2. „Eiiie jede (1er Zeitperioden und Floren wird durch eine Formation getrennt,
„welche keine Abdrücke yon Landpflanzen enthält, die erste Periode durch das* Roth-
„liegende und den Zechstein, die zweite durch den Muschelkalk, die dritte durch die
„Kreide.f<
Die Uiihahbärkeit dieser Angabe in Bezug auf den rotheu Sandstein und Zeclistein
ist bereits durch Hoffmann *)' und von uns nachgewiesen. Im’ Muschelkalk hat später
B r o n g n iä rt selbst die N e u r o p t é r i s G a illa r d o t i afigezeigt, es bleibt daher nur
noch zu erweisen, dass in der Kreideformation auch Landpflanzenabdrücke erscheinen.
Nach A le x a n d e r B r o n g n ia r t•**) wird zu der pelagischen Kreideformation
auch dié kreidenartige G lau ko n ie (Plaenerkalk) und der Gr eens and (grès1 de Pirna
H um b o ld t ) gerechnet. Wenn nun auch in der eigentlichen Kreide meistens bloss
Abdrücke von FücOideen Vorkommen, so ist dieses keinesweges der Fall in den Sandgebilden
, nur stimmen die Meinungen der Geognosten über diese Sandsteine' nicht ganz
überein. A le x a n d e r B r o n g n ia r t führt in seiner Abhandlung über die Arcose bei
Hoer in Schoonen zwei Steinbrüche an; den einen, in welchem Farrnkräuter Vorkommen,
rechnet er zu der Arcose; der zweite'* in welchem Cycadee» und Blätter von
Dicotyledonenbäumen erscheinen, soll jünger seyn, doch getraut er sieh nicht über sein
Verhältniss abzüsprechen. A d o lp h B r o n g n ia r t zählt diesen zweifelhaft, H o ffm ann
dagegen bestimmt zum Greensand* Wir besitzen viele Handstufen dieser Formation mit
und ohne Blätterabdrücken, und finden zwischen diesem Sandstein sowohl als dem Blattabdruck,
welchen wir T. XLII. f. 3. abgebildet haben, und den Sandsteinen mit eben
dergleichen Abdrücken zwischen den Braunkohlenlagern bei Altsattl unfern Ellenbogen
und an anderen Orten im egrisclien Gebiethe die allergrößte Aehnlichkeit. Dem sey nun
wie ihm wolle, so sind die grossen Blätterabdrücke mit aùastomosierènden Blattnerven
aus der Gegend von Quedlinburg und Blankenburg im unbestrittenen Grünsand zu Hause*
und schon seit S c h e u c h z e r s Zeit bekannt, und auch diese kommen mit N ils o iis
Abbildung T. IV, zimlich überein. ***) Aus dem Schleifstein - Steinbruch in den obersten
Mitteln des Greehsands bei Tetschen an der Elbe haben wir T. XXV. ebenfalls
einigë Blätterabdrücke aufgefohrt; es ist daher erwiesen, .dass der Kreideformation die
LaiidpfianZen nicht ermangeln. In dem Jahre 1832 sind uns von dem Professor R e ic h
in Freiberg aus dem Greensand bei Schöna in Sachsen Blätter von dicotyledonen Pflan-“
zen mit anästömosiereiiden Nerven, welche dort mit Fucoideen gepaart Vorkommen, zugeschickt
wördem Dr. B e r g e r hat jene ans den verschiedenen Sandsteinen bei Coburg
beschrieben und abgebildet, von denen einige jenen aus Schoonen sehr ähnlich sind.
3. „Der Uibergärig von einer Periode zu der andern wird durch eine rasche und
„ plötzliche Veränderung in den Wichtigsten Kennzeichen der Vegetation bezeichnet. Die
,, vollständigste Unterbrechung aller Vegetation zwischen zwei aufeinander folgenden Per
io d e n , welche gar keine Species mit einander gemein haben, lassen vermuthén, dass
„in diesen Zwischênrâumen der Erdball ganz vom Meere befleckt g e w e s e n .ni
Dass nirgends sö scharfe Abschnitte zwischen den Floren Vorkommen, ist bereits
dargethan, Und gegen eine Meeresbedeckuug zwischen der ersten und zweiten Periode, sind
wichtige Zweifel erhoben worden.
4. „Durch Vergleichung der Vegetationskraft, und der überwiegenden Zahl der
„ Gefässcryptogamen in der ersten Zeitperiode kann man auf eine vielleicht noch höhere
*) Bemerkungen über die gegenseitigen Verhältnisse der vorweltlichen Flora, von
Fr. H o ffm an n ; in Annalen der Physik, Bd. XV, Hfl, 3. p. 415».
Die Gebirgsformation der Erdrinde, von A. B r o n g n ia r t. Vibersetzt von
K l e in s ehr ot. 1830.
***) Ora Farstenigar och Aftryk o f tropiska trödslag och derasbladd, fnnne i eit
Sandstensluger i Skäna, o f N ils on. Insort i K. V. A. Handl. $(. 1.
, , Temperatur, als sie dermal in den Tropenländern ist, und auf eine Inselvegetation
schliessen.ff Mit dieser Ansicht stimmen wir vollkommen überein, nnd eben so mit
jener, dass .
5. „die aufrecht stehend gefundenen vorweltlicheD Bäume an jener Stelle oder
,, nahe an derselben gewachsen sind, wo sie dermal gefunden werden. “
6. „Die Zahlenverhältnisse der ersten Vegetation sind:
:Nach dem Prodromus Nach der Consideration:
Gefässcryptogamen......................... 219 A g am en ...................................... 4
Monocotyledonische Phanerogamen 18 Gefässcryptogamen . . . . 222
Unbestimmte Cïassen . . . . 21 Phanerogamen . . . . . . 16
Unbestimmte Classe» . . . . 22
250. ^ ï :
ln dieser Aufzählung sind die von uns ira ersten Heft Taf. VII. et VIII. ab^ebil-
peten 25 Carpoliten, welche wahrscheinlich Zu den Monocotyledonen gehören, ganz vernachlässiget
* ), dadurch wird jedoch das gegenseitige Verhältniss und Uibergewicht der
Cryptogamen nicht gestört oder bedeutend verändert. Gegen das gänzliche Ausschüssen
der Dicotyledonen äus der ersten Vegetation hat W u nch entgegnet, dass die New--
kastler Stamme, deren Astknoten bis in das Innerste der Stämme wie bei unseren
dicotyledonen Bäumen eindringen, was bei Monocotyledonen noch niemals vorkam die
Anwesenheit von dicotyledonen Bäumen in der Steinkohle hinreichend d a r t h u n .S e i t
j euer Zeit haben W ith am , L in d le y und H u 11 o n die Anwesenheit von Coniferen in dem
Steinkohlen -Sandstein Englands, und B e rn h a rd Co tta in den Sandsteinen Sachsens,
welche sich an das Rothliegende anschliessen, Holzversteinerungen mit Markstrahlen mit
solcher Evidenz nachgewiesen, dass hierüber kein Zweifel mehr zurückbleibt. Es
scheint viel mehr, dass die Nadelholzgewächse' zu 'denjenigen gehören, welche durch
alle Vegetationen hindurch gegangen sind , gleich w ied ie Farrnkräuter, wenn auch in
etwas veränderten Formen.
7. „Die Entstehung der Steinkohle wird näcli d'es Luc von Torfmooren abgeleitet,
„'welche sich an den Ufern gebildet, und in das Meer abgerutscht sind. Die Hypothese
„Von B o u £ und S te r n b e r g , dass die Kohle aus den aufgelösten Holzfasern entstanden
„ sey , könne darum nicht angenommen Werden, weil sich nicht begreifen liesse, warum
„die Ursache, welche diese Auflösung veranlasst hat, nicht auch die Pflanzen in den
„nächsten Schichten ergriffen habe, welche ganz unverändert gefunden werden. Auch
„ müssten nach .jener Hypothese die Kohlen - FlÖtze nach der Unebenheit des Meeres-
„ grundes viel unregelmässiger erscheinen, und müssten doch wohl von Meeresgebilden
„ begleitet werden. “
Die Ableitung der Kohlenbildüng aus Torfmooren lässt sich bei der Braunkohle
ziemlich deutlich nachweisen, ob auch bei der Steinkohle aus den ersten Vegetationsperioden?
Darüber scheint selbst B r o n g n ia r t , als 'er es aüsspräch, noch einige Bedenklichkeit
empfunden zu haben. Dass die vOn B o u b und von uns aufgestellte Meinung
darum nicht haltbar sei, weil bei der Auflösung der Holzfaser in den Gewässern nicht
auch die Pflanzen in den nebenliegenden Schichten mit aüfgelöset worden wären, können
wir als ein peremptorisches Argument nicht ansehen. ' Der Fall, dass fossile Pflanzen
durchaus unverändert (non ält&ö) getroffen werden, möchte wohl eine höchst seltene
*) Bulletin des Sciences natur. 1830. Juil. p. 80.
) Wenn man die Veränderungen in Anschlag bringt, welche ein convexer Körper
durch den Druck erleidet, so liesse sich der Analogie nach unsere fig. 10
und 11 mit A re c a o r y z a e f o rm i s G a e rt. ' c'arp öl. 1. täb. 7 , unsere
fig» 14 a , b und fig. 16 mit E l a i s , fig. 15 und 22 mit E u t e r p e p is i-
f e r a G a e rtn . ca rp , 1, tob. 9 vergleichen.