Wegnahme der Schuppen abgebildet,' und wir gestehen solche mondförmige
Narben nie bei einer Lycopodium-Rhachis gesehen zu haben; Es ist schade,
dass weder Herr Brongniart noch Herr Lindley. einen * Querschnitt der Rhachis
der Lepidostrobi abgebildet haben , indem dann aus der Stellung .der. Gefässbündel
gleich zu ersehen Wäre, welcher Stammform und Familie diese zapfenähnlichen
Organe angehören. Würden sie zu Lycopodium gehören, wogegen
schon ihr Habitus und Bau spricht, dann würde ihre Rhachis auch denselben
Bau der Holzaxe, wie die Stämme der Lycopodia zeigen; und wer sich von
der Wahrheit dieses Ausspruches unparteiisch überzeugen will, der vergleiche
nur den Querschnitt der Rhachis einer Lycopodium-Aehre, z. B. des Lycopo-
dium clavatum mit jenen des Stammes derselben Pflanze. Wohl zeigen einige
Stachygynandra mit flachem Gefässbündel auch flache Narben an der Rhachis,
aber
d. die Anheftung der Schuppen ist eine ganz verschiedene von jeriOr bei den
Lepidostrobi vorkommenden. Schon oben haben wir gesagt, dass die Anheftung
der Schuppen der Aehre bei den ährentragenden Lycopodien eine fast schildförmige
sey , indem der von der Axe der Rhachis entspringende Gefässbündel
über die Oberfläche der lezteren stielchënartig hervörtritt. Bei den von Herrn
Brongniart abgebildeten Lepidostrobi (Taf. 23.3 finden wir aber keine solche
Anheftung der Schuppen. Uiberhaupt sehen wir an den Axen der Lepidostrobi
gar keine wahren Schuppen, in deren Achseln Früchte oder Blumen sitzen,
und können keine Aehnlichkeit mit den Schuppen der Lycopodiacéen finden.
Wir werden die von Hrn. Brongniart so trefflich dargestellten „Schuppen“ sein
sollenden Organe (Taf. 23. fig. 1. 2. 5. 6.) mit dem Blüthenorganen einer
anderen Familie weiter unten vergleichen, und wollen nun nach Betrachtung
der luflorescens zur Untersuchung der
B. Fructificationsorgane der Lycopodiacéen übergehen, da Herr Brongniart die
Lepidostrobi für Früchte der Lepidodendra, und diese selbst für Lycopodiacéen hält. Ehe
wir aber zur speciellen Vergleichung der Organe übergehen, erinnern wir, dass wir die
nierenförmigen, ein gelbes Pulver umschliessenden Organe für Antheren, und ihren Inhalt
für Pollen ansehen, und die vierklappigen Raspeln (Sporocarpia tetraspora Bischoff
Capsulae Spreng. Kugelkapseln Kaulf. — Corpuscula Hedw. Th. fr. — Fruchtknoten
Reichenb.J für die Früchte und ihre tetraëdrischen Kugeln für wahre Ovula erkennen.
Weder die Anthere noch die Kapsel sind epiphyll, sondern sie sind stets achselständig,
und haben ihren eigenen Gefässbündelast, welcher gleich an der Oberfläche sich von den
zur Schuppe laufenden trennt.
e. Die Antheren sowohl der ährentragenden als auch der achselblüthigen Lycopodia
sind immer oberhalb der jeder einzelnen zugehörigen Schuppe befindlich,
und nie mit derselben verflossen.- Sie sind stets nierenförmig, und bei Lyco-
podium der Quere nach sich zweiklappig öffnend. In Längsschnitten der Aehren
sieht man sie bei allen uns bekannten Arten immer ausserordentlich kurzgestielt
zwischen der Rhachis und der Schuppe stehen, und wenn der Schuht durch
dieselben selbst läuft, ihren Hohlraum und das rudimentäre grundständige Säul-
chen, in welches der Gefässbündel übergeht, zeigen. Von allen diesen an der
Lycopodien-Blüthenähre beobachteten Thatsacheu sehen wir nichts an den Längsschnitten
der Lepidostrobi. Bei
L e p i d o s t r o b u s
(s. Brongn. Hist. n . Taf. 2 3 .) sind die Schuppen nicht blattartig und keine Afterblätter
bildend; sie tragen in ihren Achseln keine Antheren oder Kapseln von Form jener der
Lycopodiaceen, und zeigen auf das Bestimmtestei, dass sie deren in ihren Achseln nie
besassen.
Die flügelartige Ausbreitung und die Höhle an der äusseren schildförmigen Verdickung
der Schuppen der Lepidostrobi weicht völlig von jenen der Lycopodiaceen ab,
Und ’erinnert uns unwillkührlich afi den analogen Bau der Antheren und der männlichen
Blüthen der Coiiiferen. Die männlichen Blüthen der Coniferen zeigen in Hinsicht der
Stellüng und'dös Baues der Rhachis (s. Riehard. Mem. PI. 2 0 . fig. 2.); der Antheren-
Anheffung/Gestalt und ihrer endständigen, dem Stielchen entsprungenen Schuppe (Richard.
h c.!-Pli 14. B. :Ci)j viele Analogie mit den Lepidostrobi. Vorzügliche Aufmerksamkeit
t^erdiehen die männlichen Blüthen der Aräucaria iinbricata, indem sie im Längsschnitte
öder bei theilweiser Entfernung der Antheren und blossgelegter Rhachis ganz die Gestalt
und ähnlichen Bau wie die von Brongniart abgebildeteu (Hist; II. Taf. 2 2 .) Lepidostrobi
zeigen, und auf die Längsschnitte des Lepidostrobus variabilis (Lindley i. c.
Taf. 1 0 .) und L. commosus (Liudl. I. c. Taf. 162.) hinweisen. Vergleicht man Herrn
Brongniarts Abbildung Taf. 22. mit den Längsschnitten der männlichen ßliitiienzapfen
der Araucaria im bricata in Lamberts: Genus Pinus. II. Taf. 57. fig. E., und die Querschnitte
der männlichen Blüthenzapfen der Dammara (z. B. australis) mit den auf Taf.
23. fig. 5. und 6. von Herrn Brongniart abgebildeten Lepidostrobi, so wird man in Hinsicht
der inneren um die Axe liegenden strahligen Fächer grosse Übereinstimmung mit
den Antheren der Dammara finden, und diese beiden Pflanzen viel natürlicher vergleichen,
als mit den Querschnitten einer Frucht- oder Blüthenähre der Lycopodiaceen.
. : i Versuchen wir nun vollends die einzelnen Tlieile; einer Schuppe der Lepidostrobi
mit den Antheren der Lycopodia zu vergleichen, so finden wir wahrlich gar keine
Aehnlichkeit, wohl aber mit den Antheren der Coniferen, und hierbei wird es überdies
sehr gleichgültig seyn, ob wir den Coniferen-Staubbeutel als eine An th er en-t ragen de
Sjchuppe, oder als gestielte Anthere mit schuppenförmigen Connectivum betrachten.
Leztere Ansicht scheint durch die oberständigen Antherenfäclier oder Staubbeutel bei
Cunninghamia und Agathis gerechtfertigt zu werden, und verbindet zugleich naturgemäss
die Entwicklung der Staubbeutel bei,Dacrydium, Phyllocladus, Gingko, Juuiperus und
Taxus, indem von niederen, seitenständigen, unvollständig entwickelten Organe, mit aufwärts
strebenden noch blattförmigen Connectivum, und verschmolzenen Filamentum der
Staubfaden sich in Juniperus und Taxus zur centralen Säuleuforin erhebt, und rund um
sich, am horizontal zum Filamentum stehenden schildförmigen Connectivum, wirtelständige
Antheren bildet. Da bei Pinus sylvestris (s. Richard 1. c. Taf. 11. fig. F-^iv.) das
Filamentum schön als Stiel angedeutet ist, und blattförmig erweiternd, nach oben das
schuppenförmige noch kleine Connectivum bildet, so finden wir lezteres bei Pinus Cedrus
schon höher entwickelt, deutlich blätterig und gerippt. Aber in der ganzen Reihe der
| jeztweltlichen Coniferen ist nur bei Ephedra das Filamentum zu hoher Entwicklung
gelaugt, und ist endlich bei Podocarpus zur kätzchenartigeu Säuleuform verschmolzen,
und bereits ist das bei dem verwandten Bliithenbaue des Ginkgo noch vorhandene kleine
schuppenförmige Connectivum fast völlig aufgelöst; aber gleichzeitig ist der bei Ginkgo
so hoch entwickelte freie Staubfaden bei Podocarpus verkürzt, und unmittelbar im Cou-
nectivum desselben obliterirt. Die Ginkgo und Pinus im Antherenbaue verbindenden
Mittelglieder bilden die Antheren von Phyllocladus und Dacrydium, und gehen von der
Schuppengestalt allmählig durch die Antherenformen von Dammara, Araucaria, Taxodium,
Callitris, Thuja und Juniperus zu der bei Taxus herrschenden Schildform über. Die
Anthere der Ephedra entbehrt jedes Connectivum, und daher sind ihre Pollinarieu umgestülpt
und aufwärts gerichtet.
Alle Antheren jeztweltlicher Coniferen mit schuppenförmigen Connectivum, z. B.
Pinus Cedrus, zeigen bei den mir bekannten Formen keine verlängerten Staubfäden
(Filamenta), noch weniger aber geflügelte oder häutige; alle besitzen einen als mittel-
ständiges Connectivum mit den aus ihn entspringenden Pollenfächern verwachsenen, ‘ die
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