taf. LXIV. fig. 5. x.) ersehen kann.
- Noch grösser ist die Aehnlichkeit, oder besser gesagt, anatomische Gleichheit,
wenn man Fig. 4. unserer LXII. Tafel mit dem Querschnitte der Gefässe der Alsophila
excelsa Tafi XXXV. fig. 4. (Icon, plant, crypt.) bei Mohl vergleicht, wo dann a. und
u. die Markstrahlzellen, m. g. die Gefässe mit ihren aneinander gelagerten Wänden, und
t. die Zwischengefässräume bezeichnen.
Aber auch die Gefässbündel der Staarsteine (Taf. LXI. fig. 1—12. b. b. d. d.)
und der Wurzeln der Protopteris (Taf. LXVII. fig. 8. q.) bestehen gleich den Gefässen
der Baumfarren der Jeztwelt (Taf. LXIV. fig. 2. q.) aus der Treppen- und porösen
Gefässform, und im Querschnitte betrachtet haben wir an denselben alle jene Theile
wieder erkannt, so den Gefässen des Trachealsystems jeztweltlicher Pflanzen überhaupt
zukommen. Bei Psaronius intertextus (Taf. LX. fig. 1. Taf. LXI. fig. 1—4.) erkennt
ihaü deutlich an den Gefässen (fig. 4. e.) die Wände und die Hohlräume (f.) der sie
durchbrechenden Poren, und die dunklere Gefässsubstanz (g.) an den Ecken dreier zu-
sammenstossender Gefässe, so wie einzelne intermediäre Scheidewände (b.) und Spuren
der ehemals die Gefässe umkleidenden Markscheide (i.). Im Längsschnitte betrachtet
sind die Gefässe der Protopteris (Taf. LXVII. fig. 4. x.) ebenso wie bei den jeztwelt-
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