Herr Professor Dr. Carl Presl unterzogen und in seiner Pteridograpliie * **) auf eilf Tafeln
sämmtliche ilim bekannt gewordene Verschiedenheiten des Verlaufes der Venen oder der
sogenannten secundaren Nerven und der Anheflungsart der Soren an denselben dargestellt,
und beide im Texte sorgfältig beschrieben. Diese grosse und vortreffliche Arbeit
ist eine zur Bestimmung vorweltlicher Farren sehr erwünschte Gabe.
Herr Corda, Custos am böhmischen Museum, hat in der Beantwortung der ihm
von der k. Akademie in Berlin gestellten Fragen über den Bau des Pflanzenstammes
neue Ansichten entwickelt, die näher geprüft und gewürdigt zu neuen Untersuchungen
und Aufklärungen in der Physiologie und Anatomie der Pflanzen führen werden; denn
eine jede Aufklärung über den Ban der Pflanzen der Jeztwelt ist auch rückwirkend
auf die Erkenntniss der Pflanzen der Vorwelt.
Ueber den inneren Bau des Stengels oder des Caudex der monocotyledonischen
Pflanzen hat Dr. Meneghini in Padua ein Werk****) erscheinen lassen, in welchem der
Bau von dreizehn monocotylen Pflanzen beschrieben und durch gelungene Abbildungen
anatomisch erläutert wird; dieses Werk ist ebenfalls ein erwünschter Beitrag zu dem
Studium der Pflanzen der Vorwelt und reihet sich an die früher erschienenen phytoto-
mischen Werke von Link und Mohl an.
In einem eigenem Werke über Geologie und Mineralogie hatHr.Dr. William Buckland
eine höchst merkwürdige allgemeine Uebersicht der Begebnisse der Vorwelt in allen drei
Beichen der Natur verfasst und mit vielen Kupfertaffein erläutert *j*3* Eine äusserst sinnreich
und zierlich ausgeführte Generalcharte ist die ideale Darstellung der allmäbligen geogno-
stisch- mineralogischen Ausbildung der Erdkruste in den drei Hauptformationsperioden.
Einer jeden solchen Hauptperiode oder Zeitabschnitte sind die Hauptgattungen der Pflanzen
und Thiere in kleinen und sehr netten Zeichnungen beigesellt, welche dann im zweiten
Bande einzeln und ausführlich wiederholt werden. Es ist eine Uibersicht der Vorwelt in
Nuce, die man gerne unter Glas und Rahmen in dem Arbeitszimmer an die Wand
hängen möchte. Auf die Bestimmungen einzelner Pflanzen hat sich der Verfasser nicht
weiter eingelassen, als er es schon in seinen anderen früheren Werken gethan hat und
von dem zu einer allgemeinen Uibersicht gehörenden wird nichts vermisst. Er folgt im
Pflanzenreiche dem allgemeinen Ideengange Brongniarts, doch mit mancherlei Zusätzen
und Erläuterungen, und in Noten werden die neuesten Fortschritte in diesem Zweige der
Wissenschaften angeführt. Ganz besonders verbreitet sich der Verfasser über die Organisation
der Cycadeen und der Früchte von Pandanus, von welchen ersteren in England
fossile Uiberreste gefunden werden. Bei Beschreibung einzelner Pflanzen werden
wir auf dieses Werk zurückkommen.
Die von Herrn Prof. Göppert bei. der Versammlung der Naturforscher und Aerzte
in Stuttgardt angekündigte Monographie der fossilen Farrenkräuter ist nun als ein vollständiges
Werk über vorweltliche Pflanzen in einem starken Quartbande f f ) mit XL1V
Steindrucktafeln erschienen.
Der Verfasser der sich erst seit wenigen Jahren zu diesem Wissenschaftszweige
gewendet, aber mit dem ihm eigenthümlichen Eifer für die Wissenschaften ergriffen hat,
*3 Tent amen Pleridographiae. Prague, 1836. 8.
Uiber den Bau des Pflanzenstammes; in Weitenwebers Beiträgen zur gesummten
Natur- und Heilwissenschaft. Heft 2. p. 240.
3*^*3 Qm Meneghini ricerche sulla struttura del caule nelle Piante monocotyledoni.
Padova, 1836.
+3 Geology and Mineralogy considered with reference to natural Theology by
the Rev. William Buckland, D. D. etc. London. 8. 1— 2Vol. 1836.
+ + ) W Act. Acad. Caes. Leopold. Carol. Nat. Cur. voluminis septimi decimi Sup-
plementum, sistens H. R. Göpperti Systerna filicum fossilium. Vratislaviae,
1836. 4. c. tab. lith. XLIV.
befindet sich rn der glücklichen Lage inmitten der ausgebreiteten schlesischen Sterne
kohlenforination zu seyn. Hier hatte er vieles gesammelt oder erhalten, und war >so
glücklich, in der fetten Kohle jener Ablagerungen mehr Farrenkräuter mit Fruktrfi-
kationen zu entdecken, als in allen andern Gegenden bisher gefunden worden sind, was
ihn wohl bestimmt haben mag, jezt schon eine eigene systematische AufkelMng der
Pflanzenabdrücke za unternehmen, wodurch dieses Werk einen grösseren; Umfang und
viele Nachträge erhalten hat.
Um ein neues System zu begründen und andern Forschern das Studium zu erleichtern,
hat der Verfasser, nachdem er die Geschichte der Pflanzenversteinerungen und Abdrücke
von den Griechen bis zu unserer Zeit mit der grössten Ausführlichkeit darge-1-
stellt hat, sich die unverdrossene Mühe genommen, sämmtliche Farrenkräuter der Jeztwelt
und Vorwelt in zwei Oolumnen nebeneinander auf die ausgedehnte Terminologie
der jezt weltlichen zurückzüfiiihren, so weit das noch ärmliche Material der: Vorwelt
hiezu ausreichen konnte; woraus sich auch der Schluss ergab, an welchem wohl ^Niemand
gezweifelt hat, dass die Vegetation der Vorwelt ganz denselben Gesetzen gefolgt
ist, welche die gegenwärtige: Vegetation noch heute bedingen.
Das nachfolgende Verzeichniss der Gattungen der Farrenkräuter bezeichnet das
Doppelsystem, welchem der Verfasser bei Aufstellung der Gattungen und Anreihung
der Arten gefolgt ist. Wir finden nemlich nebst den neuen Gattungen Bockscftfa, GIo-
ckeria, Asterocarpus, Steffensia, Beinertia, die Brongniartischen Gattungen Aöomopteris,
Neuropteris, Odontopteris etc. noch eine sehr grosse Menge neuer Gattuugen, die aus unseren,
aus Brongniartischen und Lindleyschen Pflanzen gebildet worden sind, und nun die Namen
jeztweltlicher Gattungen mit dem Zusatz „ites“ führen,-- als Danaeites, • Gleichendes,
Adiantites, Cheilanthites u. s. w.
Es war wohl vorauszusehen, dass ein rüstiger Botaniker, welcher gewohnt isfc,
sein Herbarium in strenger systematischer Ordnung, seinen botanischen -Gärten in Reihe
und Gliedern zu erhalten, sich in der Mitte, einer eigentlich provisorischen Einreihung
unheimlich fühlen würde; allein abgesehen ’ davon, dass zu jener Zeit; wö wir und
Ad. Brongniart die vorweltlichen Pflanzen systematisch ’zu ordnen angefangen haben;-das
Material noch so gering war, dass keine scharfen Bestimmungen möglich schienen, so
haben wir absichtlich solche Bezeichnungen für die Gattungen gewählt, die keine Deutungen
auf jeztweltliehe Pflanzen enthalten, um zu keinen irrigen Schlüssen zu verführen,
da es bei Farren, welche keine deutlichen Samenhäufchen besitzen, doch immer noch
zweifelhaft bleibt, ob sie zu dieser oder jener Gattung gehören; wie denn nach Ad,
Brongniart’s Grundsätzen der Beisatz „ites“ an und für sich schon den Ausdruck eines
Zweifels einschliesst, den der Verfasser bei Gattungen und Arten oft genug selbst ausspricht.
Selbst in jenen Fällen, wo die Samenhäufchen (Sori3 zu erkennen sind, lasst
sich schwer bestimmen, ob sie von einem Häutchen (Indusiunf) bedeckt waren oder nicht,
noch weniger, wie dieses angeheftet war oder sich ablöste. Von der Beschaffenheit der
Capsein oder Sporangien und ihrem Ringe kann aber um so weniger die Rede seyn, da
man dieselben noch niemals in einem Sorus gefunden hat, und doch beruht auf der Betrachtung
des Ringes der Sporangien der Farren die Haupteint heilung ■ derselben. Aus
diesen Ursachen ist eine sichere Bestimmung der Gattungen nach den in der neuesten
Zeit gültigen Grundsätzen nicht möglich; man wird daher notbgedrungen, wie Brongniart
und wir bisher gethan haben, sich an den Verlauf der Venen zu halten, welcher die Anheftung
der Samenhäufchen vollkommen und zuverlässig bedingt, und muss sich begnügen,
nach diesen Merkmalen wahrscheinliche Vergleiche mit analogen Farren der Jeztwelt anzuführen.
Das linueische Pflanzensystem, welches auf die Charaktere der Blume und Frucht
begründet ist, ist zur Bestimmung vorweltlicher Pflanzen am wenigsten geeignet, da man
diese Hauptcharaktere bei fossilen Pflanzen nur selten, und dann so verändert findet,
dass sie nicht mit Gewissheit bestimmt werden können; aber auf dem Wege anatömiseh-
physiologischer Untersuchungen wird man am sichersten vorschreiten. Dabei ist jedoch
die Aunahme des natürlichen Systems unabweislich. Die Diagnosen der Gattungen
und Arten, welche Prof. Göppert aufgestellt hat, sind in den meisten Fällen vorzüglich,
y