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forigefetzle Beobaclilungen aller Arten diefes Pflanzengefclilechies erzeugten die Folgerungen, die
man hier voricgt.
Die Kennzeichen, die diefe Spierliaude von den übrigen »vorzüglich aber von der vorhergehenden,
mit der fie manche Ähnlichkeit h a t , riuterfcheiden, find folgende : Die jungen Äfie find rund , niclit
wie bey jener eckig, und mit eyrundlanzetförmigen, fail fiiellofen, wechfelsweife fleheuden Blättern
befetzet, davon die an den blumeniragenden Zweigen hervorkommendeu, klein, feingezäJmt
und in der Jugend am Rande feinhaarig find, diejenigen aber die an den SchöiTen wachfen, an
deuen im folgenden JaJire die bliimentragende Äfie enlfpringen, find gröffer, am vordem Umfange
(in ambita) ungleich fageformig eingefchnitten, und in der Jugend an beyden Flächen mit
feinen Haaren bedeckt. Die Blumen find geruchlos, und bilden dichte, faft doldenförmige Blu-
mentrauben, wenn fie am Ende der Zweige des nehmlichen Jahres hervorkommen; erfcheinen
lie aber an derSeite derÄfie des vorhergehenden Sommers, dann bilden fie lockere, mehr oderweniger
verlängerte, niederhängende, einfache Trauben, an denen gewöhnlich die Blumen gröfser
als an jenen find. Jede Blume hat einen eigenen, nahe an der Blumendecke mit einem Deckblättchen
verfehenen Blumeniliel. Die Blumendecke, die Blumenblätter, die Staubfäden, und die
vor denfelben fiehenden Schuppen gleichen jenen der vorhergehenden A r t ; die fünf Fruchtknoten
aber find haarig, ihre Griffel ausgebreitet, und erwachfen zu eyrunden, haarigen Kapl'eln, mit
von einander liebenden, auswärts gerichteten Spitzen ßg.a . Jede Kapfel verfchlieJTet 4—7 länglichte,
au beyden Enden zugefpitzte braune Saamenyîg-. b.
Diefen Strauch fand Gmclin in Sibirien am Irtis, und er fcheint die Spiraea fo liis variis
hirsutis des Ammann zu feyn.
Er ziert mit feinen zahlreichen Blumen in den erficren Tagen des Junius die meiften Pflanzungen
der öfterreichifchen Gärten, um diefe Zeit find feine Alle oft zw ey Fufs lang mit Blumen
fall ganz bedecket, die au den niederhängenden Zweigen in die Hohe gerichtet flehen, und d a her
das Anfehen haben, als wären fie nur an einer Seite derfelben entfprungen. Er wird bey uns
4—6 Fufs hoch, und war bisher unter dem Nahmen Spiraea incisa bekannt, welchen Thumberg
einer von ihm in Japan entdeckten Spierftaude beylcgie, die bey uns nicht ausdauert, und faft
bis an die Bafts in fünf Theiie zerfchlitzte Blätter hat. Daher dieler Nähme der hier angeführ-
leu Art nicht beygelegt werden kann;
Die Knofpen find im entlaubten Zuftande k lein, und fo wie die Rinde der jüngeren Ä lie,
deren Spitzen gewöIuiUch vom Frolle leiden, fall rofifärbig.
T a b u l a 55.
D ie fpanifche Spierftaude.
Spiraea crenata. Linn. Spir. hispánica. Barreliier.
The while Spanish Spiraea.
Spiraea cronclée.
D e r Kitter von Linne' führt bey der Befchreibung diefer Spierflaude, in den zu Stockholm 176z
iierausgegebenen Spec. pl. pag. 70 t, des Barrcllier pl. rar. 5Ö4te Tab. an , welcher lie in Spanien
am Berge Gualdu wildwachfend fand, und anmerkte, dafs Ge mit der folgenden viele Alin-
iichkeit Jiabe.
i S
DicBlütter Hellen an den flürkeren Schöffen wechfelsweife, find ISnglicht, (ablongtuicula) ungezähnt,
oder an der Spitze (apicc) ein oder dreymahi gekerbt, an den Seiten ganz, gegen die
Bafis fehr fchmahl, faft ungeftielt, an beyden Flächen glatt und mit dreyen, unten deutliclien,
faft gleichlaufenden Rippen verfehen; die an den fchwächeren Zweigen Irervorkommenden bilden
wechfelsweife ftehende Büfchel von 4— 7. kleinen, fchmahlen, länglichten an der Spitze kaum
eingekerbten Blättern. Die Blumen erfcheinen faft an der ganzen Länge der Schölle des vorl.er-
gehenden Jahres, in ungeftieltcn Schirmen, die nur feiten mit einigen Blättern bekleidet, aus den
wechfelsweife ftehenden Knofpen entfpringen. Jeder Blumenfliel trägt nur eine Blume, die kleine,
in Anfehung der übrigen Arten tclimahle , an der Spitze eingekerbte, und ausgebreitet-niedergebogene
Blumenblätter hat, die mit ihren Seiten einander nicht berühren, und zwifchen welchen die
Zähne der Blumendecke in die Höhe gerichtet ftehen. Die Staubfäden lind dem Rande der Blu-
mendecke eingefügt, und haben mit den Blumenblättern gleiche Länge. Die Kapfeln die den kleinen
grünen Fruchtknoten folgen, flehen in die Höhe gerichtet, lind länglicht und verfchliefTen
kleine eyrundlänglichte Saamen, die bey uns nie zur Vollkommenheit gelangen.
Im Winter ift die Rinde der altern Zweige braun, die der jüngeren grau, und löfet fich nur
an lezteren vom Holze, das alsdenn blafsrolh erfcheinet. Unter den Splerftanden zeiget fich an
der gegenwärtigen Art die engfte Markröhre. Sie ift die erftblühende unter denfelben, und noch
feiten in unferen Gärten.
In Frühlings-Pflanzungen dient fie mit der folgenden Art zur Bildung kleiner Gruppen, de-
nen die häufigen bogenförmig ausgebreileten, und der Länge nach mit Blumen bekleideten, feinen
Äfte ein hÖchft mahkrilches Anfehen geben. Sie liebt einen etwas befchalteien Standort,
wird 3— ö Fufs hoch, und bildet freyftehend ein 4—5 Fufs breiten Bufch.
T a b u l a 56, 57.
D ie Johaiiniskrautblältrige Spierftaude.
Spiraea hypericifoiia. Linn.
Hypericum leaw’d Spiraea.
Spiraea ä feuilles de Miliepertuis.
D ie fe aus Canada abflamniendc Spierftaude ziert die meiften öfterreichifchen Gärten, lie wird
höchftens vier Fufs hoch, und breitet lieh faft auch fo weit aus. IlireBlüthezeit, die gewöhnlicli
in der Mille des May eintritt, folget auf die der vorhergehenden A r t , welcher auch die Blumen
gleichen, nur dafs die Schirme am Grunde mit einigen kleinen Blättern umgeben, die Blumen-
lliele länger, die Blumenblätter rund, und nicht zuriickgebogen find. Die Kapfeln vertroknen gewöhnlich
vor der vollkommenen Ausbildung. Die Blätter liehen wechfelsweife, find faft unge-
ftielt, und verkehrt eyrund {obovata).
Einige fchnellwüchfige Zweige, vorzüglich aber die tVurzeirprofslinge find oft mit eingekerbten
Blättern belaubet, die vorne entweder in drey ftumpfe Tlieile eiogefchnilten, oder mit nieli-
reren kleinen Zähnen verfehen find. Hebet man die le , mit gekerbten BUiltern befetzten Wurzel-
fpröfslingc zur Fortpflanzung aus, oder nimmt man folche Zweige zu Steklingen, fo erhält man
niclit feilen, mit folchen Blättern verfallene Pflanzen. Vielleicht enlftand fo die Spir.Thaliclroidcs?
Eine auf diele Art erzogene, licli treu bleibende Abart ift auf der 57. Tab. abgcbildet. Müller und
mit ihm mehrere feheinen diefes Nalurfpicl für die Spir. crenata Linn. gehalten zu haben.