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gefässbündel des Psiiotumstengels, welcher nicht unähnlich ist den einzelnen Gefäss*
bündeln der Holzaxe des Lycopodium clavatum und annotinum, wenn ihre isolirten Bündel
untereinander völlig verschmolzen würden. Wir sehen daher abermals, spwohl in der
-Form als auch in der Stellung der Gefässbündel, die Stämme des Lepidodendron Harcourtii
und des Lomatofloyos crassicaule von der Lycopodiaceeij-Stamm form sich entfernen und
jener der Crassulaceen nähern.
Nach den Abbildungen Witham’s und Lindley’s und der Beschreibung Brongniärts
besizt Lepidodendron Harcourtii einen wahren
III. M a r k c y l i n d e r ,
welcher von dem Holzcylinder völlig umschlossen wird, und dessen Zellgewebe mit
jenem des Riudenpareuchyms durch Markstreifen in Verbindung steht. Da wir-schon
oben mehr als zur Genüge bewiesen haben, dass der Stamm der Lycopodiaceen und
jPsilota kein wahres Mark als vollkommen axenständiges Organ zeigt, die parenchymatösen
Stammformen dicotyler Bäume es aber stets so gestellt und gebaut besitzen
müssen, folglich dasselbe auch die Crassulaceen, wie bereits früher erwiesen wurde,
haben, so ist es unnöthig, die ferneren Differenzen des Lycopodien- und LepidodendronT
Stammes zu verfolgen, und des lezteren Verwandtschaft mit dem parenchymatösen Stamme
der Crassulaceen nachzuweisen, sondern wir werden noch einige Worte über die vorgeblichen
Früchte der Lepidodendra: die Lepidostrobi hier anreihen.
Unter der generischen Bezeichnung
L e p i d o s t r o b u s
hat Herr Lindley eine Reihe zapfenartiger Uiberreste vorweltlicher Pflanzen beschrieben,
welche mit kritischem Blicke untereinander verglichen, drei Organengruppen angehören
dürften. Von welchen Pflanzen diese Reste stammen, ist bisher noch nicht mit unum-
stösslicher Gewissheit ermittelt, da man nicht alle drei von uns oben erwähnten Organe»
als Formen der Gattung Lepidostrobus an Aesten und Stämmen bereits bekannter oder
noch unbekannter vorwelllicher Pflanzen festsitzend gefunden hat. Und doch haben schon
mehrere Naturforscher diese aus drei verschiedenen Organen, und zu mehreren Pflanzen^
familien gehörenden Arten der Gattung Lepidostrobus, für Früchte der Lepidodendra
erklärt. Zu diesem etwas raschen Ausspruche mag wohl Herrn Lindley’s Abbildung
des Lepidodendron selaginoides (Foss. Flor. Taf. 12.) und folgende Seite 4 0 - ausgesprochene
Bemerkung Anlass gegeben haben. Herr Lindley sagt nämlich .über die oben
erwähnte Abbildung: „In the specimen from which our figure was taken, two of the
young brauches were thickened, as if their leaves coucealed axillary bodies. Should
these be really the fructification of a Lepidodendron, we presume it will be nö longer
possible to admit the identity of Lepidostrobus, and that genus.“ und bei Lepidodendron
oocephalum (Taf. 2 0 6 . pag. 2 0 6 .) schreibt Herr Lindley abermals: „Apparently the
fructification, in an incipient state, of a Lepidodendron allied to L. selaginoides and
acerosum.“ — Bei beiden Fragmenten aber sey es uns erlaubt, die Fragen aufzuwerfen,
ob erstens die Pflanzen selbst wirklich Lepidodendra waren, und zweitens, wodurch
denn bewiesen sey, dass diese abgebildeten Aestchen wirkliche ,junge Früchte“ seien?
Betrachtet man erstens genau und kritisch Hrn. Lindley’s Abbildung des Lepidodendron
selaginoides (Taf. 12.), und vergleicht die Rindenbekleidung der Aestchen mit der des
stärkeren Astes, so wird man höchst abweichende Formen der Bekleidung finden, welche
man an den mit Narben bedeckten Rinden jeztlebender Pflanzen nie so verschieden
findet; und wir vermuthen, dass sich der Zeichner einige bei der uaturhistorischen Dar-r
Stellung unerlaubte Freiheiten erlaubt habe, und dieselbe Bemerkuog dürfte vielleicht
nicht mit Unrecht auch auf die sogenannten Früchte ausgedehnt werden. In dieser Abbildung
der Früchte glauben wir nichts anderes zu erblicken, als junge Terminalknospen,
äuf deren Blattpölstërn nochr einzelne Reste der zarten, und während oder vor der Petri-
fizirung verwesten Blätter rückgeblieben sindj; • und die blättertragendön Aeste derselben
Tafel bestätigen, uns noch mehr in dieser Meinung.; Wir haben ganz -ähnliche Erscheinungen
an Lycopodiolithes elegahs, dichotomus und einigen-Exemplaren des Lepidodendron
selaginoidès, und anderen Arten vom Radnitz stammend gesehen, und mit dem
Meisel und dem Grabstift in der Hand auf-das sorgfältigste studiert, Zweitens dürfte
Herrn Lindley’s Pflanze, nach seiner Abbildung zu schliesseü, .wohl nicht zu Lepidodendron
selaginoides iS ternberg gehören» denn dieses zeigt (s. Fl. d. Vorw. I. Taf, 16.
fig. 2.) nie solche, Aspidiaria (s. uns. Taf. LXV1II; ifig. 11.) gleichende Blattpolster,!
und selbst die Narben des entr in deuten Holzcylinders sind anders gebaut.
Warum ferner die in der Fossil Flora Taf. 2 0 6 . abgebildete Pflauze ein Lepi-
dodehdron, und nicht eben söc gut eine mänüliche Coniferen-Blüthe, oder noch wahrscheinlicher
eine Blattknospe ist, können wir nicht einsèhen. Die sehr unbestimmt
abgebildeten Schuppen des dünnen Aestchens, die Einhüllung in die Blätter, die Gestalt
des Zapfen selbst, und die Lagerung und Form der Schuppen mahnen unwillkührlich
an die gleichen Bau und Habitus zeigenden männlichen Blüthenzapfen der Coniferen,
z. B. des Pinus Deödora oder des P. Cedfus.
Da zweitens weder durch den Bau der Blattpolster, noch durch jenen der sogenannten
Früchte erwiesen ist,.dass beide obenerwähnte Fragmente Theile eines Lepidodendron
sind, so ist natürlich; auch nicht erwiesen, dass diese. „Früchte“ genannten
Organe auch wirklich Fruchtzapfen der Gattung Lepidodendron sind. Vergleicht man
drittens die auf Taf. 12. und Taf. 2 0 6 . abgebildeten Organe mit den anderen von
den Herren Lindley und Brongniart (Foss. Flor. Taf. 26. 162. 198. Hist. II. Taf. 22.
2 3 .) abgebildeten Arten, genauer, und leztere untereinander , so wird man bald so bedeutende
organographische Unterschiede entdecken, dass man dieselben mehreren Organengruppen,
und vielleicht auch mehreren Pflanzenfamilien anreihen wird. Wie höchst
verschieden ist nicht der Bau des; Lepidostrobus ornatus (Foss. Fl. 2 6.) von jenen des;
Lepidostrobus variabilis (Taf 10. 1. c.), L. pinaster (Taf. 10 8 .), L. comosus (Taf. 162.)
und der anderen von Herrn Brongniart so trefflich abgebildeten Arten?
In Hinsicht der zweiten 1 Frage: wodurch nämlich bewiesen ist, dass diese an
Lepidodendron selaginoides, und als Lepidodendron oocephalum beobachteten zapfen-
ähnlichen Theile wirkliche Früchte, und dazu „junge Früchte“ sind? sind uns alle
Pretrefactologen noch die Antwort schuldig; denn um dieses zu beweisen, müsste mau
ganze grosse Entwicklungsreihen einer und derselben Art auffinden, welches schwerlich
geschehen dürfte. Schon oben haben wir auf den bei Lycopodites Williamsonis (Foss.
Fl. Taf. 93.) beobachteten Zapfen aufmerksam gemacht, und mit jenem der Araucarien
verglichen, hier wollen wir vorerst die einzelnen Formen der Lepidostrobi untersuchen
und sondern, damit wir ihre Unterschiede als Pflanzenorgane ermitteln, und dieselben
mit gleichen Organen lebender Pflanzengruppen vergleichen können.
Wir haben bisher drei Formen der Lepidostrobi gesehen, welche sich bei genauerer
Untersuchung strenge sondern.
Die erste Form begreift die von Herrn Lindley als Lepidostrobus pinaster
(Foss, Fl. Taf. 198.) und L. ornatus var. didymuS (1. c. Taf. 163.) beschriebenen
Pflanzenreste. Bei Lepidostrobus pinaster kennen wir noch die Rhachis niefit, sondern
nur die Schuppen und die ihnen eingefügten Blattrudimente. Diese Schuppen ähneln'
aber im äusseren Bau und der Stellung ausserordentlich den bei der Gattung Bergera Presl.
vorkommenden Blattpölstërn des Stammes, sowohl in Hinsicht der vorsp ringen den dreiseitigen
Kante, als auch in der Art, der ihnen eingefügten Blattreste, und so lange wir
von dieser Art keinén Querschnitt gesehen haben, werden wir ja überdiess gar nicht
wissen können, ob die viereckigle Erhabenheit ihrer Oberfläche Schuppen oder Blattpolster
sind. Auch fügen wir die Bemerkung bei, dass der Zeichner der oben ange-
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