II. H o l a k ö r p e r s
der vor- und jeztweltlichen Baumfarren über, und wollen versuchen, ein leitendes Prinzip
zur anatomischen Einteilung der Holzkörper der uns bekannt gewordenen Karren-
stamme darzuthun.
Betrachtet man aufmerksam die Querschnitte der Stämme der Baumfarren, (die
Se. Exc. Graf C. Sternberg in der Flora der Vorwelt 1. Tab. A. B. C., Brongniart in
der Histoire des Végétaux fossiles 1. pl. 44., Martius in den Denkschriften der Begensb.
bot. Gesellschaft Taf. H. fig. 2 ., Mohl in Martii Icônes plant, crypt. Taf. 2 9 . 3 0 .,
Treviranus und De Candolle in der Organographie Taf. 2 3 . 2 4 . u. s. w. abgebildet
haben, ferner die hier auf der LXVI. Tafel gegebenen Querschnitte, so wird man in
der Bildung des Holzcyliuders zwar eine grosse üibereiustimmung, jedoch auch folgende
Differenz bemerken«
Die Holzbündel aller Farrenstämme sind kreisförmig gestellt, jedoch stets durch
breite Markparthien untereinander gesondert oder getrennt> daher auch die Enden jedes
mehr oder minder mondförmig gekrümmten Holzbündels nach aussen um- oder eingebogen
sind, wie man an den von Martius gegebenen Querschnitten (Taf. XXIX. f. H.
IV. Taf. XXX. f. II. IV. VI.) und an den Segmenten der Querschnitte der Alsophila
dealbata (Taf. LXVI. fig. 2 .) und Alsophila excelsa (fig. 6.) ersehen kann.
Bei den meisten der lebenden Arten ist dieser Holzkreis oder Holzcylinder einfach,
und das reiuste Bild eines solchen einfachen Holzkreises gewähren die oberwähnten
Alsophilen (Taf. LXVI. fig. 2. 6.) und die Querschnitte der Cyathea Delgadii (Sternb.
Fl. der Vorw. Taf. B. fig. 2 .), der C. Schanschin (Mart. Icon, crypt. pl. Taf. XXIX.
fig. IV.) nebst dem von Brongniart gegebenen Querschnitte der Pteris aculeata u. a. m.
Bei anderen lebenden Farrenstämmen sehen wir aber ausserhalb des eigentlichen
Holzcyliuders noch einen zweiten, aus kleineren Bündeln bestehenden, auftreten, dessen
Bündel jedoch stets dem oberhalb- liegenden Insertionsnarben angehören. Alsophila nigra
und nigrescens, Didymochlaena sinuosa (Sternb. Taf. A.) Alsophila excelsa Mart (Icon.
Taf. XXIX. fig. 2.), und die von Herrn Brongniart in der Hist. Taf. 44. fig. 3. abgebildete,
gewiss von ersterer und von unserer Alsophila excelsa Taf. LXVI. fig. 4—6. spe-
cifisch verschiedene Cyathea excelsa, gewähren höchst anschauliche Beispiele dieser
Form des Holzkreises und seiner Verdoppelung.
Eine dritte von diesen beiden ersten Formen verschiedene Bildung des Holzkreises
bietet das denkwürdige, vom Herrn Baron von Hügel aus Vau Diemensland mitgebrachte
Stammsegment eines unbekannten Baumfarren, das wir leider nur in Abbildung gesehen,
und auf Taf. LXVI. fig. 8. dieses Werkes wiedergegeben haben. Hier bildet nämlich
der primäre Holzcylinder (fig. 8. g.) einen vollkommen geschlossenen Holzkreis, welcher
zahlreiche, fast maschenähnliche Krümmungen besizt, und nur durch einzelne, sehr verlängerte
und weit vortretende Maschen noch an die Bildung des Holzkreises anderer
Baumfarren, und an ein Verfliessen dieser dort getrennten Holzbündel erinnert. Ausserhalb
dieses vollkommen geschlossenen Holzkreises liegen mehrere, von einem unvollständigen
Bastbündel (fig. 8. h.) stets begleitete Holzbündel (i.), welche ganz die
Form, Lage und Richtung der, den eigentlichen Holzkreis bildenden Bündel anderer
Baumfarren haben.
Wir haben daher abermals drei Hauptformen des Holzcylinders der Baumfarren
der Jeztwelt erörtert, als:
Erste Form: ein einfacher aus einzelnen Bündeln gebildeter Holzcylinder
(S. I. Taf. B. fig. 2 . Taf. LXVI. fig. 2. 6. Brongniart. PI. 44. fig. 2. 4. 5.);
Zweite Form: ein aus getrennten Holzbündeln bestehender Holzcylinder,
welcher nach aussen von einem oder mehreren unvollständigen, aus kleinen zu
den Polstern oder Insertionsnarben laufenden Bündeln bestehenden Kreisen umgeben
wird (Sternb. FI. der Vorw. 1. Taf. C. fig. 2. Mart. Taf. XXIX. fig. II.
Taf. XXX. fig. IV. Bronguiart Hist. t. 44. fig. 3 .); und die
Dritte Form : mit einem vollkommen geschlossenen Holzcylinder, welcher
nach aussen noch mit einem zweiten, aus mondförmigen getrennten Bündeln gebildeten
Holzkreise umgeben ist (Taf. LXVI. fig. 8. g. i.).
Bei den von uns als Baumfarren der Vorwelt im strengsten Sinne bezeichn eten
jPetrefacten, welche innere Struktur besitzen.,? sehen wir drei Hauptformen .tdes Holz—
cylinders erscheinen, von denen jedoch nur zwei einige Aehnlichkeit mit jenen am Holzcylinder
unserer jeztweltlichen Baumfarren beobachteten Formen haben.
Die erste und einfachste Form bietet dér Holzcylinder des Stammeg des Psa-
ronius parkeriäeformis dar. Er besizt einen aus einzelnen mondförmigeh Holzbüiideln
gebildeten Cylinder, wie ihn die erste Form der jeztweltlichen Farrenhölze* zeigt,
ähnlich den Holzbündeln: der Cyathea Delgadii oder Alsophila dealbata (Taf. LXVI.
fig. 2.), nur mit dem, Unterschiede, dass bei den lebenden Farreu die Hölzbündél von
innen nach aussen q gekrümmt sind, während sie bei dem Stamme des' Psaronius
parkeriaeformis von aussen nach innen O gekrümmt erscheinen, ungefähr so
wie die äussersten. Holzbündel des Psaronius helmintholithus, dessen, Querschnitte
Herr Dr. Bernhard Cotta (Dendrolithen Taf. VI. fig. 1. 2.) abgebildet hat.
Die zweite Form ist nur den Baumfarren der Vorwejt eigen, wenigstens haben
wir noch keine ähnliche Bildung au den Stämmen der Farreu der Jeztofelt,gesehen.
Ihr fehlt nämlich jeder förmlich schliessende Holzkreis , und ihre langen, bandförmigen,
▼o“ aussen nacl1 innen gebogenen Holzbündel sind nie in eine vollständige Kreisform
gelagert, sondern der innerste ist der kleinste, ist meist gerade und dünn, und jeder
äussere umfasst ihn und den zu ihm respective inneren , ; oder mehrere innere, Bündel in
Form einer unvollständigen Schlinge. Dadurch "besizt der Stamm stets eine ' grosse
Menge Holzkreise, indem immer zwei oder mehrere Bündel einem Kreise angehören,
der vielfach durchbrochen ist, oder dièse Bündel sind an einem ihreï Ende verflossen,
wodurch sie die zu ihnen respective inneren ebenfalls So umfassen, wie bei einer Knöspe
iin Querschnitte betrachtet ein Blatt das zweite, und allé anderen zu ihm inneren umfasst',
und ebenfalls von den zu ihm äusseren umfasst wird. Indem wir nun die von
Herrn Cótta Taf. VI. fig. 1. 2. abgebildeten Querschnitte des Psaronius helmintholithus
als von jüngeren Stämmen herrührend betrachten müssen, da wir weder sie nochandere
Exemplare des Psaronius helmintholithus zu sehen das'Glück hätteh, ' sö vergleichen wir
ihren' Bau ungefähr mit dem Querschnitte einer Blattknospe , die iiüiner mehr und mehr
Blätter bildet, nur mit dem Unterschiede, dass beidem Wachs thume der hier'in Rede
stehenden Stämme die Vergrösserung von aussen nach aussen erfolgen musste, während
die Anlage und Ausbildung neuer Blätter in der Knospe von innën erfolgt^ und erst
die früher gebildeten älteren von den jüngeren nach aussen geschoben wèrderiÿ während
bei periphärischem Wachsthume jede frühere ältere Holzschiclite von den jüngeren neu-
gebildeten umschlossen, oder von aussen umkleidet wird. Ist dernvon* Herrn’Cottä
(Taf. VI. fig. 3.) abgebildete Stamm wirklich identisch mit den anderen Figuren jener
Tafeln, so muss es nothwendig ein älterer Stamm sein, und Psaronius helmintholithus
bietet dann die merkwürdige Erscheinung eines nach Art der Coniferen und sehr alter
Cycadéen wachsenden, und eine unbestimmte Anzahl Holzkreisè bildenden Baumfarren
dar. Eine um so wichtigere Erscheinung, als unsere jetzigen: bekannten Baumfarren
nur an ihrer Spitze terminalen und periphärischen Wächsthum innig verschmolzen zeigen,
während sie nach Erreichung ihres gewöhnlichen Breitendurchmessers : an denl unteren^
des Laubes bereits enlblössten Stammtheilen keine neue periphärische Holz- oder andere
Bildung (Luftwurzeln sicher, und vielleicht Gemmen oder Knospen ausgenommen) zeigen,
während bei Psaronius helmintholithus nothwendiger Weise durch lange Zeit stets neue
periphärische Holz- und ändere Bildungen, erfolgen mussteny, VündJ zwar an der .ganzen
Oberfläche, (und,.Länge) des, Staminés* - um # so, zahlreiche HolzscliiChten (au HeVrn CCotta’s
Abbildung Taf.■ Vf. fig, 3. zehn bis, dreizeJin)-. erzeùgeii,,zü können. '
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