so vollkommen gedeihen konnten, nickt aus, wie wir anderswo*) nachgewiesen haben.
So sind nach Lindley auch die Equisetaceen in Fäulniss übergegangen, die sich besonders
in der zweiten Flora so gut erhalten haben; dagegen sind, wie es scheint, die
Farrenkräuter'der dritten Flora grösstentheils zu Grunde gegangen, da wir deren bisher
nur drei aus der Braunkohle kennen; denn es ist nicht wohl zu glauben, dass
keine vorhanden gewesen seyn sollten, da sie noch die Mehrzahl der zweiten Flora
ausmachen und selbst noch in der gegenwärtigen Flora reichlich vorhanden sind. Was
übrigens das Experiment, welches von Lindley blos mit gewöhnlichem reinem Wasser
unternommen ward, betriffit, so möchte es den Verhältnissen der versenkten vorweltlichen
Pflanzen nicht angemessen gewesen seyu, die in derselben Fluth eingeschwemmt
wurden, aus welcher sich der Schieferthon niedergeschlagen hat, der sie uns aufbewahret.
Dass die erste Flora sich über den ganzen Erdball verbreitet habe, dafür sprechen
bereits mehrere Thatsachen. Die Lepidodeudra und zum Theil die Farrenkräuter
werden allenthalben unter allen Himmelsstrichen gefunden, wo man Steinkohlen entdeckt
hat, wenn auch nicht dieselben Arten, wie es mit den Pflanzen der Jetztwelt ebenfalls der
Fall ist. Cyclopterideu und Pecopterideu finden sich in Indien, Neuholland, Nordamerika,
England und Böhmen, Rhylidolepis (Sigillaria Brongn.) und Sphenopteris kommen in Nordamerika,
Neuhollaud wie in Europa vor; hieraus lässt sich wohl der Schluss ableiten,
dass in der Vorwelt wie in der Jetztwelt isotherme, isothere und isogeothere **) Linien
bestanden haben müssen; die isochimenen Linien dürften späteren Ursprungs seyn, wie
wir ebenfalls an einer anderen Stelle™*) ausgesprochen haben. Eine schärfere Bestimmung
nach Zahlen des Thermometers wollen wir einer späteren Zeit überlassen, da
der wirklich durchforschte Kaum der Erdoberfläche sich zu dem noch ganz unbekannten
in dieser Hinsicht wie ein Inselchen im Ocean ausnimmt.
Weit schwieriger ist die zweite oder Uibergangs* Flora zusammenzustellen und
nachzuweisen, wie nach und nach in den verschiedenen Epochen der Erdkruste eine
neue Vegetation aufgetreten, welche Pflanzen der ersten Vegetation sich fortgesetzt,
welche ganz weggeblieben sind, und wie sie, auch nach inzwischen eingetretenen Stö")
Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen Museums. Praq, 1 836
p. 1 7 ^ 2 8 .
> * Wir möchten fast die Vermuthung äussem, dass die isogeotheren Innien merklich
auf die Vegetation der Farrenkräuter eingewirkt haben, weil wir .sie auf
bedeutend hohen Gebirgen zunächst der Vulcane, und zwischen den Laven
noch thätiger Vulcane in so kräftiger Vegetation finden. Douglas spricht
in der Beschreibung der Vulcane der Sandwichs - Inseln von dem vorzüglichen
Gedeihen der Farrenkräuter auf dem Berge Mowra-Roa und erwähnt
den besonderen Umstand, dass östlich von dem Krater des Keraueah
m der Entfernung von 3 7 0 Yards sich ein zweiter in seinem Innern lange
ruhender Krater befinde, an dessen Rande 120-jährige Bäume stehen. Im
Jahre 1832 habe sich der Boden des Rückens zwischen den beiden Kratern
geöffnet, es sei drei Tuge lang Lava heraus geflossen und habe die Vegetation
vertilgt, jedoch sprossten die Farrenkräuter nach 19 Monaten wieder aus
den 1 bis 10 Fass tiefen Spalten hervor, und prangen nun.mit so üppigem
Laube, als ob ihnen gar nichts begegnet, geschweige denn ein Feuerstrom über
sie gegangen wäre............. Weit und breit hüben viele Ausbrüche von Lava
stuft gefunden, und in einigen der tieferen Schluchten zählt man 17 Lagen
und zwischen jeder befindet sich eine Schicht Farrenkräuter. Auszug aus
einem Schreiben von David Douglas an Capit. Sabine. Froriep’s Notizen
1836. no, 1099.
***) Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen Museums. Praq 1836
p. 17 — 28.
rungen in den nachfolgenden Perioden wieder zum Vorschein kommen, oder andere an
ihre Stelle treten.
Einen ähnlichen Versuch haben zwar Adolph Brongniart und Alphons Decandolle
auf sehr beschränkten Räumen unternommen. Wenn dieser Versuch befriedigend seyn
sollte, hätte er nicht nur in einem grösseren Maasstabe, sondern auch vergleichend mit
anderen Parallelformationen gemacht werden müssen, wodurch es sich sehr bald ausgewiesen
hätte, dass alle diese sogenannten Floren der Formationen und Perioden nichts
als Bruchstücke einer und derselben Flora sind, die vom bunten Sandstein aufwärts bis
zu der Kreide hindurch geht, und von uns die Uibergangs - Flora genannt wird.
Alle Pflanzen, mit Ausnahme von vier Arten, die Ad. Brongniart und Decandolle
in vier Formationen und Epochen Tab. XI, XII, XIII, XV anführen, finden sich sammt
und sonders, und noch einmal so viele in der Formation des Keupers in Deutschland.
Dass dieselben Pflanzen, welche in der Oolith-Formation inYorkshire von Phillips
beschrieben worden sind, in einem Lettenlager des Keuper-Mergels in der Umgegend
von Bayreuth ebenfalls vorhanden sind, diese beiden Formationen daher der Zeit
und der Flora nach für Parallelformationen gehalten werden müssen, hat bereits Graf
Münster nachgewiesen*). Das voreilige Einschliessen und Abschliessen in scharf be-
gränzte Rahmen wird die Wissenschaft nicht fördern, vielmehr beschränken; daher sind
auch alle solche Verzeichnisse nur dann nützlich, weün sie als blosse zeitweilige Verzeichnisse
zu einer künftigen Verwendung aufbewahrt werden.
Die Keuper - und Liasformation ist in Deutschland sehr verbreitet und reich an
Pflanzenabdrücken, der bunte Sandstein dagegen daran arm; was aber im bunten Sandsteine
der Umgegend von Strassburg vorkommt, ist grösstentheils im Keuper zwischen
Bamberg und Erlangen wieder zu finden. Nach einer zweimaligen Bereisung dieser
Formationen, genauer Durchforschung vieler Sammlungen und Vergleichung der numerischen
Angaben von Adolph Brongniart, glauben wir die gegenwärtig bekannte Uibergangs
Flora folgendermassen bestimmen zu können, ohne jedoch die richtige Zahl zu
verbürgen, da täglich neue Entdeckungen gemacht werden.
1 im Lias und Jurakalk Algaciien . 3 1 ) ) im Keuper .
Equisetiten ( im Keuper bei Sinsheim und Stuttgart . . 1 3 1
und ( bei Gotha und Coburg , . . , , Ü H H 6)
Calamiten r bei Würzburg, Bamberg, Bayreuth , • . 5 )
Cycaditen,
Zamiten und Pterophyllen . , .
Nilsonien
Volzien ("Varietäten?) . . . .
Palaeoxyris bei Strassburg und Bamberg
Aethyopkyllum bei Strassburg
Germaria bei Bayreuth . . . .
Lycopoditen . . . . . .
Taxites (nach Brongniart)
Filiciten im allgemeinen
Einzelne Blätter von dicotyledonen Bäumen
Coburg und Bamberg
mithin Sum
der Sträuchern bei Stuttgart,
me der Pflanzen ,
33
23
20
45
2
2
1
6 0
1 5 8
Die Filiciten betragen mehr als den dritten Theil der ganzen Flora, sind also
auch in der zweiten Flora vorherrschend, wenn auch in einem geringeren Verhältniss
als in der ersten Flora, wie es bei einer Küstenflora zu erwarten war.
Ml Graf Münster: Uiber einige Pflanzen in. der Keuper -Formation bei Bayreuth;
in Leonhard und Bronns neuem Jahrbuch für Mineralogie. Jahrgang 1829.
p. 3 1 0 317.