D ì e S p i e r f t á u d e .
Spiraea. Linn. gen. pl.
D i e hier vorkommenden Splerftanden find theils ans dem Nordwestlichen Afien , theils ans
Nordamerika, die bekanntlich manche Pfianzengerchlechter gemeinrchaftlich erzeugen, und einige
find aus den riidl.cheren Provinzen der Bilerreichifchen Staaten in untere Gärten verpflanzet wor
den S,e folgen in ihrer Blüthezeit to auf einander, dafs man vom April bis zum September
Muhende Sp.erllauden ha t; ein ümftand, der fie in Frühlings, und Sommerpllanzungen zur Ver-
zierung unferer Lufigebüfche, befonders den Liebhabern geruchioferBlumen, empllehU. Die Forfi-
wirthfchaft kann von diefen Pflanzen keinen Nutzen erwarten.
Die Blumen bilden theils Dolden, theils BlumenHraufse , oder zufammen gefetzte Trauben
Sie haben eine einblättrige, fünffpaltige und bleibende Blumendecke, viele derfelben eingefüg«
Staubfaden, fünf Blumenblätter, und dre y, vier, meiflens aber fünf Fruchtknoten, deren ieder
einen eigenen Griifel mit einer einfachen Narbe unlerflützet. Die darauffolgenden einfächerigen
Kapfeln verfchliefsen einige kleine, an der Nalh befeliigte Saamen , und folgen in der Anzahl
den Fruchtknoten.
Nicht alle Spierflauden bringen bey uns volikörameneu Saamen. Ihre Vervielfältigung wird
ficher und fchnell durch Sleckreil'cr, Ableger und Wurzelfpröfslinge erreicht.
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D ie g latlblätlrige SpieiTtaude.
Spiraea laevigata Linn. (Spir. Altaica. PaUai.)
Smooth. leaw'd Spiraea.
Spiraea ä feuilles glißantes.
H e r r Palla, fand fie wildwachfend in den nackten Thälern am Fufse der Altaifchen Schnee-
berge vorzüglich in der Gegend der FlüiTe Bejelaja und Tigerik.
Sie treibt viele g e ra d e , a - g Fuf, lange einfache Schöffe, die am obern, fall krautartigen
Ende, im May aufrecht ftehende, zufammen gcfelzte Blumentrauben tragen, deren Blumen eine'
flach ausgebreitete, fcharf eingefchnillene Blumendecke, fünf eyrunde Blumenblätter, und bey-
nahe .30 haarfSrmige weiffe Staubfäden haben , die länger .als die Blumenblätter , und mit ey.
runden gelben Staubbeuteln gekrönt find. Vier oder fünf Fruchtknoten mit fadenähnlichen Griffeln
erwachfen zu eben fo vielen rundlichen Kapfeln , davon jede vier längliche Saamen ververrchliefset
Tig. a. h. Sie zeitigen im Augufl , wo auch nocli einzelne Blumentrauben aus den
weni en Seitenäflen der fchncllwüchllgen Schöffe zum Vorfchein kommen. Die Blätter flehen
r r ° d l In g e n Trieben wechfelsweife, an den älteren aber zu 5 - 9 Stucken in Büfcheln beyfam-
men ihre beyden Flächen fmd glatt, und endigen lieh mit einer feinen Spitze. Die Rinde der
einjährigen Zweige ift im entlaubten Zuftande blaulichtgrün, und löfet fich im Nachwinter vom
Holze.
T a b u l a 50.
D ie weid en b lä ttr ig e Spierfiaude-
Spiraea falicifolia. Linn,
Willow-leavj’d Spiraea.
Spiraea à feuilles de faule.
N ic h t nur Sibirien und die Tartarey , fondern auch Inneröiierreich find das Vaterland diefes
fall Mannes liohen Strauches. Der durch feine lehrreichen Entdeckungen in der valerländifchen
Pllanzengefchiclite, aus des Herrn von Jacquin neueren Schriften berühmte Freyherr von Wulfen
in Klagenfurth, fand ihn in Käroten. In Krain aber ward diefe Spierftaude von dem Freyherrn
Carl von Zois wildwachlend angetroffen ; ein gelehrter und thätiger Beförderer der inländifcheo
Pflanzenkenotnifs , welcher die fellenften Pflanzen feiner vaterlandifchen Alpen genau bellimmt,
und fyfiemalifcli geordnet in leinen botanifchen Garten zu Laybach verfetzte, diefelben, ungeachtet
der bekannten Schwierigkeiten diefer Cultur , ftufenweife an das minder kalte Clima gewöhnte
, und zu Gartenpflanzen umfchuf; der überhaupt die Dankbarkeit zu theilen verdient,
die fich ein CUffort, Alßrömer , und Demldof, in jenen verfchiedenen Ländern erwarben, in denen
fich diefe patriotifchen Beförderer der vaterlandifchen Naturkunde , fo viele Ehre gemacht
haben.
An einem befchatteten Orte, im feuchten etwas fandigen Grunde wächft die weidenblättrige
Spierftaude leicht und fchnell, breitet fich durch Wurzelfpiöfslinge weit umher aus , und treibt
viele einfache Zweige, die eine gröfse Markröhre haben; am Ende derfelben enlfpringen im Julius
oder im Aug-ull die Blumen in zufammengefetzten Blumentrauben, davon fich die obern zu-
erft entfalten, und gewöhnlich fchon verblühen, wenn die untern aufzubrechen beginnen, fie ite-
lien an den Blumenzweigen au f kurzen, mit einem auswendig liaärigen Deckblättchen verfehenen
Blumenftielen ohne befonderer Ordnung. Die Blumendecke ¡II klein und ausgebreitet, die Blumenblätter
lind ausgehölt, und die über diefelben vorragenden Staubfäden tragen röthlichte Staubbeutel.
Vier, meiftens aber fünf kleine Kapfeln folgen auf die an der Spitze röthlicliten Fruchtknoten,
werden aber bey uns nie gehörig zeitig. Die faft Stiellofen, lanzetförmigen, feingezälin-
len und im Baue zarten Blätter ftehen wechfelsweife an den Zweigen, die im entlaubten Zuftande
eine lichtbraune Rinde bedecket, welche fich nur hie und da vom Holze löfet.
Die weifsblumige, und breilblältrige, beyde aus Nordamerika abfiammenden Abarten, wie
auch die Spiraea tomcntofa, und Sorbifolia, die bekanntlich alle einen fchattigen Standort lieben,
der Sonne ausgefetzt, hingegen jederzeit gelb und unanfehnlich bleiben, könnten in Verfaindun^^
mit diefer Spierftaude, in Sommerhainen zur Umpflanzung feuchter und befchatteter Gänge mit
Vortiieil angevvendet werden, befonders wenn der Rand des Pfades mit dem niedern After alpinus,
Afragalus montanas, Dianthus alpinus. Antirrhinum alpinum. Campanula pulla, Androface
carnea. Silene acaulis, quadrifida, und alpeflris. Achillea Clavcnnae, und atraia, die Umpflanzung
aber mit den höheren zugleich blühenden Schattenpflanzen, als jfirantia major. Campanula
barbata, carpatica, grandiflora, Gentiana afclepiadea, Daucus grandìforus, Erigeron alpinum,
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