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Di e P i m p e r n u is
Staphjlea Luin. gen. pl.
N"tir unter dem gemäfsigteren nÖrdÜcliea Himmelsfiriche, hat die Natur den zweyen bekamiteu
Arten diefer Gattung ihre Wohnplätze angewiefen. An den fruchtbaren Ufern der Büche, Flüfle
und Seen, oder in den Niederungen feuchter Laubholzwaldungen wachfend, dienen fie dem Gar-
tenkünttler zur Vermehrung der Mannigfaltigkeit in den LuBgebüfchen der Frülilingsgärten, und
erfreuen da den Lultwandler mit dem lebhaften Grün ihrer zufammen gefetzten Blätter und ihrer
fanft herab hängenden Blumentrauben, denn die Staphylea gehört zu den Fflanzen, deren Blüthen ,
wie die der mit ihr zugleich blühenden Robinhi pseudoacacia, Cytifus Laburnum, Acer penfyl-
vatiicum, Berberis, Ribes fioridum, Halefia und Sophora tetraptera, an biegfamen Blülhenllielca
mahlerifch herab hangen. Abwechfelnd gemifcht unter die , ebenfalls zugleich blühenden Sträuche
mit aufgerichteten Blüthen wie die Rofa bicolor. Spiraea chamaedrifolia. Syringa laciniata, Rliodo-
dendrum ponticum und die mancherley Arten und Abarten amerikanifcher Dornen und Mifpeln,
bilden fte mit den letzteren einen reizenden Contraft. Auch jetzt blühet die Atragene alpina , die
auf der fchattigen Seite jener Sträuche gepflanzt, fich mit vielarmigen Reben an ihnen hinauf
windet, und das in unferen Bosketten feltenere gefättigte Blaue ihrer zahlreichen Blumen in der
befonntcn Oberfläche der Sträuche, die ihren Ranken zu Stützen dienen, entfaltet. Von der N a tur
bellimmt nur in einem fehr fruclitbaren Boden freudig zu wachfen, den der Forlimann für
nützlichere Holzarten, befonders den in folchen Gründen fo üppig wachfenden amerikanifchen
Schotendorn vortheilhafter anwenden kann, bleibt die Staphylea bey ihrer unbeträchtlichen Höhe
und Stärke für die Forftwirthfcliaft von wenigerer Bedeutung,
Sie wird am gefohwindellen durch die, im März in die Erde eingelegten Ableger vermehrt,
die fich bis zum Herbfte hiulänglich bewurzeln, um im künftigen Frühlinge überpllanzt werden
zu können. Langfamer ift die Erziehung durch den Samen, davon kaum die Hälfte im erften
-Tahre keimet, wenn er auch gleich nach der Zeitigung gefäet worden, und die daraus gewonnenen
Pllanzen wachfen, auch unter den günttigften Umftänden, in der Jugend fehr langfam. Die un-
gewifse von Miller angerathene Vermehrung durch Stöcklinge wird hier um fo mehr entbellrlich ,
als die vielen Wurzelfpröfslinge erivaclifener und in gutem Boden flehender Stämme oft alle künft-
liehen Vermelirungsarten überRüfsig maciien.
Die Kennzeichen diefer, von Linné in die zweyle Ordnung der fünften Claffe feines Pflan-
zenfyftems eingerücklen Gattung find folgende. Eine fünftlieilige gefärbte, den Kronenblältcrnähn-
liche Blumendecke umgibt den Fruchtknoten, an ihrem Grunde lind derfelben fünf fadenförmige,
mit einfachen Staubbeuteln gekrönte Staubfäden eingefüget, die zwifchen fünf länglichen an der
Bafts mit einem liohlen Honigbehälter verfelienen Kronenblätteru ftehen, Zwey oder drey Griffel mit
ftumpfen ausgehöhiten Narben krönen den Fruchtknoten , der in eine , aus zwey cder drey zii-
fammen gewaclifenen Kapfeln beftehende häutige, aufgeblafenc, aderige Fruclit auswächst; jede
Kapfel ill der Länge nach durch eine Sciteidewand in zwey Fächer getheilt, in deren jedem drey
bis fünf rundlichte, harte, an der Bafts abgeftutzte Samen enthalten find , davon aber nur wenige
zur Vollkommenheit gelangen.
Die fünfbläUerige Pimpernufs.
Staphylea pianata. Linn. fp. pl.
The Common Bladernut.
Nez coupé, ou faux Pistachier.
M en- Pallas fand dielen, faft in allen gemafsigteren Ländern Europens wild wachfenden Strauch
auch in Georgien, wo delTen halb geöffnete Blüthen mit Salz und Effig eingemacht, wie bey uns
die unentwickelte Blumenknofpe der Caparis Spinofa verbraucht werden, anftatt welcher Herr
Beckmann auch die jungen Früchte des Tropeolura majus mit gutem Erfolge zu benutzen verfuchte.
Die nicht weit um ßch wuchernde, mit einer rifsigen Rinde umgebene, und in viele Faden
ähnliche, wellenförmig gebogene weitse, faft durchfichtige Äfte fich ausbreitende Wurzel unterfiützt
meiftens mehrere Stämme, die im guten Boden 12— j8 Fufs hoch , und 3— 4 Zoll im Durchmeffer
dick werden, und an denen die Äfte aufrecht, und wie die gefiederten Blätter, einander
gegenüber ftehen. Die jüngeren Zweige haben eine gröfse mit weifsem Marke angefullte Markröhr
e , an dielen entwickeln lieh die Bliithenzweige, belaubet von vier gefiederten, aus fünf eyrundfpitzigen,
fein gezähnten, kurzHieligen Blättchen zufammen gefetzten Blättern, die an der Bafis
des allgemeinen Blattftieles zwey fchmale, linienförmige, weifse abfällige ' Nebenblätter haben,
und gewöhnlich kleiner find als diejenigen, die an den Holzzweigen erfcheinen. Am Ende diefer
Bliithenzweige , mit deren zweyen fich meiftens die Äfte der Vegetazion des vorher gehenden
Jahres endigen, kommen die hängenden Blülhentrauben hervor, die im vollkommenen Zudandc
aiis 21 25 Blumen gebildet find, die zu dreyen auf einem befonderen Blumenftiele in einiger Entfernung
dem allgemeinen Blumenftiele einander gegenüber eingefügt ftehen, und auf eigenen Blumenftielchen
ruhen. An der Bafis diefer Biuinenftielchen find vier linienförmige weifse, abfällige
Deckblätter, davon auch eines am Grunde des befonderen Blumenftieles liehet. Die Blumen entfol-
ten fich im M a y mit der vollkommenen Ausbildung, der, die Bliithenzweige belaubenden Blätter
zugleich; die Blumendecke ift wie die Kronenblätter weifs, und an denen der Sonne ausgefetzten
Blumen auswendig rolli fchattirt, ihre Einfchnitte ftehen ausgebreitet, mit der Spitze einwärts g e bogen,
und find breiter, als die Kronenblätter, die fich nur fo viel Öß’neu , dais die gelben Staubbeutel
der fadenförmigen , weifsen, glatten, mit den K-ronenblättern gleich langen Staubfäden
wahrgenommen werden können. Der aufgeblafene glatte Fruchtknoten ruht auf einem lunffeidgen
Fruchtboden, und unterftützet, fo viele fadenförmige, weifse, m'it den Staubfäden gleich lange
Griffel, als er Kapfeln enthält, die, wie es aus der vergröfserten Abbildung zu fehen iß , in der
Milte auseinander gebogen , und oben mittelft der ftumpfen Narben zufammen verbunden find.
Diefe Kapfeln, deren meiftens zwey oder drey vorhanden find, wachfen in der Folge zufammen,
und bilden eine häutige, aufgeblafene, aderige, eyrunde Frucht, die an der Spitze nach Innen zu
auffpringt, und im Auguft zeitiget. Jede Kapfel ift in zwey Facher getheilt, und enthält 6 ~ io
Samen, davon aber nur einer oder zwey zur Vollkommenheit gelangen, und die bey völliger
Zeitigung hart, glatt, braun und an der Bafis abgeftumpft find, Diefe Samen haben einen widrig-
füfsen Gefchmack, enthalten eine piftazienfarbene wenig öhlige Subftanz, und werden von Katlio-
liken, Griechen und Türken zu Rofenkränzen angewandt. Beyfpiele haben gelehrt, dafs diefe
Früchte, von Kindern genoffen, ein bcdenkliciies Erbrechen erregen.
Die im winterlichen Zuftande eyrundfpitzigen, aus vier ungleich grofsen Schuppen gebildeten
Knofpen liehen an den jüngften Zweigen einander gegenüber, und enthalten die Blütiieuzweige für
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