Nachdem wir iu Hinsicht des inneren Baues die Verschiedenheiten nachgewiesen
haben, welche zwischen den Staarsteinen und dem Lycopodienstengel oder Stamme
herrschen, dürfte es nicht überflüssig seyn, einige Unterschiede und Bemerkungen über
den Habitus, Wachsthum und die äussere Form des Lycopodienstammes und der Psa-
ronins-Arten folgen zu lassen, um deutlich zu erweisen, dass leztere Luftwurzeln (oder
Wurzeln überhaupt) der vorweltlichen Baumfarren, und nicht Lycopodiaceenstengel waren.
a. Wir haben den organischen Zusammenhang nachgewiesen, in welchem die
Psaronius-Würzeln mit den von ihnen stets umschlossenen Baumstämmen, welche
die Struktur der Baumfarren zeigen, stehen.
b. Auch haben wir einen ganz ähnlichen Bildungshergang bei den Baumfarren
der Jeztwelt, und den sie überkleidenden Luftwurzeln nachgewiesen, und sowohl
histologisch- als auch anatomisch-comparativ verfolgt.
c. Sind die Verschiedenheiten aller, die Staarsteine und den Lycopodien-Stamm
constituirenden Theile hervorgehoben, und hierdurch die grössere Verwandtschaft
zwischen dem Psaronius und den Luftwurzeln unserer Baumfarren nachgewiesen
worden.
d. Die Stämme der Lycopodien zeigen an ihrer Oberfläche Spuren der Blatt- und
Astbildung, und deren entsprechende Narbenbildung, und in anatomischer Beziehung
den Ursprung und Verlauf der zu diesen Organen gehenden Gefässe.
An den Psaronius-Arten ist aller Mühe ungeachtet weder Blatt- noch Astnar-
ben-Bildung an ihrer Oberfläche, noch Ursprung und Verlauf der für Blatt-
und Astbildung bestimmten Gefässbündel nachgewiesen worden, sondern die
Abwesenheit aller dieser Organe dargethan.
e. Die lebenden Arten der Gattung Lycopodium und ihre Verwandten bewohnen
Wohl die Stämme anderer Pflanzen, aber sie umstricken sie nie mit so gedrängt
stehenden, fast gleich stärken einfachen, oft und meist untereinander
parallelen Siengelanhäüfungen, welche bei den Wurzeln der Psaronius-Arten
oft schühdicke Massen bilden. Wohl aber haben wir solche dicke und grosse
Massenbildungen von Luftwurzeln an Strünken der Baumfarren der Jeztwelt
gesehen.
f. Die Wurzeln de* Psaronius zeigen keine Dichotomie, wie jene der Stämme
der Lycopodiaceen.
g. Zwischen den Wurzeln der Psaronius-Arten hat man keine Blätter, noch andere
Organismen, die mit ihnen im organischen Connexe gestanden, gefunden,
wohl aber erdige oder überhaupt anorganische Ausfüllungen (Taf. LXII. fig.
1. s. s.) küglicher oder amorpher Bildung. Ganz ähnliche Einschwemmungen
finden sich aus Thon, Sand oder Moder bestehend, auch zwischen den Luft-
und anderen Wurzelfasern unserer jeztlebenden Baumfarren (Taf. LXIV. fig.
M f. m. n.).
h. Endlich ist die noch stets erhaltene Farbe der Bästschichten in den Staar-
stdineü' viel zu übereinstimmend mit der Farbe derselben Theile bei den lebenden
Baumfarren und ihrer Luftwurzeln, und schliesst die Möglichkeit jeder Analogie
mit den stets hellgefärbten Bastscheiden der Lycopodiaceen aus.
Nachdem wir die Holzbildung der lebenden und fossilen Farrenstämme gewürdigt,
<Jes organischen Zusammenhanges willen die Staarsteine etwas ausführlicher betrachtet,
upd ihre Abstammung als Luftwurzeln der Baumfarren der Vorwelt erwiesen zu haben
glanbent können wir zur Skizzirung des Baues des
1H. M a r k e s
der Baumfarren übergehen.
Betrachtet man die Querschnitte der in diesem Werke I. B. Taf. A—C. und bei
Brongniart (Hist. 1. pl. 44.), oder von Mohl (Icon. pl. crypt. brass, Auct. Mart. Tab.
XXIX. XXX.} abgebildeten Querschnitte der jeztweltlichen Baumfarren-Stämme, so
wird man die Mitte derselben, innerhalb des Holzeylinders, mit einer mehr oder weniger
cylindrischen, dem Marke anderer Pflanzen ähnlichen Zellgewebemasse ausgefüllt finden,
welche durch die von den bandförmigen Bündeln des Holzeylinders gebildeten Maschen
breite Markstreifen sendet, die um die Seiten der Holzbündel herum laufen, und sich
mit dem ihnen gleichartigen Parenchyme oder Rindenmarke vereinigen. Die
M a r k s t r e i f e ii
sind daher nur Verlängerungen des Markkörpers der Baumfarren, welche durch die
Lücken des Holzeylinders des Stammes treten, uin in die Hölzcylinder der Blattstiele
überzugehen, und daselbst den Markkörper der Rhachis zu bilden. Ganz gleiche Markstreifen
zeigen alle Pflanzenstämme mit geschlossenem einfachem Hölzcylinder, z. B. die
Kohlarten, die Pelargonien, die blättrigen Euphorbien, die Seda, Semperviva, und die
Sligmarien, Cycaditen und Lepidodendra der Vorwelt. Alle anderen Pflanzen mit vieljährigen,
mehrere Holzkreise bildenden Stämmen zeigen an ihren einjährigen Aesten,
oder so lange diese lezteren beblättert, und nur einen Holzkreis besitzen, dieselbe Bildung,
später aber nur an den Orten wo Aeste stehen oder gestanden haben. So besitzen
die Coniferen an ihren Knospen und jüngeren beblätterten Aesten Markstreifen
und Markstrahlen, und immer so viele der ersteren, als Aeste im Wirtel stehen,
während zwischen je einigen Gefässstreifen schon Markstrählen vorhanden sind, und
auch im spätesten Alter an dem bereits astlosen unteren Stammtheile, bei jeder neuen
Holzlage wieder neugebildet werden, während Markstreifen nur bei der Blatt- Ast- und
Knospenbildung überhaupt entstehen, mit dem Marke verbunden sind, die Markstrahlen
aber nur mit der jüngsten Holzschichte und dem Rindenparenchyme Zusammenhängen,
und vom Marke des Stammes durch sehr zahlreiche Jahresringe oder Holzlagen getrennt
sind.
Im Querschnitte bietet das Mark der Baumfarren der Vorwelt, vorzüglich bei
Protopteris Cottai n. (s. Cotta 1. c. in Leonh. Jahrb. für Geogn. 1836. 1. Taf. 1. fig. 2.
und unis. Taf. LXVII. fig. 1. b. fig. 2. 3. d. d. e^j ganz die den Farren der Jeztwelt
gleiche Form dar. Aehnlich muss auch die Form des Markcylinders des Psaronius
cyätheaeförmis (Taf. LXII. fig. 1. d. d.) gewesen seyn, ehe der Stamm flach gedrückt
und sein Mark theilweise (f. f.) durch Maceration zerstört wurde. Noch ähnlicher den
Älsophilen der Jeztwelt ist das Mark des von uns entdeckten Multerstammes des Psa-
rönius parkeriaeformis. Anders jedoch, aber noch immer ähnlich, ist in Hinsicht der
L^ge Und seiner respectiven Verkeilung das Mark des Psaronius helmintholithus (Cotta
Dendr. Taf. VI. fig. 1.),: indem durch den eigenthümliehen Bau und das theilweise Umfassen
der Holzbündel untereinander, das Mark keinen mittelständigen Hauptkörper darbietet,
sondern nach Art des Markes der Palmen, der monokotylen Stämme oder des
Cäülomes überhaupt, die Holzbündel nach allen Richtungen umfassend, vertheilt ist.
Uiberdiess verhält sich Psaronius helmintholithus Zu den übrigen Baumfarren der Vör-
welt in Hinsicht seines Stammbaües So, wie sich die Stämme (Caulome) der Palmen
zu den mit einem geschlossenen Hölzcylinder versehenen Stämmen der Baumfarren,
Coniferen, Crassulaceen, Cycadeen u. v. a. verhalten.
Die das Mark (s. Taf. LXII. fig. d. d. Taf. LXIII. fig. 2. h. h. Taf. LXVTI.
fig. 2. 6. d. d.) der Baumfarren der Vorwelt und der Gegenwart (Taf. LXIV. fig. 1.
d. fig. 4. d.) bildenden Zellen sind nach Art aller Markzellen dünnwandig, und in beiden
Pflanzengruppen mit Amylum gefüllt, welches kleine rundliche Körnchen (Taf. LXIV.
fig. 4. d.) bei Cyathea Delgadii u. a. m. bildet, und bei Protopteris gleich dem Amylum
der Zellen des Rindenparenchyms durch Fäulniss theilweise aufgelöst, oder in Klümpchen
(Taf. LXVII. fig. 6.) zusammen geballt ist. Bei Psaronius cyatheaeformis und
der Protopteris ist theilweise das Mark (Taf. LXn. LXIII. LXVII. fig. 1. 2. 3. d. d.
h. h.) gänzlich zerstört, und die hierdurch entstandenen Risse (Taf. LXIII. fig. 2. w.)
und Lücken (f. f.) mit Versteinerungsmaterial ausgefüllt.