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Bliitheu befchleunigte die Ausbreitung diefes Baumes, dafs er bald in den nieiilen Europäifchen
Ländern gemein ward.
Die im Grunde fehr befchränkten Benutzungsarten aller Theiie desfelben veranlaffeten Hai-
lern vielleicht, in feinem gröfsern Werke über die Schweizerpflanzen, ihn als ganz unnütz zu erklären,
mit Ausnahme der Anpflanzung zu Spaziergängen in Gärten; aber aucli liier hat das, den
ganzen Sommer hindurch fortdaurende Abfallen der Blüthen, Blätter und halb gebildeten Frücht
e , und die dadurch nothwendig werdende koOfpielige Reinigung der Alleen längft bewiefen, wie
ungleich angenehmer jeder andere fchnellwücüfige Baum, vorzüglich aber die Lenne (A ce r Platanoides)
an der Stelle desfelben fe jn würde.
Am bellen gefällt diefer Baum, wann er auf einem freyen Rafengvunde ifolirt flehet, wo
fein fchlanker und gerader Wuchs , feine anfehnliche Höhe und die dichtbelaubte , mit regcl-
mäfsig vertheiltcn Blülhen gefchmückte Krone, befonders in der Blüthezeit, die lierrlichfte Wirkung
macht.
Dafs er zur Bepflanzung öffentlicher Landflraffen, denen zu oft empfohlenen Pappelnarten, im
nicht zu naffen Grunde vorgezogen zu werden verdient, beweifen nicht nur die, vor einigen Jahren
auf dem Glacis zu Wien damit befetzten Weg e, wo er, ungeachtet des unerträglichen Staubes,
gut fortkommt, fondern auch die, von dem kaiferl. königl. Luftfchloffe Schönbrunn nach Laxenburg
führende A lle e, in welcher der ermüdete Wanderer, im dichten Schatten raftend, das Andenken
der grofsen THERESIA fegnet, Welcher öfterreich, unter fo manchen Verfchönerungen,
auch diefen ländlichen Schmuck verdanket.
Die fingerförmigen Blätter ftehen auf langen Stielen gegeneinander über , fie beftehen aus
fünf, oder fieben kleineren, welche oben breiter als unten und am Bande doppelt gezähnet fn d ;
fie weichen in der Gröfse fehr von einander a b , kommen mit den Blumen aus einer grofsen, mit
einem zähen harzigen Safte überzogenen, fchuppichten Knofpe hervor und werden von den May-
täfern (Scarahaeus Melolonta. Linn.) oft im Junius ganz entlaubet; Die Raupe der Ahorn - Eule
( Larva Fhalacnae aceris. Linn.) verurfacht im Julius und Augult ebenfalls beträchtliche Verheerungen
an denfciben.
Die Blumen erfcheinen im May aufrechtftchend und pyramidenförmig; .an ihren Hauptflie-
ien liehen die Seitenliielchen wechfelsweife nach allen Seiten ausgebreitet, und faft waagerecht;
Diefe tragen 3— p in einer Reihe nebeneinander wachfende, aufwärts gerichtete , kurzftieligte Blumen,
deren weifse Blumenblätter, bey dem Aufbreclien mit einem lichtgeiben Flecken geziert find,
der nachher in eine orange- und fpäter in eine hellrothe Farbe übergeht; fie find ausgebreitet, etwas
zurückgebogen, haben einen wellenförmigen, mit feinen Härchen befetzten Rand und uinge-
ben mit fechs, öfter mit fieben, aufwärts gekrümmten Staubfäden den Fruchtknoten, der einen gebogenen,
pfriemenförmigen Griffel hat. Die Frucht ifi eine flachlichte K apfel, die 1—3 bittere, braune
Nülfe einfchiicfst. Griffellofe Blumen find hier feltener, als an den folgenden Arten.
Die Anwendung diefer Früchte dürfte fich gröfstentheils darauf befchränken, dafs fie zur Fortpflanzung,
und als ein gefundes und nahrhaftes Futter für die Hirlche und für das Woll- und
Hornvieh benutzet werden können; letzteres läfst fleh an den Genufs derfelben leicht gewöhnen,
wann man demlelben die Früchte klein zerflolfen, mit Saltz und Schroot vermengt vorlegt, nach
einigen Tagen das Saltz ftuffenweife vermindert, und die Früchte immer weniger zerlioflet , bis
man fie ohne alle Zubereitung verfüttern kann. Die daran gewöhnten Kühe effcn fic begierig, geben
davon eine gute bulterreiche Milch, und werden in kurzer Zeit fett.
In Hinficht der Gefchiclite diefes Baumes, und der übrigen Benulzungsarlen der Früchte des.
felben, als Kleifler, Stärke, Haarpuder, Seifcnpulver, walkende Materie in Wollfabrikcn, Branntwein,
und öhlgebcnde Subllanz, auch Pferdearzcncy, fo wie der Rinde des Baumes, in welcher
Zanic’heili die flcberlieilemie Wirkung der Cinchona zu finden glaubte , verwerfet man die Lieb,
blber auf die. in dev Note zu dielcm Artikel angefüllrten Schriftlleller, befouders aber aut Beckmanns
Gelcliichte der Erfindungen 1. B. 4)7 S.
D i e Vererlelung diefer herben Früchte wird noch lange ein patriotifchor Wimfcb bleiben, den
weder die Vcrbeffcrung der Erde , noch das öftere Einäugeln erfüllen dürfte. Die Verbefrcrung
des Grundes und Überfetzung in ein milderes Klima verändert nicht die wefenllichen Eigen-
fchaften der Pllanzen , die allein von der Mil'chung ihrer Beftandtheile und von dem organilclicn
Bau ihrer Gcfälfe abhängen , und nur ein üppigerer Wachsthum kann dadurch erreicht werden.
Eben fo wenig verfpriclit das öftere Einäugeln. Der bewurzelte Stamm , worauf das Auge gebracht
wird, vertritt hier nur glciclifam die Stelle der Erd e, oder vielmehr eines, die vegeta-
bilifchen nährenden Erforderniffe zuführenden Vehikels; er entwickelt und iinterliült das Auge,
ohne deffen Struktur und Eigenfchaften im mindeften abzuäiidern, und die durch den Stamm dem-
felben zugehende Nahrung ift gewilfermatsen nur als ein roher Erdfaft anzufehen, der bey feinem
Übertritt in das Auge auf eine, der organifclien Struktur der Gefäfse desfelben enlfprechende Art
umgebildet, der Natur desfelben affimilirt, und in feine Subftanz umgewandelt wird; folglich behält
da s, auf diefem Stamme zu Zweigen erwachfene Auge jederzeit die natürliclien Eigenfchaften
der Mutterpflanze unabänderlich.
Um fich iiievon näher zu überzeugen , äugele man fchlechte Pfirfich- oder Mandelarten auf
die Zweige eines Bellegarde- Pferlichbaumes, oder Holzbirn auf die bellen Abarten unferer Gärten
, und man wird fehen , dafs d ie , aus diefen Augen erwachfenen Äfte, bey unzähligmalen
wiederholten Veriüchen , weder belfere noch fchlecbtere Früchte liefern werden , als diejenigen
, davon die Augen genommen worden. Man wählte geflitTentlich diefe Baumarten zu Bey-
fpielen , weil man fich fchon im dritlen Jahre nach dem Einäugeln von dem Erfolge überzeugen
kann.
Wahrfcheinliclier könnte die Veredelung mancher Baumarten erzwungen werden, wann man
die entmannten Blumen derfelben mit homogenem Saamenßaube edlerer Arten künftlich befruchtete.
Ein Verfuch, der aber nur im Kleinen üatt haben könnte, und dem wir vielleichtim Grün-
de manche, fehr nützliche Abarten verdanken, die das Ungefähr, oder die Induflrie in früherer
Vorzeit auf diefe Weife hervorbrachte.
Das Holz des gemeinen Rofskaftanienbaumes wird zu den geringeren Holzarten gerechnet,
die weder auf dem Feuerherde, noch fonft zu einigem ändern Gebrauch von Wichtigkeit
dienen.
Die Abarten mit weifs, und gelbfcheckigten Blättern empfehlen fich für Pflanzungen, in denen
eine auffallende Verrcliiedcnheit herrfchen foll. .Sie fordern nebft einem frifclien Grunde , einen
befchatteten Standort und werden durch das Einäugeln auf Stämmen ihrer Urart fortge]
die Unbefländigkeil diefer NatuiTpiele an den Blättern ift bekannt.
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