form verlängerte» unterirdischen Knospen der Cyperaceen, Gramineen und die ober*
irdische» der Bambusaceen zeigen ähnliche Vorgänge und Blattstellungen.
Die Termiualknospen der Lepidodendra sind ebenfalls aufgefundeu, und einigemal
als Erflehte dieser eigenartigen Pflanzengruppe betrachtet worden, und Se. Exc. Herr
Graf Caspar von Sternberg hat dieselben im ersten Bande dieses Werkes, Taf. I—III;
trefflich abgebildet, und die Verfasser der Fossil Flora haben dieselben an Lepiduden-
dron Iougifolium fl. c. Tab. 161.) und an L. selaginoides (Tab. 12;) i entdeckt. Aber
diese Terminalknospen und die dicht beblätterten jungen Aeste besitzen einen anderen
Habitus, als die jungen Aeste und die Terminalkuospen der jeztweltlicben Lycopo-
diaceen; überdless besitzen auch die jüngsten Aeste wahre Blattpolster, welche nach
dem Abfallen oder der Wegnahme der Blätter als Insertionsnarben, denen der Cfassu-
laceen ähnlich, erscheinen.
liish^r sahen wir noch kein Lepidodendron mit an den Aesten noch aufsitzenden
Früchten, und kennen die Beweise nicht, welche Herrn Adolph Brongniart bewogen
haben , die Lepidostrobi für die Früchte der Lepidodendra zu erklären. Ist das vqp
Herrn Lindley abgebildete Lepidodendron oocephalum (Foss. Flor. Tab, 2 0 6 .) wirklich
eine Frucht, dann würden wir auf eine bedeutende Analogie im Fruchtbaue mit den
männlichen Blüthen der Coniferen schliessen, doch hierauf werden wir am Schlüsse
dieses Nachtrages zurückkommen.
Der äussere Habitus der Lepidodendra und Lycopodiolithen der, Vorwelt war
daher ein ganz eigenthümlicher, und zu mancherlei unter einander oft sehr differenten
Typen der gegenwärtigen Pflanzenwelt Beziehung habender.
Wir wollen hier eine kurze Darstellung desselben versuchen, indem wir die,
uns bekannten Stammformen mit den Aesten, Aestchen, Blättern und Terminalknospen der
verschiedenen Arten unter einander zu einem idealen Ganzen verbinden. Aus einer fa^t
knollenartigen Basis (Flor, der Vorw. 1. Taf. XIV* fig* !•) erhebt sich ein warziger,
oben und unten gleich starker, mit einem Blattuarbennetze bedeckter. .Stamm, von ^
his zw e i;Schuh Durchmesser und oft vierzig, bis fünfzig Schuh Höhe, einfach und astlos.
Plötzlich beginnt die Gabeltheilung des ganzen Stammes (s. Flor, der Vorw* T a f.I.
Fossil Flora Taf. 2 0 3 .) in zwei, gleich starke Aeste, welche abermals gablig getheilt
sind,; .und dieses .^heilen bieten alle folgenden Aeste und Aestchen dar, bis leztere oft
sehr dünn und nur wenige Zoll lang geworden sind, mit Blättern dicht bedeckt sind
(s. Fossil Flora Taf. 4. 118. Sternb. Fl. d. Vorwelt 1. Taf. II. HI. Brongniart Hist.
II. Taf. 3 0 ,), und endlich in zarte lange Spitzen auslaufen, welche dünn beblättert sind
(Fossil Flora Taf. 12.), oder in grosse mächtige, aus langen, linearen, nadelförmigen
Blättern bestehende Büschel (Flor, der Vorwelt 1. Taf. III. Fossil Flora Taf. 161.)
endeten* oder endlich mit zapfenähnlichen (Foss. Flor. Taf. 2 0 6 . Sternb. Fl. I. Taf. II.
die Figur rechts oben) Terminalknospen versehen waren. Vergleicht, man die stärksten
Aeste mit den dünnsten Enden der Aestchen, z. B. bei Lepidodendron Sternbergii u. a.. m.,
und erwägt die allmählige Längszunahme derselben, proportional ihrer Verdünnung, um
so ein ideales Bild der Länge und Zahl der einzelnen Aeste zu erhalten; erwägt man
ferner ihre Stellung, Richtung und Beblätterung: so wird man sich leicht die ausgezeichnete
Grösse ihrer Krone, das höchst Eigentümliche ihres Habitus und ihres, ich
möchte sagen landschaftlichen Charakters vorstellen können, und man wird verlegen
seyh, eine analoge Form unter den Pflanzen der Jeztwelt aufzufinden, selbst dann,
wenn man die Lycopodium-Pygmeen Tausendmal vergrössert sich vorstellt. Und diese
colosalen Bäume besassen so dünne und spärliche Holzmassen, dass man kaum begreifen
kann, wie sie den Oscillationen des Luftozeans widerstanden haben.
H. B a u d e r R i n d e .
Die den Stamm und die Aeste umkleidende Rinde der Lepidodendra zeigt so
mancherlei Eigentümlichkeiten, sowohl in Hinsicht äusseren, als auch inneren Baues,
und diese Eigeutkümlicbkeiten müssen sorgfältig untersucht und mit gleichen Organen
M
an den Pflanzen der Jeztwelt verglichen werden. Der am meisten in die Augen fallende
Charakter der Lepidodendra und Lycopodiolithen ist ihre Bekleidung der Aeste und
Stämme mit einem ununterbrochenen Netze von Blattnarben, weiche in grossen parallelen
Spirallinien um den Stamm laufen, und eben ;sor gut bet den grössten Stämmen von mehreren
Fuss Durchmesser, wie am kleinsten Fe der spule starken Aestchen verkommen.
Solche Blattnarben haben uns aber die - lebenden Lycopodien, deren wir mehr als
hundert Arten untersucht haben, nicht gezeigt*
Die Blattnarben der Lepidodendra (s. uns. Taf. LXVIU. fig. 1. 2.) und der
Sagenariew (-Taf* LXVIIL fig. 3-—9.} bestehen aus einer wahren, durch frühere Verwachsung
und spätere Articulation de® Blaues gebildeten Nafbe;,. von dreieckigter oder
meistens rhombischer Form (Taf. LXVIII. fig. 1—9. a. a.), welche stets drei Gefasst
biiudelsp.uren jn folgender Anordnung : . . . , , .—;., . — . zeigt, un(d aus dem an der
Basis der eigentlichen, diese Gefässbündelspureu tragenden Narbe liegenden, meist zwei-
schenklicheu Blattpolster, welcher nach Wachsthum und Alter verschieden gross, jedoch
stets ähnlich gebaut ist, durch eine meistens kantenförmige Linie in zwei Schenkel getheilt
wird, und sehr oft Querfalten (Taf. LXVIII. fig. 3. 4. fig. 8.) besizt, selten
aber nach abwärts wie bei Sagenana affinis (T. c. fig. 9.) glatt ist. Der Blattpolster
umgibt dié eigentliche Blattnarbe auch nach oben, in Gestalt. einer mehr oder weniger
vorspringenden spitzigen (fig. 3.) oder gérundëtën (fig. 8.) Leiste; Man ersieht an der
Rinde der lepidodendra und Lycopodiolithen leicht und deutlich, dass die eigentliche, die
Gefassbündei Enthaltende rhombische Narbe zi|i* Befestigung durch Verwachsung, der
Blattpolster aber unterhalb und oberhalb liegend, oder leztere umfassend,'nur zur Unterstützung
des Blattes durch Anlagerung diente.
Untersuchen wir nun die Blattnarben der lebenden Lycopodiacéen, so finden wir
ie i ganz genauer Betrachtung, dass dièse ganze artenreiche Gattung weder articulirte
Blätter, noch wirkliche, die Blätter durch Anlagerung unterstützende Blattpolster besizt.
Wir.finden fernerg dass die lebenden von uns. gesehenen Lycopodiacéen ihre Blätter
nîçhf ahwerfén. sondern dass diese lezteren selbst nur an den unteren Stengel- oder
Stammtheilen durch Verwesung zerstört, und hierdurch die Stengel entblättert werden.
Bei dieser Form der Entblätterung sehen wir ferner keine Blattpolster noch Blattnarben
hut drei Gefässbündelspureu entstehen, wie bei Lepidodendron oder bei Sagenaria, sondern
es finden sich einfache grubenartige Blattnarben durch die polsterähnliche Verdickung
der Stengelsubstanz gestüzt, und mit Zieligewebéstreifèn als Reste des abgefaulten
oder zerfallenen Blattes bedeckt. Meistens tritt ein völlig vereinzelter Gefässbündel
in die Blätter der Lyçopodîa, und nur mit Mühe und mit Hilfe des Messers gelingt es
diesen Bündel bei den zurückgebliebenen Narben aufzufinden. Diese Narben besitzen,
wie schon oben erwähnt, keine Aehnlichkeit mit jenen dér Lepidodendra, und bei Lÿ-
copodium clavatum und annotmum kann man nur durch Abschaben der Blätter und der
Epidermis des Stengels ein in Spirallinien stehendes Netz von länglichen Maschen darstellen,
welches durch die von der Bastscheide des Stengels zum Blatte laufenden Baststreifen
gebildet wird, and dann eine ungefähre Aehnlichkeit mit den Kanten der Blattpolster
der Sagenaria Volkmanniana (Taf. LXVIII. fig. 8.) zeigt. Aber um diese
Baststreifen zu sehen, muss die Epidermidalschichte sorgfältig abgeschält werden, eine
m der Vorwelt gewiss unbekannte Sache; ferner bestehen diese Kanten aus Bastzellen,
und gehören der Bastscheide dès Stammes an, während sie bei Lepidodendrum der
Epidermis angehörten, durch Abfallen der Blätter entstanden sind, Articulationsflächen
und Gefässbündel in Mehrzahl geigen , und weit mehr den bei den Crassulacéen der
Jeztwelt am Stamme vorkoiumenden Narben ähneln, oder yielraehr wirklich gleichen,
wie man leicht aus der Vergleichung der Blattpolster des Sempervivum canarien se (s. Taf,
A. fig, I. 3.) und des S* urbiçum (l, c. fig. 9. 1 0.) mit jenen der Sägenaria rugos^
(Taf. LXVHI. fig. 4.) oder der S. aculeata (1. c. fig. 3.) ersehen kann. Die lebenden
und fossilen Blattpolster zeigen gleiche Stellung, gleiche Form, gleiche Blattnarben und
gleiche Gefässbündelstellung in Form und Zahl, gleiche (oft ebënfaîls zweischenkliche,
faltige) Anlagerungsflächen und Kantenbildung. Nachdem wir gezeigt, dass alle Eigen-
H ü