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D ie roth b lüheiicle R o fsk a fian ie .
Aefculus Pavia. Linn.
Scarlet ßowering Horse - Chesnut.
Pavie à ßeurs rouges.
Ca rolin a iß die Heimath diefes, bey uns etwas zärtlichen Baumes, der in feinem Vaterlande nicht
über fünfzehen Fufs hocii wird, in unfern Pflanzungen aber diefe Höhe nicht einmahl erreichet
Dennoch verdient er in Sommergebüfchen, gefchützt von liohen Bäumen einen Platz, wo er im
Junius , mit feinen vielen rothen Blüthen gefchmückt, ein prachtvolles Anfehen hat. In kleineren
Gärten kann er mit Vortheil zur Bekleidung gegen Abend gelegener Mauern mit der Robinia
hifpida , und Halodendron , dem Calycanthus floridus , Cephalanthus occidentalis , Cornus flori-
d a , ftricta , und circinata, der Spirea Alpina und tomenfa angewendet werden. In diefer Lage
kömmt er , wie alle zärtlicheren Pflanzen , und wie ebenfalls alle Gewächfe der Alpen , und
Sümpfe, denen ein fonnigter Stand bekanntlich nachlheilig ift, am beften fort; denn fie werden
da , befonders iu den letzten Wintertagen nur des Nachmittags durch einige Stunden von der
Sonne befclüenen , und hiedurch wird die zu frühe Vegetation verhindert, die das Verderben
folcher Pflanzen unvermeidlich nach fich ziehet, wann nach einem anhaltenden hellen und warmen
Wetter harter Froft, oder nach kalten Nächten warmer Sonnenfehein eintritt.
Die Knofpen der Pavie , welche Boerhave und felbft Linne anfangs unter diefem Namen
zu einem eigenen Gefchlechte machten, find gegen die der vorhergeilenden Art kleiner , nicht
klebrigt, und liaben zugeründete Schuppen.
Die Blätter find aus fünf lanzettförmigen, am Ramie feingezahnten, und glänzenden Blättchen
zufammeogefetzt; davon diejenigen zw ey , welche dem in der Mitte flehenden die nächften
find , an dem untern Ende ungleich lange Blatthälf'ten haben.
An den Spitzen der Zweige entfpringen fünf bis acht Zoll lange, aufrecht flehende Blumen-
ilräufse, deren Hauptftiel roth gefärbt und mit feinen Haaren befetzt ift, die Seitenäftchen desfelben
ftehen aufwärts und haben an dem Orte , wo fie dem Hauptftiele eingefügt find , grüne
abfällige Deckblättchen , fie tragen am äufsern Ende 2— 4 Blumen , deren jede ihr belbnderes
aufwärts gerichtetes Stielchen hat , auf dem fie beym Aufblühen waagerecht flehet. Die ein-
blättrigte rothe und fünfzähnige Blumendecke nimmt mehr , als die Hälfte der ganzen Blumenlänge
ein , die aus vier gelb und roth geftreiften, ungleichen Blumenblättern beftehet und fich
wegen der befondern Länge der Bliiraendecke nicht öffnet. Sieben , gewöhnlicher acht ungleich
lan g e , mit feinen Haaren befetzte, etwas aufgekrümte Staubfäden umgeben den länglichten
Fruchtknoten , der in fchiefer Richtung au f dem Fruchtboden liehet und einen über die Blume
vorragenden aufgebogenen Griffel unterfiützt. Die Schaale der Früchte ift glatt und fchliefset
j— 3 gelbbraune Nüffe ein. Die Früchte find wegen der gröfsereu Anzahl 'der griffellofen Zvvitter-
blumen feiten, und die wenigen, die fie bey uns anfetzen, fallen bald nach dem Verblühen ab.
In Italien, und im füdlichen Frankreich gelangen die Früchte zur vollkommenen Zeitigung. Kann
man fich von da tüchtige Früchte verfchaffen, fo ift die Vermehrung durch diefelben jeder ändern
vorzuziehen, weil die davon erzogenen Stämme dauerhafter find, als diejenigen, die man durch
das Einäugeln, oder Pfropfen auf die gemeine Rofskaftanie erhält.
D ie gelbblühende Rofskaltanie.
Aefculus ßore ßavo.
The yellow -ßowering Horje ~ Chef mit.
Pavie à ßeurs jaunes.
W i r erhielten lie , fo wie die übrigen Europäifchen Gärten, aus England, ohne genau beliim-
nen zu können, woher Be urfprUnglich abüammet. Weder Herr von Wangenheim, noch andere
Reifebefchreiber haben unter der grofsen Anzahi der rothblühenden Rofskaftanicn diefe gelbe jemals
entdecken können. Auch der kaiferl. botanifche Gärtner Btedemeyer, dem die berühmle
Sammlung in Schönbrunn ihre neueren Süd- und Nordamerikanifchen Schätze verdankt , durch-
reifete mit dem Auge des torfchendften Sachkündigen diejenigen Provinzen, in denen diefe Bäu-
me wachfen, und tlie fand er die gelbblühende Art dafelbli. Sie hält auch unfere ftrengeren Winter
in jeder L a g e , nur nicht in zu nalfer , gut, und weit lieberer als die rothblühende au s , lie
erwächft zu einem 15 -2 0 Fufs hohen Baume und treibt Barke Zweige , die fich meiliens mit
zweyen grofsen Knofpen endigen , die zugefpitzte Schuppen haben und nicht klebrig find. Das
herrliche Anfehen, das die Knofpen, bey der Entwicklung, durch die hellrothe Farbe ihrer Schuppen
erhalten , wird durch die brauncu hervorbrechenden Blätter auffallend verändert. Sie werden
nach der vollkommenen Ausbildung lebhaft grün , ftehen an den Zweigen , fo wie bey den
vorhergehenden Arten auf langen Stielen , und find aus fü n f , eyrund lanzettförmigen , femge-
zähnten Blättchen zufammengefetzet.
Die Blumen kommen Anfangs Junius zum Vorfcheine , gleichen in Abficht des glatten
Haiiptftieles , der Einfügung und der Richtung der SeitenlUele , au f welchen die kurzgeftielten
Blumen ebenfalls in einer Reihe nebeneinander ftehen , denen der gemeinen Rofskaftanie , mit
welchen auch die Blumendecke , die nur den dritten Theil der ganzen Blumenlänge ausmacht,
viel ähnliches hat ; der rothblühenden aber gleichen die Blumenblätter und die Staubfäden in
der Zahl und Form, fie find nur kürzer und mehr ausgebreitet, auch die Früchte haben gleiche
Farbe und Gröfse, fie find wegen der vielen griffellofen Zwitterblumen ebenfalls feltea.
Sie wird durch das Einfügen auf Stämme der gemeinen Art leicht fortgepflaozet und dienet,
vorzüglich wegen des befondern Anfehens der fich entwickelnden Knofpen und Blätter, für
Frühlingspflanzungen. — Sollte die gelbe P a v ie , deren Vaterland niemand genau beftimmte,
vielleicht aus der Befruchtung der rothen mit der gemeinen Rofskaftanie in dem wärmera Italien,
wo jene reifen Saamen trä g t, entftanden fe yn , fo wie Liane die Sorbus hybrida feines Vaterlandes
für eine Tochter der Sorbus aucuparia und Crathaegus Aria hielt?
Nachzulefende Schriften.
(Tab. 38.) Neues Hamb. Magazin X . 445. S.
• Neuer Schauplatz der Natur 2. R.
Hanöver. Magaz. v. J. 1766.
Bt. Lüiieb. Nachr. 1 1 . Band.
Beckmann Grundf. der teutfch. Landwirlh. §. a, 74
Nov a Act. Nat. C u iio f 4 Th.
Clufii biRor. p. 7. A pp . alt. p. 1.
Zannichelli de Hippocaft.
D u Roi wilde Baumzucht.
Encyclop. ou Diet. raif. 8vo. Lauf. T . 21.
Gärtner de fruct. et fcmin. Tab . 111.
(Tab. 39.) Wangenheitn Beytr. zum Foiftw.
Miller Gärtner - D iet.
Hamburg; Magaz. 17. ßa.
(Tab . 40.) Encvclop. ou Diet. raif. ijvo. Lauf. T o . 21.