daher sie mit den zahlreichen und guten Abbildungen die Wissenschaft bedeutend fördern
iwerden. Für die künftigen Beobachter wird aber die Zusammenstellung der Synonyme
aus zwei Systemen, die noch nicht hinreichend getrennt und fest begründet sind, beschwerlich
fallen.
Der Beschreibung der Farrengattun gen folgt bei Goeppert eine Anleitung zur Bestimmung
der Farrenwedel und ein Schema über die allgemeine Verbreitung der vorweltlichen
Farreu, welches, gleich allen ähnlichen Darstellungen, wie der Verfasser in
den Folgerungen selbst zugibt, in der Zeit, wo sie gedruckt werden, nicht mehr wahr
sind}? dem olingeachtet aber immer einen zeitweiligen Werth behaupten. Wichtiger ist
die Anzeige über die Verbreitung der Pflanzenversteinerungen und Abdrücke in Schlesien,
weil aus diesen Provinzial-Floren nach den Formationen sich einst allgemeine
Floren werden darstellen lassen.
In dieser schlesischen fossilen Flora werden p. 4 3 2 neunzehn Lepidodendron-
arten aufgeführt. Gleich hierauf in einem Anhänge p. 4 4 6 kömmt der- Verfasser
auf Caulopteris und Lepidodendron zurück, und rechnet unser Lepidodendron pun-
ctatum zu den baumartigen Farrenkräutern, zu welchen Caulopteris Lindl. et Hutt.
gezählt wird. Dass unser Lepidodendron punctatum kein Lepidodendron ist, welches zu
jenem Gattungscharakter passt, wie wir ihn in unserem Tentamen pag. X entworfen
haben, war uns schon bekannt, wenn wir gleich damals nicht bestimmt aussprechen
mochten, wohin es zu reihen wäre; es ist eben so ersichtlich, dass es weder mit Lind-
ley’s Caulopteris (Lindley und Hutton tab. 4 2 und tab. 1 4 0 ) , noch mit unseren Abbildungen
von den ßlattstielnarben lebeuder baumartiger Farren, wie wir sie auf Taf. 65 und
Taf. 66 geben, übereiustimmt. Diese Ansichten werden wohl jedermann klar werden,
der sich die Mühe nehmen will, diese Gegenstände zu vergleichen. Nachdem wir aber
durch die Güte des Herrn Dr. Bernhard Cotta deinen Querschnitt der von ihm gefundenen
zweiten Art derselben Gattung, wohin Lepidodendron punctatum gehört, zu vergleichen
Gelegenheit hatten, so ergab sich durch Entgegenhaltung der inneren Organisation
des versteinten Stammes mit einem von dfem Herrn Baron Hügel von seiner grossen Reise
mitgebrachten Stamme eines unbekannten Baumfarren, dessen Querschnitt auf Taf. 66
fig. 8 abgebildet ist, eine grosse Verwandtschaft.
Als wahre Arten der Gattung Lepidodendron werden von Goeppert noch folgende
gerechnet, nemlich Lep. appendiculatum, Veliheimianum, obovatum, caelalum und
undulatum, welche nach seiner Ansicht in der Nähe der Lycopoditen zu stehen kommen
sollen, wohin auch wir unser Lepidodendron dichotomum gezählt hahen.
Ausser der Gattung Caulopteris hat der Herr Verfasser in seinem Werke zwei
neue Gattungen, nemlich Karstenia und Cottea beigefügt, und Bernhard Cotta’s Gattungen
Tubicaulis, Psaronius und Porosus daran gereihet. Seite 4 5 9 B wird gesagt: „nachdem
die zu den Farrenkräutern gehörenden Lepidodendra davon abgetheilt wären, sei
es überflüssig, von den anderen zu. sprechen.“ Diese Meinung theilen wir nicht; es wird
wohl auch noch Vieles darüber gesprochen werden, bevor wir zu einer Evidenz gelangen.
Weiter wird behauptet, man finde in dem Uibergangsgebirge und der Steinkohlenformation
Schlesiens die Lepidodendra (Favularia Sternb.). — Nach dieser Angabe
sollte man glauben, dass „ alle Arten Favularia Sternb. für Lepidodendra gehalten
werden sollen; es möchte aber dabei wohl nur Lepidodendron Ottonis Goepp. gemeint
seyn, welches mit Favularia dubia Sternb. und Sigillaria Brardü Brong. nahe verwandt ist.
Was nun folgt, betrifft die Meinungsverschiedenheit zwischen dem Verfasser und
uns über die sogenannte Kohlenhaut der fossilen Pflanzen. Da wir in dieser Sache einander
als Parthei gegenüber stehen, so dürfte sich diese Verschiedenheit der Meinung dadurch
lösen lassen, dass jene Pflanzenabdrücke, auf welchen die Abdrücke der Wedelpolster
auf der äüsseren Seite unbedeckt sichtbar sind, nach_ Innen aber eine Streifung den Abdruck
der Holzfaser enthält, die Kohlenhaut die äussere Rinde und Epidermis der Pflanze
selbst sei, wie es bei Lepidendron Ottonis Göpp. 1. c. wirklich der Fall ist; dagegen
kann bei jenen Pflanzenabdrücken, auf welchen die äussere Kohlenhaut unordentlich gestreift
erscheint,' der Wedelpölsterabdruck aber -unter derselben sichtbar ist, wie e s : bei manchen
anderen Lepidendronarten der Fall ist, diese obere Haut nur für eine darüber gedeckte
sogenannte Kohlenhaut angesehen werden. Wir haben daher beide im individuellen
Falle Recht, beim Verallgemeinen dès Individuellen aber Unrecht gehabt. Zweierlei Arten
von Köhlenhaüt nimmt auch Brongniart im zwölften Hefte seiner Geschichte fossiler
Pflanzen an.
Professor Goeppert hält das von ihm auf der Taf. XLH abgebildete Lepidodendron
Ottonis für ganz geeignet, um seine.Ansicht zu begründen, und wir müssen zugeben', dass
nach dem Gypsabdruck, welcher deutlicher ist als die Abbildung selbst, hier in der
That eine Kohlenhaut vorhanden ist, auf welcher die Insertionsuarben der Blattstiele
sichtbar sind, indess bei mehreren Lepidodendronarten und selbst bei Calamiten die
Kohlenriude diagonale Streifungen zeigt, welche die Riefen des Stengels der Calamiten
dürchschneiden, wie sie bei einigen Lepidodendron von Rhode abgebildet sind, und
welche Streifen, so wie diese Kohlenrinde der Pflanze nicht angehörten. Das Criterium,
diese beiden Formen von Kohlenrinde zu unterscheiden, möchte wohl dieses sein: da,
wo die Kohlenrinde die Insertionsnarben überdeckt, kann sie der lebenden Pflanze nicht
angehört haben, denn die Ablösung der Aeste oder Blattstiele ist wohl in der Vorzeit;
Wo sie wéder abgeschnitten noch von Thieren abgerissen oder abgebissen Wörden, auf
die natürlichste Weise durch Vertrocknung erfolgt; in diesem Zustande konnte wohl sich
keine neue Baumhaut oder Rinde bilden, welche die Insertionsnarben ganz überdeckt
hätte, wohl aber konnte bei einem später eingetretenen Verkohlüngsprocesse der ganze
Stamm mit einer mehr oder weniger dicken Kohlenrinde überkleidet worden seyn,
welche bei trockener Kohle noch unbestimmte Formen der durch sie bedeckten Rinde
durchscheinen lässt, bei sehr bituminösen Kohlen aber alle Spuren derselben überdeckt.
Bei solchen Abdrücken dagegen, wo die Insertions - Narbe auf der Kohleuhauf selbst
sichtbar ist, und bei solchen, bei denen, wenn sie sich selbst ablöst, dié Längsstreifen
der Holzfasern sichtbar werden, wie bei Lepidodendron Ottonis, ist die Kohlenhaut
die in die Kohle verwandelte Rinde der Pflanze.
Das Lepidodendron Ottonis Göpp. steht der Favularia dubia, welche in diesen Heften
auf Taf. 38. fig. 2. c. et b. abgebildet ist, sehr nahe; diese letztere ist auch von eiüëm kohligen
Anflug überkleidet, der bei Spaltung des Schieferthons auf dem convexen Abdruck liegen
geblieben ist. Der Hohlabdruck auf dem Schieferthon ist weiss und gibt zwar dasselbe,
aber ein doch etwas verschiedenes Bild. Bei dem runden Stamme von Lepidodendron
Ottonis in bituminöser Kohle löst sich die ganze Rinde bis auf den Bolzkörper ab, und
es erscheint kein Hohlabdruck der Insertionsnarbe. Unter den Sigillarien von Brongniart
kommen in seinem zwölften Hefte mehrere mit ähnlichen querliegeuden Insertionsuarben
vor, die sich an die beiden von Göppert und uns beschriebenen anscliliesseü;
Wir haben uns bei der höchst wichtigen Erscheinung dieses Werkes länger verweilt
, nicht um zu widersprechen, sondern aus Anhänglichkeit für die PerSön des Verfassers,
den wir schätzen und ehren, und von dessen Eifer und umfassendem Wissen
wir noch vieles Erspriesliche für die Kenntnisse der vorweltlichen Pflanzen erwarten.
Als Senior auf diesem noch wenig bearbeiteten Felde haben wir uns Warnungen erlaubt,
die wir für den Fortschritt in dieser Abtheilung der Naturwissenschaft für hochwichtig halten.
Jedermann wird es dem Verfasser Dank wissen, dass er sich so viele Mühe genommen
hat, das Studium vorweltlicher Pflanzen zu fördern und zu erleichtern. Der zweite Theil
seines Werkes, dein wir mit Verlangen entgegensehen und den wir noch zu erleben
wünschen, wird uns die Uiberzeugung gewähren,-dass er selbst besser als irgend ein
anderer das Einzelne, was er im D range, Vieles zu leisten, zu rasch bestimmt hat, mit
Ruhe zu sichten und zu ordneu bemüht war; wie es auch uns ergangen ist und jedem
ergehen wird, der sich mit der vor weltlichen Flora befasst, bis nicht ein das gegenwärtige
wohl zwanzigfach überwiegendes Materiale vorhanden seyn wird
Unter den Provinzial-Floren, die für die Wissenschaft besonders erfreulich sind,
verdient jene der Umgegend von Zwickau von Herrn August von Gutbier besonderer
Erwähnung. In dem ersten Baude hat der Verfaser eine ausführliche und genaue geoy
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