L e p i d o d e n d r o n nach H o ffm an n s Angabe bei Rothenburg gefunden, welcher in den
Universitats - Sammlungen zu Halle aufbewahrt wird; Farrnkrauter, Palmstämme, vielleicht
auch Cycadeen und Calamiten kommen jedoch als Staarsteine am Kiefhäuser in Thüringen,
bei Chemmtz in Sachsen, und im bunzlauer Kreise in Böhmen ziemlich häufig vor.
Palmen hat in dieser Formation A le x a n d e r von H um b o ld t in Mexico gesehen. Bernhard
Co tta hat in seinem Werke über die Dendrolithen mehrere Pflanzen aus den
dem rothen Sandsteine untergeordneten Formationen in Sachsen und Thüringen bekannt
gemacht; worunter auch solche Vorkommen, welche Markstrahlen deutlich zeigen.
Uiberhaupt hat die Flora der ersten Zeitperiode sowohl durch dieses Werk, so wie auch
durch jenes von L in d le y und H u tto n eine grössere Ausdehnung erhalten, als uns zu
der Zeit bekannt war, da wir gegenwärtiges Heft dem Druck übergeben haben.
Der Zechstein, der sich selten in grosser Mächtigkeit vorfindet, ist zwar nicht
reich an Pflanzen, doch zeigen sich auch da Holzabdrücke mit deutlich ausgesprochener
Holzfaser. C u p r e s s it e s U lm a n n i, den B r o n g n ia r t anerkennt, findet
man bei Frankenberg, und wenn die Formation von T h ie k la y in der Grafschaft
Durham, welche S ed gw ik beschrieben, hieher gerechnet werden darf, wie Hoffmann
vermuthet, so enthält der Zechstein auch Farrnkfäuter mit Fisehabdrücken zusammen.
Ob einige Lycopoditen in S c h lo th e im s Sammlung nicht zu Fucoideen gehören werden,
ist noch zu entscheiden. Von den Farrnabdrücken in Liasschiefer, weiche E lie de
B e a um o n t entdeckte, war schon die Rede.
Ist nun das Ende der Zeitperiode der ersten Vegetation nicht allenthalben in einer
und derselben Formation rein abgeschnitten, so kann zwischen dieser und der folgenden
Vegetation keine allgemeine Erdrevolution eingetreten seyn, die zweite Periode auch nicht
als eine neue Schöpfung allenthalben simultan anfangen, sondern wie es bei einem Uiber-
gang von einer Inselwelt in Küstenländer am natürlichsten denkbar is t, es müssen bei
veränderten Verhältnissen die früher .'vorhandenen Pflanzen durch das Auftreten von andern
Gattungen allmählig verdrängt, und die relativen Verhältnisse der characteristischen
Pflanzen verändert werden, gleich wie in unserer gegenwärtigen Vegetation ohne aller
örtlichen oder klimatischen Veränderung Nadelholzwaldungeii die Stelle abgetriebener
Laubholzwaldungen einnehmen, oder nach Abtrocknung eines Moores sich eine ganz verschiedene
Vegetation hervordrängt. Ern solcher Uibergang, wo nur nach und nach
einzelne Pflanzengattungen wie die Lepidodendra und Sigillarien ausgehen, indessen die
Farrnkrauter und Calamiten, wenn auch von verschiedenen Arten oder Grössenverhält-
nissen noch Fortdauern, und neue Formen wie neue Familien sich zugesellen, wird noch
kaum so bald mit Bestimmtheit nachgewiesen werden können. Die vollständige Umwandlung
dieser zweiten Flora wird sowohl durch die negativen Gründe des Verschwindens
früherer Formen als des Auftretens zahlreicher Cycadeen bezeichnet, verläuft jedoch
bald in die von A le x a n d e r B r o n g n ia r t sogenannten clismatischen Formationen, die
als störende Naturkräfte eine Erdrevolution vorbereitet haben sollen, welche Veranlassung
einer dritten sehr verschiedenen Flora geworden ist. Es ist zu erwarten, dass bei
fortgesetzten Untersuchungen sich diejenige Formation wird bestimmt nachweisen lassen,
in welcher die Blätter dicotyledoner Pflanzen mit anastomisirenden Blattnerven zuerst
erscheinen und die Cycadeen allmählig sich verlieren; dieser wichtige, aber wie es
scheint, allmählige Uibergang dürfte zwischen dem Ende der Jura - Formation und
dem Ende der Greensand-Formation eingeschlossen zu seyn; die Fächerpalmen aber, die
zu den Chaemaeropsiten zu rechnen sind, noch in den verschiedenen Begleitern der Braunkohlen
- Formation gefunden zu werden. Die Zeit ist vielleicht nicht entfernt, wo sich
diese Aufschlüsse ergeben werden.
Zu einem solchen Umriss der Flora der Vorwelt,, wie wir ihn hier dargestellt
haben, mögen unsere dermal igen geognostischeu Kenntnisse, welche eigentlich nur Europa
in einigem Zusammenhang umfassen, zureichen. Um ein scharf abgeschlossenes
System aufzustellen, müssten noch viele Materialien gesammelt werden, sehr genaue
Beobachtungen und Untersuchungen in allen Welttheilen vorausgehen, und vorzüglich
die Verschiedenheit der Meinungen bewährter Geognosteu über einzelne Formationen sich
•vereinigen. Diess ist unser geognostisch- botanisches Glaubensbekenntniss.
A d o lp h B r o n g n ia r t, jünger, kräftiger und weniger bedenklich als es das hohe
Alter gewöhnlich zu seyn pflegt, hat es unternommen, die Floren der Vorwelt, so wie
die Zeitperioden ihrer Dauer. in genaue und scharfe Umrisse geognostisch und botanisch
zu begräuzen. Sein im Jahre 1828 herausgegebener Prodromus und zwei in den Annales
des Sciences naturelles . in eben diesem Jahr eingeschaltete Abhandlungen*) entwickeln
das System, welches der Verfasser in seinem grösseren Werke der Geschichte
der fossilen Pflanzen, welches heftweise erscheint, auszuführen gedenkt. Wir wollen
nun, wie wir unsere eigenen früher ausgesprochenen Meinungen und Ansichten geprüft
haben,, auch jene von B r o n g n ia r t einer ruhigen, und besonnenen Analyse unterziehen,
und bei dem Umstand, dass die beiden Abhandlungen bereits in deutschen Zeitschriften
besprochen worden, nur das wesentlichste in gedrängter Kürze anführen.
Die Ansichten, welche in diesen verschiedenen Schriften vorgetragen werden,
lassen sich auf folgende Grundsätze zurückführen.
1. „Die fossilen Floren lassen ,sich nach den geognostischen Formationen, in vier
„Zeitperioden eintheilen: a) vom Uibergangsgebirg bis zu dem Rothliegenden und Zech-
,, stein, b) in dem bunten Sandstein, c) vom Muschelkalk bis zur Kreideformation, d) von
j,dieser bis zu den letzten Schichten der Aufschwemmung.“
Wir haben bereits nachgewiesen, wie schon früher H o ffm a n n , dass der rothe
Sandstein wie der Zechstein weder in geognostischer noch botanischer Hinsicht einen
reinen Abschnitt bilde; B r o n g n ia r t hat diese zweite Flora auf einige neuen Pflanzen
begründet, welche in dem bunten Sandstein gefunden worden. Dieses .beweiset indessen
wohl eher eine örtliche als eine zeitliche Verschiedenheit, es giebt ja dermalen kaum
eine grossere Provinzial —Flora, in welcher nicht einige Pflanzen vorkämen, welche in
den andern ;gleichzeitigen Floren fehlen, wie die S chm id tia u t r ic u lo s a in Böhmen,
die Braya a lp in a in der Gamsgrube, welche letztere vielleicht noch ein Jahrhundert
ohne Gespielen geblieben wäre, hätte nicht der Drang eine Durchfahrt am Nordpol zu
entdecken Capitain P a r ry auf die Melville-Insel und R ich a rd s o n auf die Kupferberge
getrieben, von woher die Bra y a g la b e lla und ß. a r c tic a uns zugekommen sind. In
der Vorwelt wie in der Jetztwelt müssen, wenn auch in einem geringeren Grade die
Mischung verschiedener Erdarten bei Verwitterung des Gesteins, ungleiche Erhöhung
über den Meeresspiegel, Lage gegen die Weltgegenden einigem Einfluss auf die Vegetation
ausgeübt haben, auch sind unter den 22 Formen dieser Flora nur einige ganz fremd, die
C a lam iten kaum bestimmbar, höchstens nur der Art nach verschieden, die Gattung
V o lz ia mit W a lc h ia p in ifo rm is und mit L y c o p o d i o l i t e s p in ifo rm is
sehr nahe verwandt, welches B r o n g n ia r t selbst nicht entgangen ist. Die Verschiedenheit
einer geringen Zahl Pflanzen lässt sich daher viel weniger gewaltsam durch
die Abweichungen: in den örtlichen Verhältnissen erklären, da es wohl vorauszusetzen
ist, dass in einem so langen Zeitraum wohl mehr als diese wenigen neuen Formen
haben entstehen müssen, welche uns vielleicht in der Folge auch bekannt werden
dürften.
*) Prodrome d ’ une histoire des végétaux fossiles par A. B r o n g n ia r t. Pa-
jf ris, 1828.
Considérations générales sur la nature de la végétation, qui couvroit la surface
de la terre aux diverses époques de formation de son ecorce. Par A•
B r on g ni a r t ; in annal, des sc. nat. tom. XK. 1828.
Essais d’ une Flore du grés bigarré, par A. B r o n g n ia r t; in annal, des sc. nat.
tom. XK. dec. p. 435.