D e r rothblühende Schotendorn.
Robinia hifpida. Linn.
The Scarlet Acacia.
Acacia rofe.
D i e füdliclieren Provinzen von Nord-Amerika find das Vaterland diefes prächtigen Strauches,
der aucli in Penfylvanien, in N eu -Y o rk , und in Virginieu häufig zur Zierde gepflanzet wird.
In gutem, nicht zu trockenem und mit Sand vermengtem Grunde wächft er am freudigften
und hält unfere auch Itrengere Winter gut aus : allein ftarke Fröfte , die nach einem anhaltenden
warmen Frühlingswetter eiofallen, befchädigen die jungen Zweige, und oft die altern Afte;
daher für junge Stämme in diefer Jahrszeit eine mäisige Bedeckung zuträglicher iß , als felbft im
Winter.
Die Blätter beftehen aus fünf bis drejzelm eyrunden Blättchen, die fich alle mit einer feinen
Spitze endigen, und davon das, am Ende einzeln flehende, das grÖfste ift. Die röthüche Blumendecke
ift f o , wie die jungen A fte, mit dichten, fteifen und rothgefärbten Haaren befetzet, die auch
an den Schoten bemerket werden.
Die rofenfarbenen Blumen find geruchlos, und kommen in einfachen Trauben aus den Blätterwinkeln
im Junius hervor; fie bedecken faft den ganzen Strauch und zieren ihn beynahe durch
vier Wochen. Unter günftigen Umftänden erfcheinen fie noch einmahl im Herbfte.
Die wenigen Hülfen, die äufserft feiten in unferem Klima au f die Blüthe folgen, fallen vor der
Zeitigung ab ; diefer Umftand, der auch bey den im nördlicheren Amerika angepflanzten Sträuchen
derfelben Art eintritt, verurfacht, dafs man faft nie guten Saamen erhält. Daher die Vermehrung
theils durch das Ablegen, theils durch das Pfropfen iu den Spalt, oder in die Rinde, oder durch
das Einäugeln auf Stamme der folgenden Art gefchehen mufs. Die neugepfropften Stämmchen
wachfen im erften Jahre auffallend fchnell, und blühen bey diefem fchnellen Wuchfe faft durch den
ganzen Sommer. In der Folge wachfen lie larigfamer und erreichen gewöhnlich nur eine Höhe von
12— 15 Fufs, da fie in ihrem Vaterlande bis 30 Fufs hoch werden.
Das lebhafte Grün der Blätter und die häufigen Blüthen machen diefen Strauch für jede Pflanzung
wichtig, und ein JJebüfch von diefem Schotendorne, dicht in Gruppen gepflanzet, und mit
den zugleich blühenden Alpen-Bohnenbäumen vermengt, würde auf einem, durch Heken und hohe
Bäume gegen den Nordoftwind gefchützten hügeligen Rafen in der Blüthezeit von ungemeiner
Schönheit feyn , befonders wann diefe geruchlofe Blumenpracht durch den Wohlgeruch des zur
Verbindung der Gruppen darunter gepflanzten Caljcanthus ßoridus, Philadelphus coronnrius, und
der verfchiedenen frühem Rofenarten erhoben würde. Für diefes Prachtgebüfche wäre das Mnrmor-
bild einer liebenswürdigen Gattin, mit dem Kleide und den Attributen der BluinengÖttin geziert,
vorzüglich geeignet, und dasfelbe würde auf einem niederen Pofiamente, im fanften Schatten
liohev nordamerikanifcher Schotendorne und im Hintergründe eines mit gleichzeitigen Blumen ge-
fclimückten Rafenteppichs von vorzüglicher Wirkung feyn. Zum Slickwerke diefes blühenden T eppichs
dienten in Abficht des Wohlgeruches, die Monarda, die IJefperis trißis und Matronalis die
einfache und gefüllte Jonquille, die verfchiedenen Tazctlcn, die weife Lilie, und die Federnelke,
deren Vervielfältigung und Anpflanzung in Maffivs man nicht genug empfehlen kann. Den Lieb'
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habern geruchtofer Bluniengruppeti, wären die Ranunkeln , die Anemonen, die Irii und die Pconien
hiezu dienlich.
Die aufserordentliche Brüchigkeit des Holzes bey Stürmen, vorzüglich im Sommer, erfordert
wiederholtes Aufbindeu, oder die Auspflanzung als Spalier zur Bekleidung einer weftlicheii
Mauer in kleineren Garten.
T a b u l a 32.
De r A m e r ik a n ifd ie S c lio ten d o rn .
Robinia pfeudo - Acacia. Linn.
.The Locuß-Tree.
Le fa u x Acacia.
V"irginien und Carolina find die Heimath diefes fchönen und nützlichen Baumes, der fich in den
fänillichen übrigen nordamerikanifchen Provinzen , in welchen er des vorzüglichen Holzes wegen
gepflanzet wird , fehr vermehret hat.
Er hat wechfelsweife flehende ungleich gefiederte Blätter , die aus 5— 17 ovalen Blättchen
zufammen gefetzet find ; der nächtliche Pflanzenfchlaf fchliefst fie unterwärts gerichtet an einander,
welches auch b ey einfallendem Regenwetter gefchieht. Sie find ein gutes Futter für Kühe und
Schaafe, und werden von den fpanifchen Fliegen (Mcloe veßcaiorius) oft abgefreffen.
Die jungen und frechwüchfigen Afte find mit zw ey oder drey ftarken, am Grunde breiten Stacheln
befelzt, die aber an den jungen Zweigen erwachfener Bäume mangeln.
In Abficht des fchnellen Wuchfes wird er feit vielen Jahren in unferen Gärten ’minder zur
Verzierung derfelben, als um unangenehme Gegenftände zu verbergen, gepflanzet. Der fanfte Geruch,
den die, in einfachen niederhängenden Trauben bey uns im Junius erfcheinenden Blüthen,
die von den Bienen häufig befucht werden, verbreiten, hat ihm bey den Emwohnern der Vor-
ftädte Wiens eine befondere Vorliebe erworben, die ihn einft häufiger als itzt an ihre Wohnhäufer,
oder zur Befchattung einfamer ländlicher Kapellen pflanzten. Hierauf befchrankt fich der ganze
Nutzen, den man bisher von einem der vortrefflichften Baume erzielte, welchen der, um die deutfche
Forftwiffenfchaft fo verdiente Herr von Burgsdorf feinen Liebling und das Kleinod nennet,
das künftig die Zierde der deutfchen Laubforfie werden mufs, wann deffen Anbau ausgebreite.
te r , und die Wichtigkeit desfefben allgemeiner bekannt feyn wird.
Der Saame zeitiget unter unferem Himmelsfiriche zu Ende des Octobers, und wird in man-
ehern Jahr häufig gewonnen. Wenn er gleicli nacli der Zeitigung gefäet werden kann, läuft er im
folgenden Frühling unfehlbar au f und liefert Pflanzen, die au f einem guten Grunde im erften
Sommer 3— 6 Fufs Jioch werden und im Frühling darauf zum Übcrfetzen tauglich find. Mufs aber
der Saame aus Mangel des guten Wetters bis zur Frühlingsausfaat aufbewahret werden, dann wird
mit demfelben eben die Vorficht nöthig, die pag. 7. in Hinficht des Ahornfaamens angezeiget
worden ift.
Die Verpflanzung der SchoLcndorne im Frühjahr, ift in jedem Anbetracht, der im Herbfte
vorzuziehen.