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schäften dieser bëidweltlichen Pflanzenorgane gleich sind, so wird auch ihre Entstehung
und Function sich gleichen müssen. . W ir sind leider ; nur ;durch die Annuth unserer
Gärten sehr beschränkt an zur Vergleichung geeigneten Pflanzen der Jeztwelt; in Paris,
London, Berlin oder Petersburg müssen sich in! den reichen botanischen Gärten und
bedeutenden öffentlichen und Privatsammlungen viel vorzüglichere. Objecte zur Vergleichung
jezt- und vorweltlicher .Pflanzenformen finden,;,aber ,leider war es uns noch;.nicht-gegönnt,
jene reichen Schätze fremder Erdräume zu! sehen.. .Wir haben daher jfür .Aspir!
diaria (Taf. LXVI1Ï. fig. 10.—15.) keine xepräsentirende Blattpolsterform in der Jeztwelt
entdeckt; Bergera (Taf. LXVHI. fig. 1 6—;19. Taf.. LXVI. fig. 1. a. b.), aber
besizt . jenen der Aeste der Euphorbia Caput medusae oder der. E. nodosa gleiche
Blattpolster.!; , ........ |
Dass die Blattpolster und Narben der Lepidodendra wirklich dem Épidèrmidal-
systeme jener Pflanzenstämme. angèhôrt haben, dürfte wohl kaum Jemand bezweifeln
wollen, überdiess wird die Wahrheit dieser Behauptung durch das Auffinden der unter
der Stammoberhaut liegenden Holzcylinder sowohl bei Lepidodendron, Sagenaria,
Bergera, Aspidiaria und Lycopodiolithes, als auch an Sigillaria (Brong.) bestätigt. Zwischen
der mit Narben oder Blattpolstern bedeckten sehr zarten Epidermis und dem oft
noch erhaltenen Holzcylinder liegt bei den Lepidodendrum-Arten immer ein mit Muttergestein
erfüllter Raum, welcher bei den Crassulacéen der Jeztwelt,1 wie wir schon
oben Seite XX. und XXI. zeigten, mit zartem fleischigen Zellgewebe, dem Rindenparenchyme
(s. Taf. A. fig. 2. uud fig. 5. 6.) erfüllt ist, welches der Macération aus-
gesezt sehr leicht und viel früher zerstört wird, während der Holzcylinder noch erhalten
ist, und die am längsten der Verwesung widerstehende Epidermis mit ihren Blattpolstern
noch sehr gut, oft vollkommen erhalten ist. Ein gleicher FaU dürfte doch wohl auch
in der Vorwelt an den Resten und Stämmen der Lepidodendra Statt gefunden haben. ,
Nachdem wir gezeigt haben, dass die LyGopodiacéen. der Jeztvegetation keine
articulirten Blätter und keine Blattpolster in Form jener der Lycopodiplithen. oder der
Lepidodendra haben, einige Naturforscher diese lezteren aber auch mit den Blattpolsterähnlichen
Rudimenten an den Aestchen der Coniferen verglichen haben, so wäre es
nöthjg, diese lezteren einer genaueren Betrachtung zu würdigen. Bedenkt man jedoch,
dass die Grosszahl der Coniferen der Jeztwelt an jeder solchen BlattpolsterTähnlichen
Schuppe fs. die trefflichen Abbildungen in Lambert’s Genus Pinus, z. B. Pinus Taeda
u. v. a.) einen, aus einer gemeinschaftlichen Blattknospe entstehenden Blattbüschel tragen,
und dass diejenigen Arten, welche einzelnständige, schuppiggestellte, oder dachziegel-
artig gelagerte Blätter besitzen, diese lezteren sehr spät abwerfen, und dann fast gar
keine Blattnarben noch Blattpolster zurücklassen, wie Araucaria, Dacrydium, Thuja,
Taxodium und gewissermassen auch Cunninghamia ; dass die etwa rückbleibende
Schuppe keine mit dreizählig gestellten Gefässbündeln versehene Narbe zeigt, und völlig
unähnlich den Blattpolstern und Narben der Lepidodendra ist, so wird man bald von
einer genauen Vergleichung beider Pflanzengruppen abstehen, um so mehr, als die
Schuppen der Aeste der Coniferen im Alter durch Abstössen der Epidermis und der
Rinde verschwinden, und der Stamm der Coniferen einen ununterbrochenen Rindenwechsel
zeigt, während die ältesten Stammtheile und jüngsten Aeste der Lepidodendra und Crassulacéen
constante Blattpolsterbilduug zeigen.
Nachdem wir die Blattpolster der Lepidodendra genauer untersucht, und mit jezt-
weltlichen Typen verglichen haben, so wollen wir hier noch einige kleine Bemerkungen
über die Blätter, ihre Stellung, Richtung und Form in allgemeinen Umrissen geben, Und
mit jenen jeztweltlichen Pflanzenfamilien vergleichen, mit denen sie von anderen Forschern
verglichen worden sind.
Alle uns bekannt gewordenen, in der Flora der Vorwelt, in der Fossil,,Flora
und in der Histoire des Végétaux fossiles abgebildeten Blätter tragenden Lepidodendra
Lin
oder Sagénarien haben dieselben den Blati'póTstèrn eiiigefügt,: und aii den Enden und
den dünneren Aesten büschelweise versammelt stehen (s. Fl. der Vorw. I. Taf. 2—3.)-
Alle diese Blätter sind linear, flachgedrückt j mit einem Mittelüerveu, und die von mir
untersuchten sind stets ganz randig. Die jüngeren Aeste haben in Hinsicht dér Blättert
Stellung allerdings Aebnlichkeit init denen ; einiger Lycopodia, aben man .kann, sie! eben
so gut mit den Araucarien u. a. Pflanzen mehr,'vergleichen; Mif den Nadeln der! Coniferen
dürfen sie nicht verglichen werden; Werl sie einzelnständig sind, während bei
den Coniferen immer mehrere Nadeln aus einer Blätterknospe entspringen, eigentlich
diese lezfere, und nicht unmittelbar die Nadéln am Blattpölster oder deri Närbe? sitzen,
und 'am - Grunde von Schuppen und :Hülleu dér Blaltknospeu stets • umgeben! sind. Mit
den in Spirallinien gestellten Blättern der Lycopodiacéèii dürfen sie darum nicht' coinpa-:
^irt werden, weil erslere stehen bleiben, bis sie verwesen, üud nicht eingelenkt sind wie
leztere ; denen der wahren. Stachygynändra .sind sie völlig unähnlich, ipdem sie nicht
zweizeilig! stehen, und keine Stipularbildnng ;zeigen. Ihre sehr Zarte!Oberhaut , ünd die
Reste ehemaliger parenchymatöser Struktur lassen schliessen; dass die Blätter der LepW
dodendra • fleischig waren, und allerdings ähneln sie sehr in Hinsicht Narben- und. Blattpolsterbildung,
so wie auch iNervenbau und Stellung den Blättern der Crassulacéenj
jedoch sind sie denen der mir bekannten Fettpflanzen (Stigmaria ausgenommen) in Hinsicht
Form völlig unähnlich, indem ich keine Crassulacéen, mit Ausnahme einiger Sedum-
Arten mit pffiemförmigen, nadelförmigen oder linearen Blättern könne; Sollten sich aber
auch in der Familie der jeztweltlichen Crassulacéen- keine dénen der Lepidodendra
ähnlichen Blattformen finden, so bitte ich nur überhaupt der oft so sehr differirenden
Blattformen einzelner Gattungen in sonst- gleichartig geformten Familien zu gedenken;
Ein auffallendes Beispiel gewähren die; Coniferen , wo die Nadel. Normform der Blatt-
bilduhg zu seyn scheint ; Dammara, Gingko und Taxodium distichum aber in Hinsicht
Blattform zu ganz anderen Familien hinneigen, indem Dammara Monokotyle Nerven-
bildung zeigt; Gingko und Phyllocladus die Nerveuform einiger jeztweltlichen Asple-
niacéen, Scolopèndra und Lomarien, lind der Farren der Vorwelt nachahmen,! Taxodium
distichum aber eine bei den Léguminosen sehr gewöhnliche Blattform repräsentirt. ■ Da
wir schon die Blattform der Crassulacéen, Coniferen, Lepidodendra und Lycopodiacéen
betrachtet haben, so dürften wir hieran wohl noch einige vorweltliche Formen knüpfen;
Herr Prof. Lindley hat in der Fossil Flora zwei Lycopöditen,. nämlich Lycopoditcs
falcatus (Taf. .6 1 .) und Lycopodites Williamsonis (Taf. 39.0 ahgebildet.: :Die ersfere
Art könnte vielleicht der einzige bis jezt bekannte, auf uns übergekommenerReprasen-
tant der Lycopodiacéen der vorweltlichen Flora seyn, und sich enge an die stipulaten,
zweizeiligen Arten der Abtheilung Stachygynandrum reihen, jedoch ist diese Abgabe
nur auf Vermufhungeri und die Abbildung gegründet, und dürfte nur dann als wahr betrachtet
werden, wenn die Oberhaut der Blätter der fossilèn Pflanze dieselbe Struktur
wie die der lebenden Lycopodiacéen zeigt. Durch die Struktur der Epidermis wird
sich Lycopodiura stets und sicher von allen anderen in Hinsicht Blatlstellung und Form
ähnlichen Pflanzen strenge unterscheiden. Lycopodites Williamsonis (Foss.: FD Taf. 93.)
dürfte jedoch den Lycopodiacéen nicht beizuzählen seyn, indem aus der Abbildung und
Vergrösserung der Blätter noch keineswegs hervorgeht, dass derselbe Stipularbildung
und. zweizeilige Blattstellung habe. Vielmehr ist in. Hinsicht der Verzweigung und
Blattstellung einige Verwandtschaft mit Dacrydium (s. Lambert G. Pinus Taf. 69.) und *)
*) Das vom Herrn Brmgniart U c. Taf. 14. abgebildete Lepidodendron etegans
ist nach den Blattpolstern (fig. 1 .A .2 A.} zu urtiteilen, eine Sagenaria, wahrscheinlich
zu Sagenaria obövata (s. uns. Taf. ' LXVIII. figi O J - oder zu S.
crenata (fig. S.J gehörend. Lepidodendron gracile (Hist. II. Tdf. 4'S.)-uAd
das namenlose, von Herrn Brongniart auf Taf. 30. abgebildete Lepidodendron
sindiwohl specifisch gleich mit dem auf Taf. 14. äbgebildeten L. elegdnsr 8