D. Die zweite Form besizt die untere periphärische Reihe oder den unteren
Gefässbündeikreis doppelt, wie z. B. Didymochlaena sinuosa (fig. 23.) und Alsopliila
nigricans (fig. 2 4 .) zeigen.
Nachdem wir die Richtungen der Gefässbündelkreise bei den uns bekannt gewordenen
Baumfarren der Jeztwelt untersucht, so wollen wir zugleich aufmerksam machen,
dass alle diese Gefässbündelkreise eigentlich aus unter einander völlig getrennten Ge-
fässbündeln (fig. 19. b. fig. 2 0 . Taf. LXV.) bestehen, welche von einer sehr harten
dunkeln Scheidehaut und einer äusseren Zellschichte vom Markgewebe stammend (fig. 2 0 ),
umkleidet, und in keiner von uns gesehenen Narbe jeztweltlicher Farrenstämme unter
einander völlig verschmolzen, oder bandförmig gefunden worden sind.
Leider sahen wir die Narben eines, in Hinsicht innerer Struktur höchst eigenartig
gebauten Farrenstammes (s. fig. 7. 8. Taf. LXYI.) aus Van Diemensland vom
Berge Willington durch Baron Hügel mitgebracht, nicht in Natur, sondern nur in der
hier (fig. 7.) abgedruckten Zeichnung, welche Abbildung aber vermuthen lässt, dass
nebst den grundständigen isolirten Gefässbiindeln auch noch bandförmige Vorkommen,
wodurch ein Uibergang zur fossilen Gattung Protopteris ermittelt werden dürfte.
Ein gleicher, oder anatomisch-ähnlicher Bau der Narben, wie sie uns die lebenden
Baumfarren zeigen, ist bis jezt noch nicht an vorweltlichen Pfianzenstämmen beobachtet
worden. Caulopteris Lindley hat Brongniart nicht mit Unrecht zu Sigillaria peltigera,
Cistii und macrodiscus gestellt, da sich dieselbe zu einer- der genannten Sigillaria-Arten,
wie die Rinde zum Holzkörper verhalten dürfte.
Protopteris, die wir mit ihren drei von uns gekannten Arten als die einzigen, die
jeztweltlichen Baumfarren in der Vorwelt vertretende Pflanzenformen oder Arten betrachten,
besizt aber höchst verschieden gebaute Wedelpolster. Wir haben zur grösseren
Verständlichkeit unserer Ansichten die Blattnarben oder Wedel polster der Protopteris
punctata (Taf. LXV. fig. 1.), der Pr. Cotteana (fig. 4. 5.) und Pr. Singeri (fig. 7 —1 0 )
abgebildet.
Man ersieht an den Narben oder Wedelpolstern der Protopteris punctata (Taf.
LXV. fig. 1.) und Cotteana (fig. 5.) nur einen einzigen bandartigen hufeisenförmigen
Gefässbündel (b. b.), dessen nach aufwärts gehende Arme (d.) eingebogen sind, und
an der Spitze gegenseitig abstehen. Bei Protopteris punctata findet man über dem hufförmigen
Gefässbündel (fig. 1. d.) drei seichte bogenförmige Eindrücke (fig. 1. c.),
welche den Wedelpolster nach oben und innen begränzen. Um den Polster herumgestellt
findet man bei den uns bekannten Arten von Protopteris mehr oder minder regelmässig
gestellte Grübchen (fig. 1. 5. a. a .), welche durchaus nicht mit den Gruben
(Foveae, Mohl) unserer jeztweltlichen Farrenbäume verwechselt oder verglichen werden
dürfen. Die Gruben (s. Taf. LXV. fig. 11. 12. 18. 24. a. a.) unserer lebenden Baum-
farrne stehen meist uuregelmässig, sind gross, ungleich und enthalten ein aus losen dickwandigen,
meist dornigen Zellen bestehendes braunes Pulver, welches Herr Mohl (in
Mart. L c. Taf. 3 5. fig. 6—8 .) sehr gut abbildete.
Die um die Wedelpolster der Protopteris-Arten liegenden Grübchen sind ganz
anderen Baues, indem iin Grunde der Grube eine oft mit einem wulstigen Rande (fig.
2. Taf. LXV.) umgebene, in der Mitte stets durchbohrte Warze (fig. 3. 1. c.) liegt,
welche dem Baue und ihrer Gestalt nach, ganz den sich zu Luftwurzeln umgestaltenden
Knötchen (Taf. LXV. fig. 2 2 . der Cyathea Delgadii, fig. 25. der Alsophila nigricans,
fig. 26. des Polypodium armatum) unserer jeztweltlichen Baumfarren entsprechen. Nur
liegen diese Warzen bei unseren Baumfarren meist oberflächlich (fig. 22.), oder sind
wohl gar gestielt (fig. 26.), und äusserst selten in Vertiefungen (fig. 2 5.) wie bei Protopteris
versenkt. Die wahren, ein braunes Pulver führenden Gruben unserer jeztweltlichen
Farren, haben daher wahrscheinlich den Baumfarren der Vorwelt gefehlt, da wir
keine Spur derselben an mehreren Stämmen der Protopteriden sahen.
Da zur äusseren Bekleidung gewisser Farrenstämme auch die sie bedeckenden
Luftwurzeln gezählt werden müssen, und vorzüglich für unsere Zwecke hohen com-
parativen Werth haben, so verweisen wir hier einstweilen auf die so treffliche Abbildüng
der Cyathea Delgadii (Taf. B. fig. 12.) im ersten Bande dieses Werkes, und
auf das unbestimmte von De Candolle in der Organographie der Gewächse (Taf. 24.)
abgebildete Baumfarren-Fragment. Bei beiden Arten ist der Stamm völlig von den
Wurzelfasern umhüllt, welche leztere so innig verwebt und verfilzt sind, dass sie eine,
man könnte sagen vollkommen dichte und schliessende Hülle um den ganzen Stamm
bilden.
In ganz ähnlicher Art sehen wir die von Herrn Brongniart S) für Lycopodiaceen-
Stengel erkannten Staarsteine und Psarolithen überhaupt, bei gut erhaltenen Exemplaren
immer einen Baumstamm einschliessen, so zwar, dass gewiss gar kein Zweifel über den
ehemaligen Zusammenhang der Helmintholithen und Psarolithen obwalten kann. Schon
Herr Dr. Bernhard Cotta bildete (1. c. Taf. V. fig. 1. Taf. VI. fig. 1.) trefflich das Einhüllen
des Mutterstammes von den ihn umgebenden Wurzeln an Psaronius helmintho-
lithus ab. Wir sahen dasselbe an Ps. parkeriaeformis (Taf. 6 0 . fig. 4. Taf. LXI. fig.
11—1 4 .) #*) und bildeten hier diesen Zusammenhang beider Organe an Psaronius
cyatheaeformis (Taf. 6 0 . fig. 3. Taf. 62. fig. 1.) ab, ihm eine ganz ähnliche Abbildung
der den Stamm einhüllenden Wurzeln an Cyathea Delgadii (Taf. LXIV. fig. 1.) entgegenstellend.
Bei der Beschreibung der einzelnen Organe werden wir dann auch die
den fossilen und lebenden Stamm constituirenden Theile vergleichend untersuchen, und
daher auf Vergleichung und Ursprung dieser Wurzeln zurückkommen.
Höchst verschieden waren bisher die Meinungen der Anatomen über die Bedeutung
der einzelnen, den inneren Bau bedingenden Organe der Baumfarren. Da wir hier
weder eine Geschichte dieses Zweiges der Phytotomie zu liefern haben, noch der Raum
es gestattet, die Anatomie jeztweltlicher Farren vollständig und kritisch abzuhandeln,
so werden wir uns aller Discussionen und Wiederlegung enthalten, und die einzelnen
Organe, die wir der Vergleichung willen zu deuten haben, so deuten und beschreiben,
dass Jedermann eine klare Einsicht in das von uns so oder anders Bezeichuete erhält,
und indem wir durchaus nicht gesinnt, die Meinungen und Deutungen Anderer negiren
zu wollen, erklären wir zugleich, dass wir in einer eigenen Schrift über den Stamm
der Baumfarren, die unseren gegenwärtigen Deutungen zu Grunde liegenden Erfahrungen
veröffentlichen und zu rechtfertigen gedenken.
Betrachtet man die Stämme der Baumfarren im Querschnitte genauer, so kann
man ganz analog den Baumstämmen der übrigen Pflanzenwelt, drei, dieselben consti-
tuirende Systeme oder Organenkreise unterscheiden, als:
1. die Rinde,
2. den Holzkreis, und
3. das Mark.
Jedes dieser Systeme besteht aus meist mehreren, oft verschiedene Struktur zeigenden
Schichten, gleich denselben organischen Systemen mono- und dikotyler Bäume.
Aber auch die drei von uns genauer gekannten baumartigen Farrenstämme der Vorwelt
#) Brongniart : Tiges pétrifiées de Igcopodiacèes. Sociét. philomat. de Paris. E xtrait
des procès-verbaux. Seance du 17. Juni 1837. L 9Institut no. 216.
28. Juni 1837. p. 207. Die Mittheilung dieser Abhandlung verdanken wir
der Güte unseres hochverehrten Freundes Pr. Göppert.
W} Psaronius parkeriaeformis nob. unterscheidet sich von dem Ps. asterolithus Cotta.
(Taf. IV.) durch die grossen Lufthöhleh im Parenchyme der Wurzel, die
grossen stumpfkantigen, nicht mit einzelnen Rast zellen umgebenen Gefässbündel,
welche, leztere in der Abbildung des Ps. asterolithus bei Cotta übersehen worden
sind, und durch die fehlende Markscheide. Die einzelnen Wurzeln sind
bei Ps. asterolithus grösser und dichter gebaut, wie aus der Vergleichung
unserer Abbildungen mit denen des Herrn Dr, Cotta hervor gehen wird.
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