Iheilung derselben. Noch geringere Analogie bietet die Oberhaut und der Stamm des
Psilotum dar, und derselbe darf schon seiner, man könnte sagen fehlenden und tiefgestellten
Blattbildung willen, nie mit den Lepidodendra-Stämmen verglichen werden,.
Uiberhaupt haben die Phytotomen bisher die Gesammtheit des Hautsystems, als äusseres
Pflanzenskelet nicht hinreichend gewürdigt, und doch sehen sie täglich sowohl in der
Zoologie, als auch bei der .Systematisirung aller Naturkörper, dass die von ihnen emsig
studierten und gedeuteten Organe ja doch nur vom Hautsysteme, als den stets-begrän-
zenden, und nothwendigst vorhandenen, ihre eigentliche Gestalt erhalten haben. Die
Differenz der Epidermis des Stammes der Farren und ihrer Narbenbildung haben wir
ebenfalls oben nachgewiesen. Unter der Epidermis liegt
B. d i e B a s t s c h e i d e d e r R i n d e ,
welche bei Lepidodendron Harcourtii an ihrer Aussenfläche dasselbe Maschennetz zeigt,
wie es alle Stämme zeigen, deren Oberfläche mit gedrängten in Spirallinien gestellten
Blättern bedeckt ist. Wir haben dieses Maschennetz auch bei Lycopodiolithes elegans, bei
Sagenaria obovata, aculeata, crenata, caudata und vielen anderen Arten gesehen, und
indem wir es mit den Bastscheiden der Rinde jeztweltlicher fleischiger Stämme vergleichen,
es eigentlich doch nur völlig ähnlich, ja anatomisch und organographisch gleich
bei den Crassulaceeu der Jeztwelt gefunden haben. Allerdings hat die Bastscheide der
Rinde der Lycopodiaceen Aeknlichkeit mit der des Lepidodendron Harcourtii, aber ihr
Totalausdruck ist doch ein anderer. Bei solchen Vergleichen muss man aber stets gleich
alte und ähnliche Organe vergleichen, man darf nicht die Stammbasis des einen mit der
Spitze des anderen compariren, um etwa gewaltsame Unterschiede hervor zu rufen. Die
Bastscheide umschliesst
C. d » s P a r e n c h y m d e r R i n d e ,
welches durch die Maschen der Bastscheide zarte Zellgewebestreifen sendet, welche
die Gefässbündel begleiten. Entspringen aber Aeste, so gibt die Bastscheide und das
Parenchym der Rinde ebenfalls eine cyliudrische Lage an dieselben ab. Das aus grösseren
Zellen gebildete Parenchym ist bei Lepidodendron Harcourtii in so grosser Menge vorhanden,
dass es mit dem vom Holzcylinder umschlossenen Marke den grössten Theil der
Substanz des Stammes ausmacht, und alle anderen Organe desselben zusammen genommen
überwiegt. Und dieses Uiberwiegen der Parenchymmasse der Rinde finden wir abermals
vorzüglich in den Familien der Euphorbiaceen, Cacteen, Cycadeen und Crassulaceen,
nebst einigen Arten der Lycopodiaceen, aber alle diese Familien zeigen gleichzeitig mit
Ausnahme der Crassulaceen nicht den inneren Bau des Holzcylinders, und nicht die' so
charakteristische Narben- und Blattpolsterbildung an ihrer Epidermis. Bei den Arten
der Gattung Sagenaria sieht man auch an den grössten Fragmenten deutlich dieses Uiberwiegen
des Rindenparenchyms, welches ausgefault und durch Versteinerungsmaterial
ersezt wurde. Die in diesem Rindenparenchym verlaufenden Gefässbündel dürfen nicht
zur Charakterisirung verwendet werden, da alle blättertragenden Pflanzen dieselben
zeigen müssen. Bei Psilotum ist das Parenchym der Rinde der geringere von der Epidermis,
dem Riudenbaste und dem Holzcylinder vielfach an Rauminhalt übertroffene Theil. I.
II. D e r H o l z c y l i n d e r
des Lepidodendron Harcourtii und des Lomatofloyos crassicaule nob. zeigt ganz analogen
Bau, wie alle Holzcylinder der dicotylen Pflanzen, namentlich aber parenchymatöser
Stämme, wie der Euphorbiaceen, Cacteen, Crassulaceen u. v. a. Mit dem Holzcylinder
der Cycadeen kann jener des Lepidodendron Harcourtii oder des Lomatofloyos crassicaule
nicht verglichen werden, da ihre histologischen Elemente höchst different sind* wie
wir oben gezeigt haben. Mit dem Stamme der'Lycopödiacöen f 'isft'.-'ör abfer 'gär: nicht! zu
vergleichen, da die Lycopodiaceen keine aus mehreren kreisartig gestellten ; ‘ und nach
und nach verfliegenden Bündeln gebildeten Holzcylinder besitzen, 'sondern nur ein ,oder
höchstens drei isolirte Gefässbündel haben; und keine Neigung zur währen, Cyliudec-
bildung zeigen, sondern als dichtaxige Stämme betrachtet werden müssen*; im Gegehsätze
zu den Stämmen der Farren und der Dicotylen, welche als. hohlaxige zu betrachten sind,
indem ihre Holzaxe eine hohle Walze bildet, und aus vielen Bündeln, besieht. , Psilotum
zeigt aber in Hinsicht der Holzaxe mit Lycopodium vollkommen, gleichen Bäü, uhd darf
daher abermals nicht mit Lepidodendron Harcourtii, mit Lomatofloyos und der ganzen
Stammsippe verglichen werden.
Mit dem Stamme der Euphorbiaceen darf Lepidodendron ebenfalls nicht verglichen
werden, indem der Bastbau des Holzcylinders und die Gefässvertheilung in denselben
verschieden ist. Es bleiben hiermit als uiöglichst analoge Formen die Stämme'der CaC-
taceen und Crassulaceen zurück; Erstere besitzen aber keine solche Narbenbildung an
der Epidermis, und ihr Holzcylinder zeigt anderen histologischen Bau; nur die ’ CräSSU-
laceen vereinigen ähnlichen Bau des Holzcylinders mit der Bekleidung der Narben und
Blattpolsterbildung, wie die Lepidodendra,
Aus dem Querschnitte (Lindley I. c. Taf. 99. fig. 1.) des Holzcylinders des Le-4-
pidodendron Harcourtii ersieht man deutlich, dass derselbe aus kreisförmig gestellten
Bündeln besteht, welche mehrere gedrängt stehende und aneinander gelagerte Treppengefässe
umgeben, jedoch so, dass bei diesem Querschnitte nicht deutlich dargestellt ‘ist,
ob die umgebenden Zellen den Holzzellen oder dem Marke angehören. Ist jedoch
Fig. 6. Taf. 99. bei Lindley völlig naturgetreu, dann ergibt sich, dass die Gefässe
(1. c. a. b.) kleine Bündel gebildet haben, welche von einer sehr zartzelligen ßastmasse,
welche in der angeführten B^igur als kleinzelliger Ring die Gefässe umgibt, eingehüllt
waren. Und hierdurch wird auch die Ansicht Lindley’s naturgemäss, dass nämlich die
Bastzellen (oder Holzfibern der englischen Anatomen) zerstört wurden, .wodurch die mit
Versteinerungsmateriale erfüllten Lücken Zwischen den Gefässen, den Bastresten und
dem (in fig. 6.) umhüllenden Zellgewebe entstanden sind. Dieses Zellgewebe Wird
dadurch auch zum Markgewebe, und nun sehen wir in naturgemässer Folge, däss das
Mark (Fig. 1. c. Taf. 99.) auch breite Streifen zwischen die Gefässbündel des Holzcylinders
sendet, dass mithin Lepidodendron Harcourtii auch Markstrählen in GCsfält
breiter Markstreifen besizt, wie sie alle dicotylen Stämme an ihren noch’ kraüfärtigen
Theilen zeigen, und wie man sie in jedem deutschen Handbuche der Pflänzeuähatömie
häufig abgebildet findet. Die Annahme, dass die von Lindley in fig. 1. Taf. 99: abgebildeten
und um die Gefässe a. befindlichen-Lücken im lebenden Zustande wirklich-vorhanden
waren, uud dieselben mithin mit den Luftgängen unserer jezt weltlichen Pflanzen
zu vergleichen, ist höchst naturwidrig, indem wir in der Jeztwelt keine Pflanze kennen;
deren Skeletsystem Gefässe ohne dicht anlagernden Bastzellen zeige, oder welches gänz
isolirt verlaufende Spiral- und Treppengefässe besitzt. Wie sollten überdieSs diese
Bündel isolirter Gefässe sich selbst erhalten, wie fortbestehen und nach oben weiter
wachsen, wenn sie durch die ganze Stammlänge von diesen Lücken völlig umgebert
wären? — Ich kann mir unmöglich solche schwebende und völlig1 isolirte Organe im
Pflanzenorganismus vorstellen! — Uiberdiess hat Herr Lindley die Verbindung der
Treppengefässe b. mit gestreckten (d. i. Bast-) Zellen a., obwohl etwas Schwach ver-^
grössert, an den schiefen Schnitt fig. 7. Taf. 99. gezeichnet, und auch in fig.‘8. der^
selben Tafel angedeutet.
Die bündelförmig vereinigten Treppengefässe .unterscheiden allerdings den Holzcylinder
des Lepidodendron Harcourtii von denen der Crassulaceen. : Aber-noch grösser
und in die Augen fallender ist derselbe von dem Holzcylinder und den Bündeln der
Lycopodiaceen unterschieden, wie ein einfacher Blick auf die von Bischöff (Ii! c. Taf;
12. fig. 44. 4 8.) und Brongniart (1. c. Taf. 7. fig. 14. 15.) abgebildelen Querschnitte
der Lycopodiaceenstämme geworfen, lehren wird. Noch mehr aber differiren diese Gefässbündel
von den sternförmigen, der Markscheide und dem Baste umhüllten Treppen-
16 M