b. das lückenbildende Zellgewebe der Rinde gehört, und aus einer schwachen
Zellgewebelage besteht, dessen Zellen starkwellige Wände zeigen, wodurch
zwischen den Wänden der einzelnen nebeneinander liegenden Zellen leere,
zarte, vielfach verzweigte, und unter einander kommunizirende Gänge gebildet
werden, welche durch die Stomatien der sie bedeckenden Oberhaut mit
der Atmosphäre in Verbindung stehen. Dicht unter dieser zweiten Rindenschichte
liegt
c. die Bastschichte der Rinde, aus einer schwachen Lage dicker, kleiner, spindelförmiger
, goldgelb gefärbter, schichtwandiger Zellen gebildet, welche einen
vollständigen Cylinder bilden, der nur die zu den Aesten und Afterblättchen
laufenden Gefäss- und Markhündel durchlässt, und durch Farbe und Bau im
schönsten Contraste zu dem innerhalb seines Raumes liegenden, uud ihm dicht
angelagerten
d. Rindtnparenchyme steht, welches leztere grosszeilig ist, und dessen Zellen
dünne, blassgelb gefärbte Wände besitzen. Diese vier Schichten bilden ganz
analog der Rinde dicotyler Stämme den Rindenkörper, welcher dem eigentlichen
Holzcylinder, ohne Lufthöhlen oder Lücken zu bilden, dicht um-
schliesst. Im Holzcylinder sehen wir abermals vier verschiedene Organe oder
Gruppen, als:
e. die Bastscheide des Holz cy linders, welche hier in Hinsicht des Baues bedeutend
von jener der wahren Lycopodiaceen abweicht, indem sie gleichsam aus
etwas raetamorphosirten und nur andere Secretionsfunctionen zeigenden Zellen
des Rindenparenchymes gebildet ist, und denselben viel fester und inniger angelagert
ist, als es Bastscheide und Rindenparenchym im Stengel der Lycopodiaceen
sind. Die Zellen, welche vom Rindenparenchyme stammend hier die
Bastscheide bilden, sind ebenfalls dünnwandig, und jenen des Rindenparenchyms
gleich gross. Sie begränzen sich nicht als vollkommen gesonderte
Schichte, sondern treten einzeln sowohl nach Aussen in das Rindenparenchym,
als auch nach innen in die Markscheide über, so dass sie höchst unregelmässige
Vorsprünge bilden. Sie secerniren eine dunkle purpurrothe halbstarre Substanz,
welche sich in Weingeist nur theilweise auflöst, sonst aber zu einer fast
gummiharzigen Masse erstarrt, und dabei durchscheinend und hochgefärbt bleibt.
Nach innen geht diese Bastscheide, ihrer äusseren Fläche ganz analog, in die
Zellen der dem Rindenparenchyme ganz gleich gebauten
f. Markscheide des Gefässbündels über, welche an der inneren Wand der Bastscheide
liegend, und aus ihr gleichsam entspringend eine, oft nur zwei bis
drei Zellen (bei den von mir untersuchten Stengeln) breite, cylindrische
Schichte bildet, und in Hinsicht Form und Zellbau der Markscheide der übrigen
Lycopodiaceen gleicht, während sie in Hinsicht des Ursprunges ihrer Zellen
völlig abweicht, so auch in Bezug zur Bildung der Markstrahlen, welche bei
den Lycopodiaceen gewöhnlich nur eine Verlängerung ihrer Substanz nach
innen sind, wodurch die Markscheide der Lycopodiaceen eigentlich eine dichtzeilige
Walze darstellt, in deren Gewebe einzelne Gefässbündel versenkt sind
(s. Brongn. 1. c. Taf. 7. fig. 15. Bisch. 1. c. Taf. XII. fig. 44 ,). Ganz anders
gebaut Anden wir
g. die Markstrahlen des Psilotum triquetrum und complanatum, indem sie bei den
von uus untersuchten Stengeln nicht den einzelnen fast sternförmigen Gefässbündel
in gesonderte Lagen trennen, sondern dessen sehr unregelmässige und
seine excentrische Bildung bezeichnende stark vorspringende Ecken umgeben,
und die zwischen den Ecken befindlichen Riffe erfüllen, gleichsam hinweisend
auf die in mehrere einzelne Gefässbündel zerfällte Axenbildung der Lycopodiaceen.
Die Markstrahlen unterscheiden sich bei Psilotum triquetrum wesentlich
von jenen der Lycopodiaceen auch dadurch, dass sie aus einem von dem
der Markscheide verschiedenen, kleinzelligeren, jedoch mit denselben verbundenen
Gewebe bestehen, welches gleichsam ein eigenes streng gesondertes
walziges Organ darstellt, in welches erst der sternförmige Gefässbündel versenkt
ist, wie er es bei den Lycopodiaceen in der Markaxe ist. Diese Zellen
der Markstrahlen sind nicht nur viel kleiner als die der Markscheide, sondern
im Längsschnitte betrachtet, sind sie auch viel länger, gestreckter und stark
getüpfelt, während die der Markscheide breiter, weniger gestreckt und fast
gänzlich tüpfelfrei sind.
h. Die Ge fasse des Psilotum sind in eine vier oder fünfseitige, unregelmässige,
nicht völlig axenständige Säule vereinigt, und bestehen wie bei den Lycopodiaceen
aus Spiral- und Treppengefässen, welche ein bedeutendes Lumen im
Verhältniss zum Durchmesser des Stammes zeigen. Die durch dieselben gebildete
Axe ähnelt allerdings sehr der Axe der Lycopodiaceen, und erinnert an
den centralen Gefässbündel des Tubicaulis ramosus Cotta (Dendrolithen Taf.
III. fig. 1. 3.), welches merkwürdige Fragment wir leider zu untersuchen nicht
Gelegenheit hatten, da sein Stamm gleichsam den Gefässbündelbau der Lycopodiaceen
mit der Wurzelbildung der Baumfarren der Jezt- und Vorwelt vereinigt,
und so vielleicht eines der interessantesten Glieder der auf uns über-
gekommeuen Urweltpflanzen seyn dürfte, dessen Untersuchung ich mir von der
Güte der mich mit so vielem Wohlwollen überhäufenden Tharander-Naturforscher
erbitten, und anderwärts mittheilen werde.
Da wir an dem Stamme des Psilotum triquetrum ebenfalls gleichen Bau, wie am
Stamme der Lycopodia nachgewiesen, und hierdurch zugleich gezeigt haben, dass weder
der Lycopodiaceen- noch der Psilotum-Stamm einen Holzcylinder zeigen, sondern nur
eine compacte Axe, so können wir abermals dessen fernere Betrachtung fallen lassen,
und zur Vergleichung des Holzcylinders des Lepidodendronstammes übergehen.
Schon oben wurde gezeigt, dass das Rindenparenchym (Lindl. F. Fl. Taf. 98.
fig. 2. 2. b. — Witham Taf. XHI. fig. 2. von d. bis b.) am Stamme des Lepidoden-
dron Harcourtii das am meisten entwickelte Organ ist, und den ganzen Raum zwischen
der Bastscheide, der Rinde (Lindl. Taf. 98. fig. 2. 2. a.) und dem Holzcylinder (fig. 2.
1. a.) erfüllt. In ihm verlaufen die für die Blätter bestimmten Gefässbündel (fig. 2. 1. b.
8. a. b.) vom Holzcylinder (fig. 2. 1. a. 4.) nach oben und aussen steigend.
Der Holzcylinder selbst ist sehr zart, schwach uud dünn (Witham 1. c. Taf. XIII.
fig. 1. a. fig. B. b. b. — Lindley 1. c, Taf. 98. fig. 2. 1. a. 4. Taf. 99. fig. 1. a.),
und besteht aus vielen in einer einfachen Reihe cylinderförmig geordneten Gefässbündel,
ganz ähnlich den oberen Stammtheilen des Sempervivum-Stammes, wo dessen einzelne
Holzbündel noch in keinen vollständigen Cylinder verwachsen sind, jedoch schon so
gedrängt stehen, dass sie keine bedeutende Markstreifen zwischen sich lassen, und im
Querschnitte einen fast ganz geschlossenen Holzkreis bilden. Der Holzkörper bildet
einen Cylinder, da er im Querschnitte einen Kreis bildet, welcher Kreis bei Witham
(1. c. Taf. XIII. fig. 1. a.) und Lindley (1. c. Taf. 98. fig. 1.) fast central ist. Bei
einem von Herrn Adolph Brongniart beschriebenen, ihm von Mr. Hutton mitgetheilten
Querschnitte fand der Erstere die Axe völlig excentrisch * ), welche Stellung wohl in
der Maceration und beginnenden Verwesung vor der Petrifizirung ihren Grund haben
dürfte. Aber Herr Brongniart gibt eine sehr gute Beschreibung dieses wahren Holzcylinders
und des von lezterem umschlossenen Markes, und wir wollen hier seine eigenen
*) können hier nur der Beschreibung des Herrn Brongniart folgen, welche
das 13. und 14. Heft der Histoire des Végétaux fossiles enthält, da zu diesen
Heften die Abbildungen noch theilweise fehlen. Am Umschläge dieser Hefte
finden wir die Jahreszahl 1S36, während wir im Wege des Buchhandels dieselben
erst im Monat Mai IS 3 8 erhielten.
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