sinnig bearbeitete. Alle diese Arbeiten haben den Dank des Publikums geerntet; aber
es sei uns erlaubt zu bemerken, dass der Grosszahl derselben schwankende Kenntnisse
in der jeztweltlichen, und vorzüglich der deutschen Pflanzen-Anatomie und Histologie
zum Grunde lagen. Daher verzeihe man auch, wenn wir uns genöthigt sehen, Begriffe
und Definitionen der Elementarorgane der Pflanzen und ihrer Verbindung hin und wieder
vorauszusenden, um sie mit den uns bisher bekannt gewordenen Elementarorganen vorweltlicher
Pflanzen zu vergleichen, und so eine feste Base für die vergleichende
Gewebelehre vor- und jeztweltlicher Pflanzen zu begründen. Diese Comparativ-Histologie
wird in Zukunft Basis und Kritik für die rohere Comparativ-Anatomie der in
Rede stehenden Pflanzen geben, welche leztere nur die Massenbildenden Organe, als:
Binde, Holzkörper, Mark u. s. w. und das gegenseitige Verhällniss derselben in verschiedenen
Familien entwickelt.
Die Untersuchung der den Elementarorganen der Pflanzen beigelegten Namen und
Begriffe, und die Vergleichung derselben mit den ihnen zugehöreuden Organen bei ganz
differenten Pflanzenfamilien, wird zur Verständigung unserer späteren Arbeiten unumgänglich
nothwendig, wenn wir die Klarheit eigener Anschauung den Ansichten und
Meinungen Anderer anpassen, oder sie ihnen überliefern wollen, um richtig verstanden
zu werden. Aber Weitläufigkeiten zu vermeiden, werden wir uns der möglichsten
Kürze befliessen und oft aphoristisch zu Werke gehen, stets hinweisend auf die Histologie
jeztlebender Pflanzen.
H i s t o l o g i s c h e F r a g m e n t e .
Alle Organe der bis jezt bekannt gewordenen Pflanzen bestehen aus einem oder
mehreren Elementartheilen, die man füglich histologische Elemente nennen kann. Bisher
sind vier solche verschiedene Elementartheile bekanut, nemlich:
1. Die dichte Faser,
2. die Zelle,
3. die Röhre als Gefäss, und
4. die derbe texturlose Haut.
Alle diese bisher in lebenden Pflanzen aufgefundenen Elementartheile haben wir
auch schon in den Besten vorweltlicher Pflanzen gefunden.
Die dichte Faser tritt im Spiralgefässe der Pflanzen als spiraliggewundene
Faser auf, und ebenso sehen wir sie im Spiralgefässe der fossilen Cycadeenartigen
Pflanzen (s. Taf. U V . fig. 12. 13. h. i. k.) vorhanden. In den jeztweltlichen Pflanzen
tritt sie als Spiraltiber in den Spiralfiberzellen und Schleuderern phanerogamer und
kryptogamer Gattungen auf, und diese Form ist bis jezt in den vorweltlichen Pflanzen
nicht entdeckt worden; da jedoch in den lebenden Pflanzen diese Spiralfiberzellen vorzüglich
bei Equisetum, Cycas, Coniferen und Iungermannien erscheinen, so ist grosse
Hoffnung, dieselben auch bei den vorweltlichen Pflanzen zu finden, da vorzüglich
Beste aus diesen obgenannten Familien häufig gefunden werden, und im Bernsteine selbst
eine lungermannie entdeckt wurde.
Die Zelle bildet die grösste Masse aller Pflanzenorgane und die Grosszahl aco-
tyledouer Gewächse, indem das Markgewebe, das Parencbymgewebe, der Bast, der
Markstrahl, die Epidermis und die Haare aus Zellen bestehen. Es ist der alle andern
überwiegende Elementartheil jezt- und vorweltlicher Pflanzen; und alle bei den lebenden
Pflanzen durch Zellen gebildeten Gewebe sind bereits mehr oder minder fragmentarisch
in den Besten vorweltlicher Pflanzen gefunden worden.
Die Röhre als Gefäss aus einer dichten oder porösen Haut gebildet, ist in vorweltlichen
Pflanzen vorzüglich aus dem Holze der Coniferen ( Pence. Pinites) bekannt,
und ist dem Gefässe derselben Pflanzenfamilie jeztlebender Gattungen naturhistorisch
vollkommen gleich. Spiral- und Treppengefässe sind aus Lepidodendron, Anabathra,
Cycadites u. v. a. bekannt.
Die Haut als continuirliche, im Flächenprofile texturlose und derbe Membran, wie
sie Brongniart als oberste Cutisscbichte darstellte, und wie sie als Haut der Zellen
allenthalben erscheint, ist ebenfalls in vorweltlichen Pflanzen, sowohl als Z ell-, als
Gefäss- und als Oberhaut vorhanden.
Nachdem wir die Elementartheile im Allgemeinen betrachtet, so wollen wir die
durch sie constituirten Gewebe untersuchen.
Die Zelle bildet im Massenvereine folgende Gewebeformen:
a. das Markgewebe,
b. den Markstrahl,
c. die Parenchym- und Prosenchgmgewebe,
d. das Rastgewebe, und
e. das Epidermidalgewebe.
D a s M a r k g e w e b e
nennen wir jenes, welches die Mitte des Stammes der Pflanzen einnimmt, und stets von
einem mehr oder minder vollständigen Holzkreise umschlossen, zuweilen auch von isolirt
stehenden Holzbündeln durchzogen wird. Seine Zellen sind grösstentheiis dodecaedrisch
und gross. Es bildet bei den meisten Pflanzen eine mehr oder minder walzenförmige
Säule, und wird in ganzer Masse gewöhnlich Mark genaunt. Seine Lage, Grösse und
Form sind als relative Charaktere zur Vergleichung je z t- und vorweltlicher Pflanzen-
stamme sehr wichtig.
Wir sehen das Mark aus den, jenen lebender Pflanzen ähnlichen Zellen in folgenden
vorweltlichen Pflanzenstämmen oder deren Besten entwickelt:
1. im Marke der Cycadeen z. B. bei Cycadites involutus (Taf. LI. fig. 14. c. c.),
bei Cycadites Cordai (Taf. LV. fig. 8. i. i. ), welches in Hinsicht seines Zellbaues ganz
den Markzellen von Cycas revoluta (Taf. LV. bis. fig. 2. c.), Cycas circinalis (fig. 8 c.)
und Zamia Allenste in ii (fig. 13. c.) gleich ist, nur mit Mangel des Amylum, welches
im Kohlensandsteine, als Versteinerungsmaterial dieser Fragmente, wohl kaum erhalten
werden konnte.
2. Im Marke der Euphorbiaceen, wohin wir Tithymalites (siehe Taf. Lin. fig.
4 — 6.) stellen wollen, in wiefern dieselbe mit Euphorbia bedeutende Verwandtschaft
zeigt, und gleichsam im Stammhaue den Uibergang zwischen den stämmigen Cactaceen
und den Tithymaleae macht.
3. In den Coniferen, vorzüglich in dem Marke von Pitus antiqua (Witham Taf.
VII. fig. 11.) und Peuce Lindleyana (Witb. Taf. IX. fig. 5. unten).
4. Bei den Lepidodendras (wenn Lepidodendron Hakourtii ein wahres Lepidodendron
ist, aber auch bei Negation dieser Annahme dürfte die Pflanze doch dieser
Familie angehören), wo das Mark Witham abgebildet hat. (S. Witham Taf. TOI, fig 2.
3. 7. 6.)
Wir sehen uns hier genöthigt eine Vermuthung zu äussern, betreffend die Durchschnitte
des Lepidodendron und die Erklärung der durchschnittenen Organe von Witham,
und wollen hier unsere Ansicht mittheileu. Wir erkennen aus der Abbildung, dass Lepidodendron
Hakourtii decortikat erscheint, und mithin sein Holzcylinder gleich an der
Aussenfläche des Stammes liegt, wie inan es auch im Querschnitte sieht, wenn man
Wilhams Taf. XHI. fig. 2. d. d. und fig. 3. als die Querschnitte desselben betrachten
darf, und erst hierauf folgt in fig. 2. und 3. die Markschichte.
Diese leztere ähnelt aber in Hinsicht der Zellstruktur sehr dem Marke des Sem-
pervivum urbicum, wie wir solches auf Taf. A. fig. 5. abgebildet haben.
5. Sehen wir das Markgewebe noch in dem palmenartigen Holze der uns unbekannten
Pflanze erscheinen, von dem Witham Querschnitte auf Taf. XVI. fig. 15. 16.
gegeben, und die Withamia palmaeformis genannt wurde.
6. Bei den fossilen baumartigen Farren haben wir dasselbe auf Taf. LXni.
fig. 2. h. h. aus Psaronius cyatheaeformis dargestellt, und mit dem Marke der Cyathea
Delgadii Taf. LXIV. fig. 4. verglichen.'
Vorzüglich schön aber zeigte es sich im. Stamme der Protopteris Cotteana, Taf.
67. fig. 2. 6. 7., wo es noch Stärkmehl und dessen Spuren enthält.