T a b u l a 48.
D e r T iilp e n b a um .
Liriodendron Tulipijcra. Linn.
The Tulip - Tree.
Le Tulipier de Virginie.
D ie fo r Liebling unieter nciierea Pflanzungen, den die Schönheit feiner F o rm, das fremde An-
fehen feiner Blatter und feiner Blüthen, feine leichte Durchwinterung und frühe Belaubung zu
einer der atigenehmiien Eroberungen gemacht ha t, die unfere Gärtnerey dem gernäffigten Nordamerika
verdanket, erreicht in feinem Vaterlande eine anfehnliche Höhe. Befonders fchöne und
zahlreiche Stämme fand Herr Brodemcyer davon am Fluffe SchullhU bey Philadelphia, wo er im
feuchten und fandigen Grunde mit dem Plalanu, occidentalis und mit der Qaereui rubra und Pri-
nos die Hauptzierde der Waldungen iit.
Der Reichthum und die Gröfse des Laubwerks, womit er fein Haupt umwölbt, bietet im
Nommer eine erquickende Befcliirmung gegen die Unbequemlichkeiten der Hitze dar. Er dient
daher mit der Bignonia Catalpa, Quercas rubra, Tilia amerieam und caroliniana, Platanus
orientaUs und occidentalis, mit dem Acer rubrum und Jaccharinum um freye Gruppen auf weiten
Rafeiiflachen von LoUum perenne zu bilden, oder diefelben als fchattigen Luilwald zu begrenzen.
Einzeln oder gruppenweife ohne andere Beymifchung gepflanzet, gefällt er durch die vor-
züglicheHöhe, die er erreichet, fo wie durch die Pracht feiner tulpenähnlichen Blüthen, die ihn im Junius
einige Wochen hindurch verfchönern. Sie erfcheinen an kurzen jungen Zweigen, an denen 4— S
langflielige Blätter wechfelsweife liehen, davon das, der Blume nächfle, in der Form von den übrigen
abweichct. In dem Blattwinkel dicles oder in jenem des folgenden Blattes entfpringen jüngere
Schölfe, die bey der ferneren Ausbildung den Irrthum veranlalfcn, dafs die der Blume folgenden
iaaroenzapfen an der Seite der Äfte entfprungen zu feyn fcheinen. Alle Blätter find vor
ihrer Entwickelung fchneckenförmig einwärts gerollet, und von zweyen eyrunden, nach der Ausbildung
des Blattes abfallenden Nebenblättern umfchlotren. Eine, aus zw ey eckigen Blättern be-
flehende Hülle umgibt die, von einer dreybiättrigen Blumendecke umfchlolfene Blüthe , die während
der Flor zurückgebogen, ift und nach Endigung derfelben abfällt. Seclis, feltener neun Elu-
mcnblätter bilden die Blume und umgeben viele, dem Fruchtboden eingefügte und der Länge
nach an den Seiten mit fclimalen Staubbeuteln verfehene Staubfäden, Die zahlreichen Fruchtknoten
ruhen auf einem gemeinfchaftlichen kegelförmigen Fruchtboden, und haben griffellofe kugelförmige
Narben. Die vielen übereinander liegenden lanzetförmigen Flügel, mit den fich die
dreyeckigen Saamenbehülter endigen, bilden zapfenähnliclie Früchte. Jäg. a. b. Diejenigen Be-
hältniffe die lieh am obern Theiie der Frucht befinden, entlialten nur einen, die untenan be-
feliigten aber zwey kleine eyrunde zufammen gedrückte hökerige Saamen, durch die der Tui-
penbauni am leicJilelten fortgepflaozet wird.
Die prächtigen Tulpenbäume des kaiferl. königl. Lullgartens zu Schönbrunn , die vielleklit
die ältefien in Deutfchland find, beweifen alljährig, dafs auch bey uns der Saume, obgleich un-
bcnutzet, vollkommen zeitiget, von dem aber auch, wie von jenem, den wir aus feinem
Vaterlande erhalten, kaum der zehnte Theil das Keimungsvermögen ha t; ein Umftand den Herr
V. Burgsdorf in feiner Anleitung zur fichern Erziehung der Holzarten bemerket und daher an-
rath, lim nicht zu diimi zu fä en , mit Sand zu befieben, anzugielfen, und dann mit Reilig leichl
ZU bedecken.
Beliändiger Schatten und öftere gelinde Anfeuchtung befördern das Keimen des Saamens,
und find den zarten Pflanzen, die meiliens erll im zweyten Frühlinge hervorkeimen, liöchll nöthig.
D°e der Erde anvertrauten Saamen müffen im Winter vor dem Frofie, und vor denen, ihmn
„achfiellendcnMäufen verwahret werden. Feuchter, fandlger, mit Leimen vermengter Boden, und
eine befchattete , befclmtzte Lage find erforderlich , wenn die Pflanzen zu dauerl.aften Bäumen
erwachfen follen. Die Stämme ertragen bey einiger Gröfse nicht wohl das Überlelzen , fie bleiben
bey aller angewandten Vorlicht fcliwüclilicl,, und Herben bald ab.
Das leichte weifslichte Holz des Tulpenbaumes wird in feinem Vaterlande von Drechslern
und Tifclilern verarbeitet , tind die grofsep Stämme zu Kähnen ausgehöhlet. Es liat die widrige
Eincnfchaft , dafs es fich bey trockenem Wetter fehr zufammen ziehet, bey naffem aber flark
auffcliwillt , und felbft als Bremiliolz ändern Bäumen n-achftehet. Diefer Baum wird alfo jederzeit
mehr ein Gegenftand des Vergnügens als der Benutzung bleiben.
Seine Wurzeln find dick , zerbreclilich . haben lo wie die Rinde und die jungen Zweige ei-
iien terpentinartigen Geruch, und enthalten eine, dem Pfefi'er ähnliche Schärfe.
Die jungen Alle gleichen im entlaubten Zuftande den Zweigen der Erle.
Der fulpenbaum ift derjenige, dem der finnreiche Anpflanzer des fo berühmten Elyfiums zu
W ö r litz , vor ändern Bäumen den Vorzug g ab , um in der rchbnlten Pa r tie , des fchönfleii der
Gärten Deutfchlandes , in Verbindung mit Orangen, rothen Akazien , Ametikanifclien Dornen,
gefüllt blühenden Obftbäumen und Blumen aller Monathe , ein Landrcliafts-Gemählde zu bilden,
deffen Urbild man nur-iu Millons Befchreibung des Paradiefes, in den Gärten der Armida, oder
in den Idealen eines de Clsle wieder findet.
Die einzige, mit dem Amerikanifchen Tulpenbaume verwandte Art, LiriodandronLiUifera Linn.
ift in Amloina zu Haufe . und alfo für untere Gärten nicht geeignet.
Kachzulefende Scliriften.
Linne hört. ups. 145. hoit. Cliff. 223.
Kalm it. 2. pag.
Catesby car. i pag. 48. tab. 48-
Wangenheim Beylt. zum ForRw.
Burgsdorf. Anleit, zur Holzf.
D u Boi wilde Baumzucht.