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D e r w eifsbeerig te Hartriegel.
Cornus alba. Linn,
Cornus tatarica. Mill.
Neivfoundland Dog-wood.
Cornouiller à fruit hlanc.
U n te r den bisher bekannten baum - und Itrauchartigen Hartriegeln hat die Natur diefen weifsbee-
rigten in Afien fowohl als in Nordamerika, welche fie mit manchen Pflanzen gemeinfchaftlich befäete,
am nördlichfien hingepflanzt. In Afien wies fie ihm durch ganz Sibirien, von den Uralenli-
fchen Voralpen, bis an den öHlichen Ocean, auch felbft in Kamfchatka, in Amerika ab e r, in der
Provinz N eu -Y o rk , in Canada, und in Neu-Foundland feine Wohnplätze an. Gewöhnt an die in
einem kurzen Zeiträume befchränkte Vegetation entfaltet er die Blüthen an feinem kälteren Geburtsorte
einmal, in feinem gemäfsigteren Vaterlande zw e jm a l, unter unferem Himmelsftriche aber
dreymal in einem Sommer. Daher erfcheinen bey uns die erften derfelben zu Ende M a y , die
zweyten in der Mitte des Julius, und die dritten mit dem Ende des Augußs, die auch noch beygün-
fiiger Herbftwitterung, in der zweyten Hälfte des Octobers reife Früchte liefern. Diefe find an Farbe
und an Geftalt den Perlen ähnlich, und geben dem Strauche , vermengt mit demfchönen Rothfeiner
Blatter und Zweige, im Herbfte ein unvergleichliches Anfehen,
Im guten Gartengrunde bilden viele an der Erde gebogene, aufwärts gerichtete Stamme, die
fämmtlich aus einer vielarmigen Wurzel entfpringen, und feiten im Durchfchnitte 3 Zoll dick wer-
den, einen 8— 12 Fufs hohen, und freyftehend einen 12 — 20 Fufs im ümkreife fich ausfareitenden
Strauch. Die Blume der erften, am Ende der Zweige vom vorhergehenden Jahre, im May fich
entfaltenden, fünftheiligen Afterdolden, deren Blumenblätter kürzer, als die weifsen, mit gelblichten
Staubbeuteln gekrönten Staubfäden find, haben ein gelbes Honiggefäfs, das nach der Befruchtung
rofcnroth, nie aber wie bey der vorhergehenden Art purpurfarb w ird , und das an den im
Julius hervorkommenden Blumen, gelb, an den im Auguft blühenden aber blofs weifsgefärbt er-
fcheint. Von den Blüthen des May hat man die wenigften, von jenen des Julius aber die meiften
Früchte zu hoflen, die dann zeitigen, wann die Blumen des Augufis fich zu entwickeln beginnen.'
Sie dienen zur Fortpflanzung, und wenn fie noch im Herbfte nach der Zeitigung der Erde anvertrauet
werden, liefern fie im folgenden Sommer , zum Überfetzen taugliche Pflanzen: auch durch
Ableger und Stöcklinge wird diefer Strauch leicht vermehrt. Die oben glatten , bis zur Hälfte mit
einer rothen Rippe gezierten, und unten mit feinen weifsen Haaren dicht bedeckten Blätter, weichen
in der Gröfse und Form von einander ab , wie es die beygefügte Figur zeigt.
Eine hochrothe Farbe verfchönert im Winter nicht nur die jungen Zweige, fondern auch dfo
zwey-bis vierjährigen Schofle, daher fcheinet diefer weifsbeerigte Hartriegel, ohne alle Beymifchung
anderer Gewächfe, in Gruppen gepflanzet, vorzüglich aufbelchneyetem Boden von weitem hervor,
und ift aus diefer Ürfache für folche Plätze, die man zur Winterszeit vom Wohnhaufe, oder von
einem mit Glasfenftern umfchloiTcnen Wintergarten überfehen kann, befonders geeignet. Diefe Icho-
ne Röthe feiner Zweige gehet bey zunehmender Vegetation im Frühlinge, in eine grüngelbe Farbe
über.
Die ungeftieltcn, eyrundfpitzigen, angedrückteu, und von einer einblätterigen, mit brauner
Wolle bedeckten , oben gefpaltenen Knofpenhülle, umgebenen Blattknofpen entfpringen an den
Zweigen einander gegenüber, dagegen die geftielten Blütheknofpen entweder einzeln , oder zu
zweyen am Ende der jüngften Schöffe, oder auch an der Seite derfelben einander gegenüber hervorkommen;
fie enthalten die künftige Afterdolde in einem kleinen runden Knopfe gedrängt, die
von 4 — 6 gerippten, zufammen gelegten, mit der Spitze einwärts gebogenen, geftielten, einander
gegenüber ftehenden, eyrundlanzetförmigen Blättern umgeben ift, die fichim Frühjahre vollkommen
entwickeln und fo wie der Blüthe Knopf, die Knofpenfiiele, und die aufserften Ende der jüngften
Zweige mit brauner Wolle bekleidet find. Die Schöffe vom vorhergehendeu Jahre find, im Sommer
mit kleinen gelben Puncten befäet, die in der Folge zu ovalen, oder runden Warzen auswachfen,
und die Rinde der altern Stämme dicht überziehen.
Die buntblätterige Abart, davon hier ein Blatt abgebildet ift, behält nur dann die fchöne
Malerey der Blätter, wann fie in einem magern, trockenen, Boden gepflanzet wird, verändert
aber folche bey üppigem Wuchfe in unanfehnliche grüngelbe Flecke, und läfst fich durch das Em-
äugeln auf Stämmen des weifsbeerigten Hartriegels, aus delTen Saamen fie entfprang, oder auch
durch Ableger fortpflanzen. Eine zwergartige Abart, deren Zweige wie ein Neft an der Erde aus-
gebreitet, und nur mit den Spitzen in die Höhe gericlitet waren, fand Herr Georgi auf den Infein
des Baikalfees und am Bargufin, der fich in diefen See ergiefst.
T a b u l a 6 6 .
D e r gemeine Hartriegel.
Cornus sanguinea. Linn.
Common. Dog-wood, or Bloody-Twig,
Cornouiller sanguin.
D ie fe r im gernäfsigten Europa, an üfern der Flülfe und Bäche , in feuchten Wäldern und trockenen
Feldhecken gleich gemeine Strauch wird auch im füdlich- aBatifchen Rufslaude wildwachfend
angetroffen ; er breitet fich vom Caucafus bis nach Perfien au s, auch in den feuchten Waldungen
am Ural und Tura ili er gemein, feltener aber kommt er im nördlicheren Sibirien vor, wo der vorhergehende
weifsbeerigte häufiger wächll.
Die mehr oder weniger anfehnliche Höhe, die er erreicht, hängt von der Befchaffenheit des
Bodens a b , in dem er liehet, in t ro c k e n em ile in ig t em Grunde bleibt er unanfehnlich und niedrig, im
feuchten aber wird er lO - . S Fufs hoch, doch überfchreiten feine Stämme, die auf einer fchwac-
zen feinäliigen Wurzel ruhen, auch in diefer Lage niernahls die Dicke von ö Zoll im Durchfchnitte.
Sie liefern ein feiles , dichtes feinaderiges Holz , welches der Landmann und der Künfiler verfchie-
dentlich benutzen. Die Blüthen kommen im Julius am Ende der Zweige, von zweyen Nebenfchof-
fen begleitet, zum Vorfcheine, auch entfalten fich im September einige derfelben an gedachten Nebcn-
fchölTen zum zweytenmaie. Unter den Blumen der Hartriegel liaben fie die gröfsten Blumenblätte
r , weifse mit gelben Staubbeuteln verfehene Staubfäden, und ein gelbes aut dem grünen Fruchtknoten’ruhendes
Honiggefäfs. Die darauf folgenden fchwarzen Früchte zeitigen im Herblle, fie enthalten
einen grünen unfclimackhaften öhlichten Saft, und bleiben bis zum Frühjahre am Strauche hangen.
Herr Gowatd erhielt aus diefen Fruchtenden fcchsten Theil von ihrem Gewichte eines zum Bren-
nen guten öhles. ^