M a r k s t r a h l e n
in jenem Sinne, wie sie bisher alle Phytotomen genommen, sehen wir sie deutlich hei
mehreren fossilen Pflanzen, vorzüglich hei den Coniferen, so im Querschnitte hei Pitus
antiqua (Witham Taf. IV. fig. 6 .), Pitus primaeva (With. Taf. VIII. fig. 4. und Taf.
nost. LXI. fig. h. b.), Anahathra pulcherrima (fig. 9). -In Längsschnitten des Holzes
parallel der Rinde sehen wir selbe von Witham sehr gut dargestellt bei Pinites Wit-
haini (Taf. VII. fig. 3.) und Pinites medullaris (fig. 6. und 8 ,) , bei Pitus antiqua
(Taf. VII. fig. 1 0 .), und Pitus primaeva (Taf. VIII. fig. 6.), ferner bei Peuce Lindleyana
(Taf. XV. fig. 3.), Peuce Huttoniana (Taf. VX. fig. 5.) und Peuce eggensis (fig. 9).
Aber auch bei fossilen dicotyledonaren Laubhölzern haben wir vielfach und leicht
die Markstrahlen beobachtet. Im Längsschnitte, radiär vom Zentrum zur Peripherie,
parallel den Markstrahlen selbst, erscheinen diese Lezteren vorzüglich bei den Coniferen
und Laubhölzern eben so gebildet, wie bei den jeztlebenden Arten. Witham hat sie
auf Tafel VII. fig. 4. 5. 9. und an vielen anderen Orten zum Vergleich mit Tafel II.
als parallele Doppelstriche abgebildet, aber sowohl bei den fossilen als lebenden Arten
immer ihren Zellbau übersehen. Wir kennen bisher keine lebende, einen Holzcylinder
besitzende Pflanze, welche der Markstrahlen entbehre. In der Vorwelt haben wir
aber an der Calomoxylon cycadeum Corda. genannten Pflanze Taf. LIV. fig. 8. — 13.
einen ringförmigen geschlossenen Holzcylinder entdeckt, der nach unseren Untersuchungen
keine Markstrahlen besizt, und nur aus Treppen- oder Spiralgefässen besteht.
D a s P a r e n c h y m g e w e b e .
vorweltlicher Pflanzen haben wir bisher in vier Hauptformen kennen gelernt.
1. Als Rindengewebe, vorzüglich als äussere (weicher gewesene?) Rindenzellschichte,
bei den Staarsteiuen vorkommend, wie man in Taf. LXI. fig. 2. 3. 9. c. c. c.
Taf. LXHI. fig. 1. c. c, fig. 6. t. t. sieht, und die äussere Rindenlage bildet, von welcher
die innere, mehr bastartige, aus sehr dickwandigen Zellen gebildete Rindenlage
Taf. LXI. fig. 1. — 14. a. a. umschlossen wird.
2. Als höhlenbildendes, von Sprengel „zusammengesetztes“ von Anderen „lückenbildendes
Zellgewebe“ genannt. Wir bildeten es ebenfalls aus den Staarsteinen ab,
s. Taf. LXI. fig. 11. 12. 13. b. b. Seine Zellen sind in den Staarsteinen gewöhnlich
einfach (s. fig. 12. 14. g. g.) und die durch sie gebildeten Lücken unregelmässig (fig. 12.
14 h. h.).
3. Als Parenchym und Oberhautgewebe der Algen. Wir stellten dasselbe aus
Sphaerococcites crispus und lacidiformis Taf. LXV. fig. 2 8. 29. a. a. und aus Sphaero-
coccites striclatus (fig. 3 3.) dar, und ersehen, dass die Oberhaut des Sphaerococcites
lacidiformis (fig. 29. a.) gleich der Oberhaut unserer jeztlebenden Algenarten und Sphae-
rococci, aus dickwandigen Zellen besteht.
Aus derselben Pflanze stellten wir auch das Faser zell - öfter Filzgewebe einiger
Anatomen dar, und entdeckten in Sphaerococcites crispus und lacidiformis zweierlei
Formen desselben. Die eine liegt dicht unter dem Zellgewebe der Oberhaut (fig. 2 8 .2 9 .
b. b.fig. 3 0 .) und besteht aus dickwandigen, oft körnigen, confervenförmigen Zellfäden.
Die zweite liegt in der Mitte der Alge und bildet einen lockeren gelbbraunen seiden-
g länzenden F ilz , aus langen dünnen, fast höhleulosen gegliederten Zellfäden (fig. 2 8 .
c. und fig. 31.) bestehend, welche durch Wasser noch erweichbar sind, elastisch werden
und anschwellen.
4 .A ls Markgewebe des isolirte Hohlbündel besitzenden palmenähnlichen Monokotyledonen
— Stammes, wo es Witham auf Taf. XVI. fig, 16. an Withamia palmae-
formis abbildete, wie wir schon oben erinnerten. Wir kehren hier darauf zurück, um
die den Parenchymgeweben mehrerer Pflanzen eigenthümlichen Harzzellen (Cryptae)
zu erwähnen, an welche die einzelnen dunkeln rundlichen Zellen bei Witham’s Pflanzen
in fig. 15. 16, erinnern, und die in gleicher Form und Stellung bei den Farren der
J ezt- und Vorwelt (s. Taf. LXII. fig. 1. e. e. Taf. LXHI. fig. 2. i. i.) und bei Cya-
thea Delgadii (Taf. LXIV. fig. 1. e. fig. 4. e. e.) Vorkommen.
D a s ß a s t g e w e b e , d er B a s t,
und vorzüglich jener Theil desselben, welcher an der Holzbildung Antheil nimmt, oder
in selbe eingeht, kömmt ebenfalls bei den uns bekannten fossilen Pflanzen häufig vor.
Dieser in die Holzbildung selbst eingehende Bast ist unter dem Namen „Holzzelle“
bekannt. Die Bastzelle zeichnet sich vorzüglich durch ihr Erscheinen in Bündelform,
oder Cylindern, durch ihre dicken mehrschichtigen Zellwände, und durch die langgedehnte,
meist spindelförmige • Gestalt aus. Der an die Rinde jedesmal abgegebene BaSt-
äntheil („der Bast“ im Sinne der älteren Pflanzenanatomen) ist bisher in fossilen’
Pflanzen meines Wissens, und aüch von mir noch nicht beobachtet worden, da unsere
fossilen dicotylen Bäume meistens schon entrindet angetroffen worden sind. Nur aus der
Braunkohle ist er bekannt.
Das Bastgewebe erscheint in folgenden Modificationen :
1. Als Bast der isolirten Holzbündel.
2. Als Bast isolirter kreisförmig gestellter Holzbündel.
3. Als Bast geschlossener Holzcylinder.
1. D e r B a st is o li r t e r H o lz b ü n d e l umschliesst diese lezteren entweder
a. in Gestalt eines mehr oder weniger geschlossenen Ringes, wie man es z. B. an dem
Holzbündel des Calamus Draco (Kieser’s Elemente Taf. HI. fig. 29. b. b.) sieht,
und diese Form haben wir bisher noch nicht bei. fossilen Pflanzen beobachtet; oder
er kömmt
b, excentrisch gelagert an der Aussenseite jedes einzelnen Holzbündels vor, und diese
Form hat Witham im Querschnitte der Withamia palmaeformis (Taf. XVI. fig. 15.
1 6.) abgebildet.
2. Der Bast kreisförmig gestellter isolirter Holzbündel, wie man s ie • vorzüglich
bei Pisonia und Cissampelos Pareira sieht, und welche den Uibergang der Palmenstammform
zu dem dicotylen Stamme machen, hat Herr Röbert Brown an einem äüsserst
seltenen fossilen Holze entdeckt.
Von jenen isolirten und kreisförmig gestellten Holzbündeln, deren Stamm gegliedert
und cannelirt erscheint, wie Equisetum, Hippuris und der hohle Stamm mehrerer
Umbelliferen, haben wir noch keine innere Structur- zeigende fossile Individuen gefunden,
da die, diese Stammform representirenden Equisetiten, Calamiten u. a. m. noch nicht mit
erhaltener Textur bekannt sind.
3. Der Bast des geschlossenen Holzcylinders ist
A. periphärisch, ohne in die eigentliche Holzbildung einzugehen, wie bei den
Coniferen, wo er die Begränzung der Jahrringe bildet, und den Cycadeen. Bei den
Coniferen hat ihn Witham obwohl etwas undeutlich als Jahrring bei Peuce Lindleiana
(Taf. IX. fig. 2 . 3. unten) abgebildet.
Bei den Cycadeen haben wir dieses periphärische bündelförmige Bastgewebe an
Cycas revoluta (Taf. LV. bis fig. 3. a. a.) Cycas circinalis (fig. 7. bis 9. a. a.) und bei Zamia
Altensteinii (fig. 12 bis 14. a, a.) abgebildet. Bei den uns bekannten fossilen Arten dieser
Familie ist es jedoch verloren gegangen, wenn es sich nicht noch in den von Dr. Rev.
Buckland in der Geology and Miueralogy considered with reference to Natural Theology
Vol. Tab. 6 0 — 62. beschriebenen und abgebildeten Cycaditen der Portlands Inseln erhalten
hat. Die Analyse dieser so schön erhaltenen fossilen Pflanzenstämme wäre eine
für die Wissenschaft höchst interessante Gabe, und wir glauben, dass die grossen englischen
Naturforscher Robert Brown und Dr. Buckland uns baldigst damit erfreuen
werden,
B. Bei allen dicotylen Stammformen geht der Bast in die Holzbildung ein, und
umhüllt als Holzzelle die darinn zerstreut liegenden Tracheal- oder Spiral- und porösen
Gefässe. Es ist Schade, dass Witham von Lepidodendron Harcoutii keinen Längschnitt
des von uns als Holzcylinder bezeichneten Organes (Taf. XHI. fig. 2. d. d.) gegeben
2