i . :
i / .
liegen einander gegenüber unter einer mehr breiten als langen Schuppe die Keime der künftigen
Blumen tragenden Zweige verborgen, die bey üirer Entwickelung, der ausgebildeten Blüthe das
Anfehen geben, als wäre lie zwifchen denfelben eiitßanden. Dagegen Jiäftete die Natur die kleineren
zugerundeten Blattknofpen an den untern Theil der Zweige , fie ftehen wie die zuerft gedachten auch
einander gegenüber, und die aus ihnen fich entfaltenden Äfte entwickeln erß an den Zweigen der
zweyten Vegetation blumengebende Knofpen.
Die Früchte Fig. a. zeitigen im October, fpringen auf, und der Wind zerfireuet den länglichten,
flach gedrückten, und mit einem braunen fchmalen durchfichtigen häutigen Rande umgebenen
Samen Fig.b. Daher delfen Einfammlung, wenn man ihn zur Fortpflanzung anwenden wollte, vor
der vollkommenen Abtrocknung in der Mitte des Septembers gefchehen mufs.
T a b u l a 78. 79.
Der Perfifche Flieder.
Syringa Perßca, Linn.
The Perßan-Jasmine.
Lilas de Pcrfe.
D i e europäifchen Gärten erhielten diefen fchönen, vielleicht auch aus China über I ’erfien nach
Conftantinopel gebrachten Blumenftrauch um ein Jahrhundert fpäter als jene zuvor angezeigte bekanntere
und gröfsere Mitart. Zu verfchiedenen bizarren Formen verfclmiUen, und durch diefe
widernatürliche Mifshandlung faft aller feiner Blüthen beraubt, ftand er au f den Einfaffungen
der Parterre in den Gärten eines Le Liotre da , unvermögend jenen Schmuck zu entfalten, in
welchem er in feinem unverkünftelten Zuftande in unferen der Natur nachgebildeten Pflanzungen
erfcheint, wo ihn der Gartenkünfiler mit den niederen Cytifus- Arten, der Coronille, Amygdalus
nana und pumila, dem ftrauchartigen gelben Jasmine, dem Philadelphus und der Alpeurofe zur
blühenden Umgränzung der von höheren Sträuchen gebildeten Gruppen verwendet, oder er umpflanzet
mit demfelben die mit Rofen und blühenden Gewachfen umgebenen rafigten Ruheplätze in dem,
der Göttinn der Liebe geheiligten, von Gleditfien, Schottendornen, Sophoren und Cercis fanft befchatteten
Hayne. Auch für den in gröfseren Anlagen der Armide gewidmeten Zaubergarten, in
welchem alle Schönheiten aus Florens Eigenthume verfammelt feyn follen, leiftet er dem Pflanzer
wefentliche Dienfie.
In feinem natürlichen Zuftande bildet er, in einem auch nur mittelmäfsigen Gartengrunde einen
fünf bis fieben Fufs hohen, aus mehreren dünnen Stammen beftehenden vieläftigen Strauch, delfen
häufige, einander gegen über ftehende zufammen gefetzte Blumentrauben oft zw ey Fufs lang die
dünnen biegfamen Zweige von der Vegetation des vorhergehenden Jahres bekleiden, und an der
Bafis ihrer Blumenftielchen mit zw ey fchmalen bleibenden Deckblättchen verfehen find. Länglicht
lanzetförmige geftielte , ungezähnte , einander gegenüber ftehende , aa beyden Flächen glatte
Blätter, und gröfsere zehn bis vierzehn Tage fpäter blühende, faft befländig vierfpaltige Blumen
unterfcheiden ihn von feiner Tab. 79. abgebildeten Spielart, die kleinere, mehr in das Blaue fallende
üit d re y. und fünffpaltige Blumen hat, und von d re y -b is Jiebentheiligen Blättern belaubet
w ird, deren einige unten an den Zweigen flehende ganz eyrund lanzetförmig lind, und denen des
perfifchen Flieders gleichen, der auch in der nähmlichen Lage feiner Zweige, zw ey - bis drey theilige,
jenen feiner Spielart gleichende Blätter entfaltet. Es ift auch von dieler, wie von der vorhergehenden
Art eine in unfern Gärten noch feltene Abart mit weifsen Blüthen bekannt. Sonderbar, dafs die
Naturals lie die Arten und Abarten diefer Gattung bildete, die Blumen fo wohl des gemeinen als die
des perfifchen Flieders, nur mit weifsen blauen oder purpurrothen Tinten zierete. Auch diefer
Strauch ift eines der vorzüglicheren Gewachle für die Blumentreiberey. Weniger taugt dazu die
Spielart mit getheilten Blättern, und zu diefem Zwecke angewandt mufs auch einanfehnlicher Vorrath
in G ärten-Töpfe gepflanzt, und wie bey der vorhergehenden Art angezeigt worden, behandelt
werden. Auch benagen die fpanifchen Fliegen, und die Raupe des ReinweidenfcUwärmers
die Blätter diefes perfifchen B'lieders.
Der länglichte, in faft walzenförmigen Kapfeln eingefchloffene Same Fig. b. mufs auch Vor
dem Auffpringen derfelben im Anfänge des Octobers gefammelt werden. Gleich nach feiner Zeitigung
ausgefäet gehet er im folgenden Sommer au f, und die dadurch erzogenen Pflanzen blühen
im vierten oder fünften Jahre.
Auch hier nehmen die Blütheknofpen den oberen Theil der jüngften Äfte ein, die fich gewöhnlich
mit dreyen derfelben endigen. Sie find vierfeitig aus eyrundfpitzigen Schuppen gebildet,
unter denen die Blumentraube verborgen liegt, nur feiten werden die Keime der künftigen Zweige
neben denfelben bemerkt, die allezeit am unteren Theiie der jüngften Schöfse in kleinen Knospen
erfcheinen; diefe wie jene ftehen an den, im Winter mit einer braunen Rinde umkleideten,
und hier und da mit kleinen Wärzchen befäeten jüngften Zweigen einander gegenüber , in welcher
Richtung auch die Äfte ftehen, die mit zunehmendem Alter eine graue rifsige Rinde bekommen.
Die in den holländifchen Baumverzeichnifsen neuerlich bekannt gemachte Syringa Chinenfie
hat man nicht gewagt hier aufzunehmen, weil ihre Ausdaurung in unferen gemeinen Wintern
noch nicht hinlänglich erprobt ift; zeigt fte fich dauerhaft, fo wird fie mit mehreren, zu denen
fchon gelieferten Gattungen gehörigen Arten, bey denen auch noch Manches zu beobachten nöthig
w a r, in einem befonderen Stücke nachgeliefert werden.
Nachzulefende Schriften.
Tab. 79.
Syringa vulga ris, folüs ovato • corflatis. Linn. fp. pl.
Bauhiii Pinax 391. Syringa coeiulea.
Matthioli. defer, pl. 1237.
Haller. Hift. ßirp. Helvetiae 1. Nro. 331.
A iton Hortus Keewenfis, i. pag. 15.
Weifsmann lefolutio lingni Sycingae coeruleae in Ephemer, nat. curios.
Gärtner de fructibus et feminibus. i. p«g. 224. (Tab. 49. Fig. ^.)
Hanow Seltenbeiten der Natur und Ökonomie a pag. 67.
Goethe Verfuch die Metamorphofe der Pflanzen zu erklären.
Müler Icones. Syringa flore faturate purpureo. (Tab. 163.9
Tournefort inft. Syringa flore albo,
Dictionaire des Jardiniers par Phil. Miller 7. Tom. 216. pag.
Syringa Perfica foliis lanceolatis; Linn, fp, pl.
Tournefort inft. Lilac folio llguftii. 602.
Duhamel arb. Lilas à feuilles de Troene.
Medicus Beyträge zur fchönen Gartenkunft pag. 344*
Pluknet aim. 359. tab. 227. F ig g. Syringa Babilonica.
Syringa lac iniata, foliis lanceolatis integris didectisque. Varíelas. Linn. Hoit. CUF.
Bauhin Pinax 476- Ligufirum foliis lanceolatis.
Diclionaire des Jardiniers pat Pli. Miller, toni. 7. pag. 219. Syringa orlcntalis laciniata,
Sukow angewandte Botanik. 2. p ag . 32.
H