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Diefer Strauch wird ohne Mühe durch den Saamen und WurzelfproiTen vermehrt, bildet, wenn
er oft befchnitten wird, dichte Hecken, und kommt im Schatten hoher Bäume ziemlich gut fort, nur
mufs es ihm in diefer fchattigten Lage nicht an Feuchtigkeit mangeln.
Im winterlichen Zuftande gleichen die Blatt- und Blütheknofpen , in Abficht der Befefiigung,
der Richtung, der Form, des Standes und der Bekleidung jenen der vorher befchriebenen A r t : die
jungen Zweige aber find blutroth, mit weifsen kurzen Haaren bekleidet, nur an der grüngelben Schatten
Seite, mit rothen glänzenden Puncten befireuet, die fich an altern Äften in länglichte graue
Warzen umwandeln und die Rinde dergeftalt überziehen, dafs ihre glänzende rothe Farbe nur an
wenigen Orten hervotfcheint.
Die von diefer Ait bekannte Abänderung mit gelbgefleckten Blättern, von der das auf diefer
Tafel abgebildete Blatt zum Müller dienet, bleibt auch nur unter den nähmlichen Umftänden beftän-
djg, die bey der bunlblätterigen Abart des weifsbeerigten Hartriegels angezeigi worden find, und
wird auf den Stämmen ihrer Urart durch das Einäugeln vermehrt.
T a b u l a 67.
De r Hartriegel mit aufrechten Zw eigen.
Cornus stricta. Héritier.
The upright Dog-tvood.
Cornouiller stricte.
D ie fe r s — 10 Fufs hohe, in den Gärten Öfterreichs noch feltene Strauch, kommt urfprünglich aus
den füdlicheren Nordamerikanifchen Provinzen. Er treibt aus einer vieläftigen weifslichten Wurzel
viele aufrechte, äftige, i — 2 Zoll dicke, mit einer rilligen etwas roftfarbigen Rinde bedeckte Stämme
, und liebt neblt einer, gegen kalte Winde gefchützten L age, einen feucliten, fruchtbaren mitSande
vermengten Boden,
Die Blüthen erfcheinen in der zweyten Hälfte des Junius in nackten , etwas rifpenformigen 5 - 7
theiligen Afterdolden, jede Blume ruhet, wie bey den übrigen Mitarten, auf einem befondern, etwas
haarigten Blumenlliele , üe hat pfriemenförmige, weifse Staubfäden mit blaulichten Staubbeuteln,
und ein röthlichtes, den Fruchtknoten krönendes Honiggefäfs. Nur wenige Früchte folgen auf
die Blumen , lie zeitigen fpät im Herbfte, find blau, und enthalten io einem weifsen widrigen Safte ,
eine kleine rundlichte Nufs, die zur Fortpflanzung dienet, wiewohl auch das Ablegen gute Dienfte’
leillet. Der Saame wird in flachen Oartentöpfen, in gute fandigeErdegefäet, er keimet im zweytenJah-
re, und die dadurch erhaltenen jungen Pllanzen wollen anfänglich gegen den Froft forgfältig verwahrt
feyn. Da es fich aber leicht fügen könnte, dafs man von diefem feltenen Strauche , wie es oft
der Fall ift, nur Zweige zu erhalten Gelegenheit hätte, fo kann er ebenfalls durch diefelben vermehrt
werden, wenn man fte auf den gemeinen, oder welches noch beifer ift, auf den blaubeerigten
Hartriegel pfropfet oder einäugelt; je näher der Erde diefe Einfügung gefchieht, defto weniger jnüh-
fam ift in der Folge das Ablegen.
Die auf kurzen Blaltllielen einander gegenüber hefcfligten Blätter, lind eyrundfpilzig, an beyden
Flächen glatt, unten weilslicht, und mit erhobenen Rippen verfehen. Die jungen Zweige gleichen
etwas jenen des Korneelkirfchbaumes (Cornus mascula), nur mangeln hier die Blütheknofpen,
die lieh am Ende der im Frühjahre entwickelten jüngften Schöffe, zu Anfänge des Sommers
entfalten, und daher im Winter .an den von Blättern entblöfsten Zweigen nicht wahrzunch.
men find.
T a b u l a 6<SD
e r H artriegel mit rirpenlörmigen Blunieii.
Cornus panieulata. Héritier.
Panided Dog- ivood.
Cornouiller à ßeurs eti bouquet.
Die zu Anfang des Julius in ungleichäftigen Rifpeti fich enthüllenden Blüthen veranlafsten die
Benennung diefes, ebenfalls bey uns noch feltenen Strauches, der mit dem vorhergehenden viele
Ähnlichkeit, auch gleiches Vaterland h a t, und aus delfen weifslichten viertheiligen Wurzeln
mehrere armsdicke, 5 - ö Fufs hohe Stämme empor wachfen, die in viele aufrechte einander
gegenüber ftehende Äfte gelheilet find. In einigen Baumverzeichniffen kömmt er als Cornus novae
Bvlgiae vor.
Er blühet unter feinen Mitarten am fpäteften, und au f die kleinen, mit den Zweigen des
zweyten Triebes zugleich erfcheinenden Blumen , die weifse fadenförmige kurze Staubfäden,
gelbe Staubbeutel uud ein weifses Honiggefäfs enthalten, das auch hier den grünen Jruchlknoten
krönet, folgen weifse, im October reifende Früchte, durch welche er, fo wie durch Ableger und
durch das Einäugeln unter gleicher Behandlung, die bey dem vorhergehenden angezeigt worden,
fortgepilanzt werden kann. Die eyrunden, oder eyrundlanzetförmigen, in der Jugend röthlicliten,
auf beyden Flächen glänzenden Blätter verfchönern diefen Strauch in den erftern Wochen des
M a y , lie fällen fehr fpät im Herbfte ab und fchmUcken ihn, wenn nicht ein früh eingefallener
Froft lie zerftört, noch mit ihrem lebhaften Grün, wenn der grau gewordene Rafen feinen Reilz
verloren ha t, und wenn die Thujen, Juniperus, auch mehr andere immergrünende Gewächfe in
ihrem braunlichten Winterkleide die Annäherung der traurigen J,ahrszeit verkündigen. Daher würde
diefer Hartriegel in nicht zu dichten Gruppen , nebft der fpätgrünenden Bachans hahmifoha,
Lonicera Perjelimenum Italieum und der Genißa Sibirien , zwifchen welchen der immergrünende
Dorn (Mejpilus Pyracantha) und die Stechpalmen (Ilex Aiiuifalium) mrt rliren fpatreifenden Fruchten
hetvorglühen, auf dem glänzenden Teppich von rinca major und minor, umfchlungen von der
Hederá Helix noch dann einen Theil der Annehmlichkeiten des Sommers gewähren, wann das
Colchicum, die Herbft-d/ïer und Solidago fchon verblühet haben, und die abgefallenen Blätter
anderer Bäume unter dem Fufslrilte des Luftwandlers raufchen. Auch die Pulmonaria offtcmalis,
das Cyclamen Europaeum mit ihren fchön fchattirten Blättern, und die Fumaria Capnoides verdienen
einen Platz nahe am Pfade in diefen Gruppen des freudenlofcn Novembers.
Die jungen Äfte find bey Annäherung des Herbftes an der Sonnenfeite etwas purpurfarb, an
der entgegengefetzten aber gelbgrün bemalt; fie erfcheinen im Winter mit einem glänzenden Roth
gefchraclikt, das im Frühlinge ins Gelbgrüne übergeht, und find mit kleinen braunen glänzenden
Punkten befäet, die mit zunehmendem Alter die Rinde der Stämme überziehn, und fie grau und
rilTig bilden.
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