Bis hierher sind wir B r o n g n ia r t gefolgt. Da sich die zuletzt erwähnte Angabe
desselben bereits als unrichtig erwiesen hat, wir auch überzeugt sind, dass A. B r o n g n ia r t
seine damaligen Ansichten geändert haben wird, so glauben wir das übrige von ihm iu
dieser Beziehung Angeführte füglich weglassen zu können. Uiber die geographische Ver-
theilung der fossilen Fucoideen und über die Vergleichung derselben mit der gegenwärtigen
schon dermal absprechen zu wollen, möchte wohl ein vergebliches Unternehmen seyn, da
wohl nicht der tausendste Theil der Formationen entblösst ist, in welchem sich fossile
Fucoideen finden, indess alle Meere von einem Pol zu dem andern den Untersuchungen
der Algologen offen stehen und von Schiffen jährlich befahren werden. Schwierigkeiten
anderer Art, welche sich nicht umgehen lassen, begegnen jedoch dem Botaniker^ der die
fossilen Algen zu bestimmen unternimmt. Wir haben diese Schwierigkeiten an einem anderen
Orte aufgezählt * ), und können nicht umhin einiges davon zu wiederholen, da, wie
L in d le y in seiner Vorrede zu der englischen fossilen Flora sehr richtig bemerkt, der
Botaniker, der sich an die Bestimmung fossiler Pflanzen wagt, gleichsam seine Ehre preis
giebt, indem er zum voraus berechnen kann, dass er sowohl viele seiner Bestimmungen
als auch, seine sonst geäusserten Meinungen wird zurücknehmen müssen.
Wenn die Bestimmung fossiler Pflanzen, welche auf einer höheren Organisations-
stuflfe stehen, grossen Schwierigkeiten unterworfen ist, wie sollen wir es anfangen, um
auch jene zu entziffern, die sich auf jener niedrigen Organisationsstuffe befinden, wo
zwei verschiedene Reiche der lebenden Wesen sich nähern, so dass man selbst in den
jetztweltlichen Bildungen die Anfänge beider Reiche oft kaum zu unterscheiden vermag, und
hierdurch versucht wird an wechselseitige Uibergänge zu denken! Die natürliche Folge
dieser Verlegenheit ist das Aufnehmen derselben in beide Reiche. Ein solcher Fall hat;
sich mit den Versteinerungen von Solenhofen ereignet, von denen B r o n g n ia r t zwei
Arten als Fucpideen, G o ld fu s s eine dritte als Achilleum dubium beschrieben hat. Wir
stehen auf demselben Scheidewege mit mehreren Arten derselben Ordnung; wir werden
sie aber in das Pflanzenreich aufnehmen, und überlassen die Entscheidung dieser Sache
ferneren und genaueren Untersuchungen... Eine andere Reihe von ausgezeichneten Fucoideen
mit schuppenartigen Blättern am Stengel und Aesten schliesst sich nahe, an jenes
Pflanzenabdrücke von S t o n e s f i e ld , welche wir in unserem dritten Hefte zweifelhaft als
T h u it e s beschrieben haben. Hier tritt der Fall ein, wo die Formation entscheiden .spll,
ob man Land- oder Seepflanzen vor sich habe, denn es ist, wie unser, ausgezeichneter
Algolog Professor A g a rd h in Lund ausgesprochen hat, bei einigen Abdrücken ausserordentlich
schwer, selbst nur die Ordnung der Pflanzen anzugeben, z. B,, den Abdruck,
gewisser C a u le r p e n von jener, einiger L y c o p o d it e u zu unterscheiden.
Allein abgesehen davon, dass die Geologen noch nicht über alle. Formationen ganz
gleicher Meinung sind, so giebt es doch mehrere Formationen, in denen Land- und See^-
pflanzen gemengt Vorkommen , eine Thatsache, welche wir zwar aus Erscheinungen „der
Gegenwart zu erläutern vermögen, wenn wir uns an die Ufer der Adria und des Beltes
erinnern, wo wir selbst nach Stürmen die sonderbarsten Mischungen der Thier- und Pflanzenwelt
zusammgeballt, zum Theil schon mit Sand bedeckt gesehen haben. Was sich
aber noch jetzt unter unseren Augen zuträgt, mochte wohl in der Vorwelt, wo ein Welten
ungeheurer Kräfte sichtbar ist, in einem weit grösseren Maasstabe vprgeherrscht haben.
Verlegenheit in den Bestimmungen wird bei solchen gemischten Formationen stets
Zurückbleiben, wir dürfen es daher unserem Freund Herrn Professor A g a rd h nicht verargen,
wenn er bei dem Umstand, dass er unsere Sammlungen nicht gesehen, nach den
blossen Zeichnungen, die wir ihm mit unseren Zweifeln vorlegten, nicht durch ein unbedingtes
Urtheil entscheiden wollte. Dankbar haben wir die Winke angenommen, die er
uns brieflich über einige Gattungen mitgetheilt hat.
0 Verhandlungen des böhmischen Museums, Prag 1832.
Als wir von Faujas de Saint Fond aufgemuntert, das Studium der Flora dér Vorwelt
unternahmen, hatten wir uns allerdings die Schwierigkeiten der Ausführung nicht so
gross gedacht,' als wir sie später gefunden haben; wir haben uns aber dadurch auch nicht
abschrecken lassen, — wahrlich nicht aus Eitelkeit, denn diese wird viel öfter gedenui-
thiget als genähret, wohl aber weil durch dieses Studium wichtige geologische Fragen zur
Erörterung gebracht werden, an deren Berichtigung weit mehr gelegen ist, als an der Bestimmung
einer einzelnen Pflanze, und weil unsere Lage und Verhältnisse uns mehrere
Mittel darbieten, ein grösseres Werk auszuführen, und mehrere botanische Freunde unsere
Bemühungen unterstützen. Alea jacta est.
Ohne uns auf eine Zergliederung und Beurthcilung des von B r o n g n ia r t angenommenen
Systems zur Eintheilung der vorweltlichenPflaiizen einzulassen, wollen wir nur die schon
mehrmal ausgesprochene Bemerkung wiederhohlen, dass die methodische Ausführung sehr eingeschränkter
Eintheilungen dermal noch nicht ausführbar ist, wie auch Br o n g u ia r t selbst
in seiner Geschichte der fossilen Pflanzen manchmal davon abzuweichen gezwungen war.
Wir werden nach weitläufigeren Umrissen uns begnügen, die bisher bekannten Pflanzen
der Vorwelt in die zwei grossen Abtheilungen der gegenwärtig lebenden Pflanzen, nämlich
in die derN Zellenpflanzen und Gefässpflanzeu zu reihen. Die erste Ilauptabtheilung wird wieder
in zwei Theile zerfallen, von denen die erste alle ZeHeilpflanzen mit Ausschluss der
Moose, die letzte die Moose mul Characeen enthält. Die zweite Hauptabtheilung oder die
der Gefässpflanzeu wird nach üblicher Methode der Botaniker in Cryptogamén und Phane-
rogamen, die letzteren in Monocotyledonen und Dicotyledonen unterschieden werden.
Unter den vorweltlichen Zellenpflanzen hat man bisher nur Algen, Charen und Moose
gefunden. Die Algen sind seit einigen Jahren durch dén Eifer mehrerer Naturforscher zu
einer hinreichenden Zahl herangewachsen, um den Versuch zu wagen, diese Pflanzen-
Ordnung in Unterordnungen und Gattungen, • die dem System der lebenden Pflanzen entsprechen,
einzutheilen, und die Arien nach ihrer gegenseitigen Ärmlichkeit oder nach dem
sogenannten Habitus anzureihen, so gut es bei- dem Mangel bestimmterer Merkmale möglich
ist, wie es mit den Farrenkräutern schon früher geschehen ist.
Die Reihenfolge der Ordnungen systematisch1 zu'beobachten ist durchaus unmöglich,
da nirgends ein vollständiges Herbarium der -.-verweltlichen Pflanzen vorhaiulén ist; wir
müssen diejenigen Ordnungen, aus denen wir \ iel besitzen, daher am leichtesten bearbeiten
können, voraus schiken, werden auch oft in den Fall kommen, Nachlesen folgen zu
lassen, wie sie uns zukommen, bis- ein hinreichendes Material zu Stande1 gébracht wird.
Schlüsslich müssen wir erwähnen, dass Br ö iig iiia r t die Kohlenha-üt, weicht viele fossile
Pflanzen bedeckt, als einen pflanzlichen Theil sowohl in den Gättungscharakter als in die
Beschreibung der Arten aufgenommen hat, worin wir mit ihm nicht übereinstimmeh. R li o d e'
hat zuerst die Kohlendecke, welche nicht bloss aufrecht stehende Bäume, sondern viele
Pflanzenabdrücke in den mechanischen Niederschlägen überzieht, für die' äussere' Pflanzenbedeckung
(epidermis) angesehen, und B r o n g n ia r t ist dieser Meinung gefolgt. Wir glauben
aber behaupten zu dürfen, dass diese Kohlenhaut zwar durch die Kohleiibildun«' aus
Pflanzensubstanz auf dem doppelten Wege, durch Aussinterung von Innen,' oder durch Beschlag'von
Aussen entstehe, aber keineswegs einen Organischen Theil der Pflanze selbst
ausmache. A le x a n d e r von H um b o ld t hat auf seiner Réise durch das südliche America
die Beobachtung gemacht, dass alle Stämme von Cyätheen und Meniscien mit einem Kohlen-
pulver überdeckt sind j welches (vielleicht von Wasserstoff entblösst) einen metallischen,
dem Graphit ähnlichen Glanz besitzt. Es scheint, als ob die Farrenkräüterstämme, welche
gleich den Monocotyledonen sich durch die Ueberreste der Blattstiele vergrößern, vom
Umkreis geigen die Mitte hinsterbeßj und in Ermangelung solcher Rindenorgane, welche die
abgeschiedenen Säfte gegen die Wurzel herabführen, durch den Sauerstoff der Atmosphäre
leichter verbrannt werden. Hier wäre also der äussere Beschläg schon vorgebildet, bei
Pflanzen verschiedener Organisation kann eine Ausscheidung von Timen heraus eingetreten
seyn. Es würden auch, wie L in d le y ganz richtig bemerkt, die vorweltlichen Equiseten