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welches wahrscheinlich mit Lycopodium Saururus identisch seyn dürfte, nebst .vielen
anderen tropischen Arten dieser formenreichen Gattung.
Nach diesen Abschweifungen wollen wir versuchen, die Lepidodendra und Lycopodiolithen
mit lebenden Pflanzenformen zu vergleichen, wollen uns aber dabei der möglichsten
Kürze befliessen, und nur alle diejenigen Organe umständlicher beschreiben, die
von anderen Naturforschern oder von uns einer bestimmten und speciellen Vergleichung
gewürdigt worden sind, und dann von der Betrachtung äusserer Form znr Vergleichung
ihrer inneren Structur übergehen. Der
I. H a b i t u s
der. Lepidodendra und Lycopodiolithen ist ein ganz eigenthümlicher;, man kann sagen
ein Mittelglied der hohen Baum- und Kräuterform; die Stammbildung neigt sehr zur
Stammform der Crassulaceen, -in Hinsicht der columnaren domartig endigenden Form.
Die Astbildung ist fast durchgehende dichotom, und hierin weichen sie bedeutend von
unseren lebenden(Crassulaceen ab, bei denen öfters nur Spuren einer Gabeltheilung und
Astbildung vorhanden sind. Von der Wurzel nach oben die Stämme der Lepidodendra
betrachtend, sehen wir, dass fast alle uns bekannt gewordenen grossen baumartigen
Stämme dieser Gattungen eine fussartige Verdickung des untersten; Stammtheiles zeigen,
wie Herr Lindley bei Lepidodendron Sternbergii (foss. Fl. Tab. 3 0 3 .) i abgebildet hat.
Hier ähnelt diese Fussbildung sehr jener der Coniferen der Jeztwelt;..indem der Stamm
sanft, ohne irgend eine Einschnürung zu zeigen emporsteigU und der Fuss bei dieser
Form, wie wir selbst beobachtet haben, dann allmählig in die fast horizontal verlaufenden,
zur Gabeltheilung hinneigenden Wurzeln übergeht. Leider hatten wir noch nicht das
Glück aufrechtst ebende Bäume dieser Gruppe mit mehrfach verzweigten Wurzeln untersuchen
zu können.
Diese ,sanft aufsteigende Form des Fusses isf aber bei .mehreren Lepidodendra
z. B, bei L. aculeatum (s. Flor, der Vorw. I. Tab. XIV. fig. 1.) und den in der. Sammlung
des bölim. National-Museums aufbewahrten, colosalen Stämmen,, bei dem U.ibör-
gange in den Stamm bedeutend abgeschnürt, ja selbst über ein Dritthe.il des Durchmessers
verschmälert, wodurch der Fuss an scheinbarer Ausbreitung gewinnt, und oft eine dom-
förmige, nach oben stark gerundete oder kegelförmige Gestalt erhält.
Die erstere Form der Fussbildung ist der,, Jeztvegetation den, Coniferen eigen,
und einigen gut gewachsenen Stämmen der Crassulaceen,. z. B. Sempervivum canariense
(s. uns. Taf. A.fig . 1.); die zweite aber haben wir bisher nur in der Fainilie der
stammbildenden Crassulaceen, Cacteen und der Fettpflanzen überhaupt gesehen. Die
jeztweltlichen Lycopodiaceen zeigen an allen von uns genau, untersuchten Arten keine
ähnliche Bildung; der Fuss ihrer Stämmchen ist stets dünner, als ihr.oberer .Stammtheil
und,verfault in Form aller Rhizome immer von seiner Basis na.ch aufwärts, indem die
oberen Stammtheile neue Seitenwurzeln treiben, wodurch der eigentliche Stamm aus i der
Axe der Wurzelbildung gerückt wird, und nach unten einen Stumpf bildet, wie Herr
Bronguiart selbst an Lycopodium cernüum (Hist. II. Taf. 4. unteres Stammende), an
Stachygynandrurn laCvigatum (Taft 5.), ! ah Lycopodium Saururus (1.. c. Taf. 1.), das
wohl Synonym .von Lycopodium crassum Humb. sein dürfte, und an Psilotum triquetriim.
(1. c. Taft 6.) abgebildet hat. ;
Auch ist die TheLlung der Wurzeln bei ihrem Austritte aus dem Stamme bei den Ly-
copodiaceen eine ganz ändere, als bei den Lepidodendras und Crassulaceen. Bei den
Lycopodien treten die Wurzeln unmittelbar aus der die Stammbasis zunächst umgebenden
Oberfläche des. Stengels;; z. B. bei Lycopodium Phlegmaria. (Brongn, Hist. II. Taf. ,1.
fig. 3, * ); oder die mühsam aufsteigende. Stengelbildung neigt in Hinsicht ihrer Seitlichen
und einseitigen Wurzelbildung zur Rhizomform hin, z. B. bei; Lycopodium; Saururus
(s, Brongn. Hist. IL Taf. 1. fig. 1.) und allen anderen Arten mit aufsteigendem Stengel
dieser grossen Gattung; oder;endlich der Stamm ist wahres Rhizom geworden, und
besizt die Kraft allenthalb Wurzeln zu entwickeln, wie Lycop. divaricatum Wallich,
L. complanätum, clavatum, alpinum,- denticulatum, u. v. a. Arten. Bei Psilotum triquetrum
(s. Brongn. II.. Taft 6.. fig. 1. ^) und Ps. complähatum Sw. geht; der Stamm nach abwärts
in. eine fast gleich starke, der 'Astbildungi; ähnlich-verzweigte Wurzel über. Wir
sehen an lezteren mithin keine Dombildung, zur Knollenform hinneigend, und der Austritt
der Wurzeln,-wie auch die; Stammbasis ist ; bei den. Lycopodiaceen der Jeztvyult sehr
ab weichend gebildet von dem Fusse und dem : Wurzeläustritte ; der fossilen; baumartigeil
Lycopodiolithen; und Lepidodendra.
1 ■ Der Stamm der Lepidodendra und Lycopödiolithen ist’ an seinem nicht verästeten
Häüpttheile ' stets1 sauléiiaftig (fe.' Lhidley ;Föäs. Fior; 2 0 3 ) , ; selten nach aufwärts ver-
ächMlöft, meistens Sogar nach oben vetdickt, wie die grossen 5 ^ 1 5 ; Schuh hohen
Stämme m 'Aet^Eirceir. gräfl. Stefnberg'schen Sanimiung im böhm.1 Museüm,: und andere
4 0—6 0 Schuh hohe zeigen. Sie waren rund, jedoch der GfösStheil' derselben zeigt
éïnèïï ' LängSriss init' eihwäffs 'gerollten Wüiidrändern1 (si Fl. der'Vörw; 1. Taf. XIV.
Dieses * Aufreissen und Ëinrbllen der1 Wundléfzeii haben: wir aber bisher noch
üiè/ bei''einem Lycopödien-Stämme, noch bei einem Stamme der Coniferen der Jeztvege-
tätiön1 gèsóhen,-Wöhl aberJ erscheint1 es öfters in der Familie derCrassulacéen und in
dër’ Gruppe der Féttpflanzen überhaupt; auch 'ist' dieses Rei'sseii und Einrollen in der
bef1 ’ Lëpidó'dëndrum ‘: erscheinenden Form, • wie der Querschnitt solcher Stämme (s;’1 Fl.
der Vorw. 1. Taf. XIV. fig. 2.) zeigt, nur an solchen Stammformen' möglich, die ein
bedeutend :dickësjf säftiges Rindenparenchym, und einen zarten,1 dünneü; keine bedeutende
Härte', noch'grosSèh Durchmesser der Hölzhildüng' erreichenden Hol&cylihder haben?
denn bei geringerem Rindenpäreüchyine könnte das Einrollen nicht's'Op Sanft gekrümmt
ërrolgen, 'und bei überwiegender Holzbildung der Riss nicht sö tief (zur Hälfte und
dafübér) gehen, 'mindern höchstens bis zu dem Holzkörper gelangen, wie wir es täglich
lü ùnsëren Forsten und Gärten sehen; Die Oberfläche dieser Stämme unterscheidet Sich
aber von denen der Lycopódiacéen und Coniferen durch ihre Narbenbekleidung ^ worauf
Wir Später* nochmals fcureckkömmen wérden. ■ " • 1 ; ; ^ . , »
*, „Die Yeras)uhg der Lepidodendra und Lycopodiolithen ist stets eine dichÖtomé,
wie Lepidodendron 'Stërnbergii und alle änderen Arten der Gattung in den so zahlreichen
Abbildungen der A.este und Stamme in dér Flora der Vorwelt:, der Fossil Flora und
pi .dér /Histoire dés Végétaux fossiles zeigen. Dièse Gabeltheilung War es wohl vorzüglich,
die zur Vergleichung mit den Lycopódiacéen der Jéztwèli verleitetej obgleich
Sie im Totalausdfucke eiriè ganz andere ist, als die der 'Lycopódiacéen, und überdies
ébèa *só^qhr 'zur''Ÿergièichun£'mit dén’ Coriiferén, so wie mit allen dichotoinen Stammformen
berechtigt haben würde. Uiberdies finden wir in jeder Familie unserer gegenwärtigen
Pflanzenwelt gäbeltheiiige, und nicht gäblige Stammformen, so wie wir auch
in sehr vielen derselben, einzelne Gruppen und Pflanzen mit spiralig- oder âhdèrk gestellten,
ziegeiartig sich deckenden, öder anders gelagerten Blattern sèhen. Ja die Fä-
inilié der Coniferen kann uns ’ selbst bei oberflächlicher Betrachtung, oder bëi blössér
Durchblätterüng der Billderwerke Richards *) und Lamberts*^') allé diese Formen, lind
selbst oft noch‘ ‘scheinbar wichtigere Analogien verführen.
Die Beblätterung der Àestchen der Lepidodendra ähnelt allerdings sehr der Be-
blätterupg.der Lycopódiacéen, aber gleiche Blattstellung, Astbilduiig und Blattform seihst
zeigen eben so gut . Coniferen, Araucarien, Fricèen, Selaginéèn und Euphorbiacéen nebst
zahllosen Typen einzelner diçotyler Gattungen und Arten. Ja selbst die zur Sprossen- *)
**) Mémoires sur les Conifères et les Cycadèes, par L. C. Richards, Stuttgardt.
Cotta. 1826.
gjp A Description of the Genus Pinus, by Aylmèr Bourke Lambert Esq, London.
‘V. 1 8 3 2 .uR°.