ü i e T r o m p e t e n b 1 u m e.
Bignonia. Linn.
U I lle r deueil , Ameriiut ailsfcliliefsend eigentliilmliclien Pflanzen zeiciinen fich vorzüglich die
Bignonien, durcli die Pracht ihrer fpätausbrechenden Blüthen aus , welche fich in der wärmeren
Jahreszeit zu entwickeln anfangen , wann die Feyer des Blumeufeftes der übrigen Bäume und
Sträuche gröfstentheils fchon vorüber iü. Tournefort gab diefer Pllanze den Nahmen des gelehrten
Bibliothekars Ludwig des XIV. Bignon.
Die Kennzeichen diefer Gattung find eine becherförmige , einblättrige und fiinffpaltige
Blumendecke; Eine glockenförmige einblättrige Bluinetikrone , die unten bauchig, an der Mündung
fünffach getheilt und dadurch merkwürdig ifi , dafs die zw ey obern Lappen zurückgebogen,
die drey untern aber ausgebreitet find. Vier pfriemenförmige Staubfäden find unten der
Blumenkrone eingefügt, davon die zwey nebeneinander flehenden kürzer find, als die zw ey übri-
gen. Der Fruchtknoten hat einen, den Staubfäden gleichenden Griffel, mit einer breiten Narbe
und wächü in eine lan g e, zweyklappige und zweyzellige Schote aus, welche d i e m i t feinen
Flügeln verfehene Saamen, einfchliefset.
T a b u l a 41.
D e r Trompetenbaum.
Bignonia Catalpa. Linn.
The Trompet-ßower , with fimple heärt fhaped' leawcs.
Catalpa d’ Amérique.
I lo r i d a , Carolina und Jamaika find der Geburtsort diefes Baumes, von da er in die nördir-
chereQ nordamerikanifchen Provinzen und auch nach Europa überptlanzet worden ili ; Er er-
Wiichfi in wenigen Jahren zu einem mittelmafsigen Baume und verträgt auch die itrengere Kälte
unferer Winter , obgleich er in der Jugend einiger Bedeckung bedarf. Ein Beweis , dafs manclie
zärtlicheren , durch einige Zeugungen aus einheimifciiem Saamen erzogene Pflanzen auth itren-
gem Frofie widetflelien ; denn die ungewöhnliche K ä lte , die im December 1788 anfmg und bis
zur Hälfte des Jänners 1781) dauerte, in welchem Zeiträume der Reaumuntc\\e Wärmcmeffer in
Wien faft belländig zwifchen 7 und 13 Graden unter dem Eispunkte wechfelte , und am 18. December
beym .Sonnenuntergang bis au f i8 i Grad herabfank , befcliädigte nur die jüngtten Triebe
der Catalpa, die nicht minder prächtig mit Ende des darauf folgenden Junius blühete und im
Herbfte reifen Saamen trug. Wahrlcheinlich kann diefe auffallende Erhaltung dem, damahls Fufs
hoch gelegenen Scimee zugefchrieben tverden, der das Eindringen des Froftes von den Wurzeln
. Dem zufolge kann in jenen Wintern , in welchen weniger Schnee fällt, blos durch die
r L c k u n v der Wurzeln mit Moos, I,-anbe, oder Gerhcrloohe , der fchon erwachfene Stamm
her zärlliclien Pllanze nneingewickelt erhallen werden ; welches einige hier, auf diefe Art
fehon mehrere Jahre gut durchgewintcrtc, nahe an einer weftlichen Gartenwand flehende Sträu-
che der Pißatia vcra beftätigen.
Die Blumen kommen an den Spitzen junger Zweige hervor; fle bilden aufgerlchlete, 8- i 3
Zoll lange und verhältnifsmälTig 5— 5 Zoll breite, zufammengefetzte Sträufser ; an dem Haupt-
ftiele detfelben llcl.en die SeitenlUele zu dreyen gegeneinander über, davon jederzeit einer kurzer
ift als die übrigen : Schmale und abfällige Deckblättchen befinden fich fowohl an den BIu-
menftie’lchen, als an denen Seilenfiielen in ungleicher Entfernung vom Hauptftiele.
Die Blumen gleichen einigermalTen denen des Fingerhutes (DigUalis) und verbreiten einen
fanften Geruch. Sie weichen durch ihre Form fo wie auch dadurch , dafs die Blumendecke nur
in zwey liole Theiie gefpalten ift , und nur zwey ächte Staubfäden vorhanden find , von den.
übrigen Mitarten ab. Der länglichtrunde, mit einem über die Blumenröhre vorragenden Griffel
gekrönte Fruchtknoten , wird zu einer dünnen langen Schote Mg. a. Die vielen genügeilen San-
men Mg. b. einfchliefset, deffen Flügel fich in verlängerte und zerfchlitzte Spitzen endigen; Die
Schoten zeitigen bey uns fpät im Herbfte und müffen am Baume gelaffen werden, bis ein Froft,
der fie aber nicht treffen d a r f, zu befürchten ift : Man verwahrt fie an einem luftigen Orte, bis
zum April, wo die Saamen heransgenommen , an eine befchattete Stelle in gerade Furchen dicht
gefäet, und mit feiner Erde flngerlioch bedecket werden. Sie keimen bald und liefern bis zum
Winter oft ülier einen Fufs lange Pflanzen, die bey eintretender Kälte , die erftern zwey Jahre
hindurch, einige Bedeckung erfordern.
Die Blätter ftehen aut langen Stielen zu dreyen gegeneinander über , fle find herzförmig,
glattrandig und von zartem Bau , fie werden daher von den Winden leicht befchädiget ; auch
find fie in der Gröfse lehr verfchieden . und einen Fufs lange und eben fo breite Blätter find
nichts ungewöhnliches.
Die Pracht der Blumen und die Iierrliche Belaubung diefes Baumes machen ihn für Som-
merptlanzungen befonders wichtig. Er begnügt fich mit jedem Grunde, nur im zu naffen will er
nicht fort. Die Verpflanzung im Frühlinge ift ficherer, als die im Herbfte.
Die jungen Triebe haben weite Markröhren und die hervorftehenden Narben der- abgefallenen
Blätter machen den Baum im Winter kennbar. — Die fpäte Erfcheinung feinet Blätter ift
eine Unbequemlichkeit , die er mit dem Knopfbaume , den WallnüfTen und Maulbeerbäumen ge-
mein hat.
T a b u l a 42 , 43 , 44.
D ie wu rz e ln d e Trompetenbliime.
Bignonia radicans. Linn.
The Jcarlet Trumpet-ßower.
Le Jasmin de Firginie.
D iefes Rebengewächs kömmt aus Virginien , wo es an den naheftehenden Bäumen oft bis 50
Fufs hoch emporfteigt, und fich ijiit feinen wurzelförmigen Fäden an die Älte anklammert.