führten Abbildung wohl das Original in verkehrter Lage dargestellt haben kann, und
drehen wir die Abbildung wirklich um, so sehen wir die „Schuppen“ genannten Organe
ganz ähnlich den Blattpolstern einer Bergera, z. B. der Bergera rhombica, nur viel kleiner
als die von uns dargestellten Blattpolster (s. Taf. LXVIII. fig. 18.) sind. Zu dieser:
ersten Form gehört ferner Lepidostrobus ornatus var. didymus Lindley (Foss. Fl. Taf.
163.). Da wir ebenfalls nur die erwähnte Abbildung desselben kennen, so müssen wir
beifügen, dass wir bisher kein zapfenähuliches Fruchtorgan kennen, welches eine ver-
ästete Rhachis nachwiese, wie vorliegende. Wohl ist Verästung bei Stämmen .möglich
und vorhanden, aber bei Zapfen ist sie normal nie gegeben. Auch die Yerästung der
Axe im Längsschnitte (1. c. fig. 2.) und Querschnitte ist abweichend von einer Frucht-
axe. Leider sind die äusseren Schuppen weder hinreichend vergrössert, noch gleichartig
dargestellt Ist die,.Abbildung richtig, so sind sie flach angedrückt, nach oben verdünnt
uud zugespizt, ungefähr wie es die Schuppen des Strunkes der Cycas revoluta im weit
grösseren Massstabe sind. So lauge daher nicht kritischere Abbildungen und Analysen
der einzelnen Theile, und wo möglich Strukturverhältnisse dieser beiden Arten ermittelt
und wiedergegeben sind, so lange werden wir dieselben als Stammfragmente betrachten,
und Lepidostrobus ornatus var. didymus als Cycadites ornatus und Lepidostrobus pinaster
als Bergera pinaster aufführen, und in ihre entsprechenden Familien einreihen.
Die zweite Form dürfte wohl den Früchten beizuzählen seyn, und diese begreift
Lepidostrobus ornatus (Lindl. Foss. Fl.' Taf. 2 6 .), welcher von Lepidostrobus ornatus
var. didymus so gänzlich verschieden zu sein scheint, dass er einer anderen Familie,
Gattung, Art und Organengruppe angehören dürfte. Die sonderbare, fast hohl abgebildete
Axis, das Fehlen der Schuppen am Gipfel senkrecht über der Spitze der Rhachis, und
die Zuspitzung der lezteren selbst, könnten wohl auch auf stammähulichen Bau hinweisen,
aber die nach abwärts geneigten dicken, im Längsschnitte parallelepipedischen, mehr als
z weimal die Axenbreite im Längsdurchmesser übertreffenden Schuppen sind mehr fruchtartig
(s. 1. c. Taf. 26. fig. 2. a.) und scheinen einen Kern zu umschliessen-. Auch
kennen wir ihre Anheftung, Aneinanderlagerung, und was als das wichtigste Unterscheidungsmerkmal
betrachtet werden muss, ihre Aussenfläche gar nicht. Die Darstellung
bei Lindley entbehrt der naturhistorischen Bestimmtheit, und wir müssen sie ,’ so lange
bessere Analysen derselben fehlen, für eine Frucht betrachten, und als dubiös zur
Seite legen.
Die dritte Form begreift die wahren Lepidostrobi, als: Lepidostrobus variabilis
(Foss. Fl. Taf. 10.), L. comosus (Foss. Fl. Taf. 162.) und die von Herrn Brongniart
(Hist. II. Taf. 22. 2 3 .) so trefflich abgebildeten Arten in sich. Diese werden uns mehr
denn jene zu den beiden ersten Formen gebrachten beschäftigen, und um ihren Bau
hinreichend zu würdigen, und ihre organographische Bedeutung zu erörtern, wird es
gerathen seyn, gleichzeitig die Betrachtung der Lycopodiaceen-Frucht aufzunehmen, da
Herr Brongniart die Lepidostrobi mit derselben vergleicht, dann ihren Eigenbau zu schildern,
und gleichzeitig mit jener Organengruppe und Familie zu vergleichen, welcher
diese dritte Form der Lepidostrobi anheimfällt, und nach unseren Erfahrungen zugesellt
werden muss.
L y c o p o d i a c e e n .
Diese nur aus zwei Gattungen bestehende Familie *) bietet in Hinsicht Blüthen-
und Fruchtbau eine so grosse Verschiedenheit von den anderen Gewächsen dar, dass es
* ) Isoetes ist wohl den Lycopodiaceen sehr verwandt, kann aber nach meinen vielmaligen
Untersuchungen der lebenden Pflanze, und nach den von mir angefertigten,
und zu Berlin niedergelegten Analysen und Abbildungen, so wie seiner
von mir beobachteten Keimung nach, nicht zu denselben gestellt werden.
nöthig ist, bei Vergleichung derselben mit den Lepidostrobi eine Darstellung ihrer Inflo-
rescens zu geben, und zugleich die einzelnen Blüthen- und FruChttheile einer naturge-
mässen Deutung zu unterziehen. Die
A. lnflorescens der Lycopodiaceen bietet z\yei in einauder übergehende Formen
dar. Sie ist entweder axillar wie bei Lycopodium Selago, oder die als Pedunculus
auftretende minder beblätterte Verlängerung des Stammes trägt au ihrer Spitze eine
Äehre, welche eigentlich durch Verkürzung der Interstitien zwischen den einzelnen zu
Schuppen umgewandelten Blättern entstanden ist. Der Stamm geht entweder durch den
aus ihm gebildeten Pedunculus, oder unmittelbar in die Axe (Rhachis) der Aehre über,
und beurkundet abermals so die Entstehung der lezteren.
Lycopodium complanatum, clavatum, divaricatum u. v. a. tropische Formen zeigen
diese Axen- und Peduntjulusbildung, und Pedunculus und Rhachis zeigen genau denselben
inneren Bau, wie die Stämme derselben Pflanzen.
Da wir hier nur der Vergleichung willen mit Lepidostrobus die Frucht der Lycopodiaceen
betrachten, bei Lepidostrobus aber kein
a. Pedunculus bisher entdeckt wurde, und alle Lepidostrobi, wie ihr Name zeigt,
zapfenähnlich sind, so können wir sowohl die Betrachtung des Pedunculus, als
auch die axelständige lnflorescens der nicht zur Abtheilung Stachygynandrum
gehörigen Lycopodien fallen lassen, und unmittelbar zur Betrachtung der Aehre
und ihrer Theile übergehen.
b. Die Aehre der Stachygynandra ist walzig oder eiförmig und immer gipfelständig.
Sie erreicht bei den lebenden bis jezt bekannten Arten der Gattung
Lycopodium seiten die Grösse von ein bis zwei Zoll, und gewöhnlich nur
einige Linien Breitendurchmesser. S ie ' bildet kein vom Stamme und seiner bis
zu ihrer Basis reichenden Beblätterung geschiedenes Ganze, und die sie bildenden
Schuppen sind nur durch Breitenwachsthum, Gedrängtheit und Verfärbung me-
tamorphosirte Blätter, deren. Umwandlung so gering ist, dass sie Form, Rippen
und Blattbau noch den Blättern gleich besitzen. Ihre Aussenfläche wird durch
die sich in der Jugend enge anschliessenden und ziegelartig deckenden Schuppen
gebildet, von rhombischer Form und schildförmiger Anheftung, indem
c. d*.e centrale runde Rhachis einen fast fadenförmigen oft sehr kurzen, kaum
bemerkbaren, oft y4 bis % Linie langen stielförmigeu Gefässbündel an die
Rippe jeder Schuppe abgibt, welcher sich gleich beim Austritte aus der Rhachis
gablich theilt. Der untere Gabelast läuft zur Schuppe, und bildet deren Stiel-
chen, der obere aber tritt gleich in die Anthere oder in das Ovarium über,
uud dieser schnelle Uibergang könnte Herrn Brongniart bestimmt haben, den
Lycopodiaceen epiphylle Fruchtbildung zuzuschreiben, welche sie in der That
nicht besitzen, da jede Schuppe der Aehre einem Blatte, und jede Anthere
oder jedes Ovarium stets einer Astknospe entspricht, und wirklich aus dieser
entstanden ist, wie wir an einem andern Orte zeigen werden. Die Rhachis
ist wie der Stamm der Lycopodiaceen walzig, und zeigt gleich ihm nach dem
Abfallen der Schuppen und Blüthenorgaue keine wahre Pölsterbildung, sondern
einfache Wärzchen oder feine Löcher als Narben der ehemals zu den Schuppen
und Blüthen oder Früchten laufenden Gefässbündel. Allerdings ist die äussere
Gestalt dieser Axe oder Rhachis der Lycopodiaceen sehr jener der Lepidostrobi
(nach unserer oberhalb bezeichneten Umgränzung der Arten) ähnlich, in
sofern alle Fruclitaxen einander ähneln, und wir finden zwischen der Lycopodium
und Lepidostrobus-Fruchtrhachis eine noch grössere Differenz, als zwischen
lezterer und der Rhachis der männlichen Coniferen blüthen. Herr Brongniart
hat trefflich die Narben der Rhachis (s. Hist. 1. c. Taf. 23. fig. 2. b.) nach
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