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ihre §5nbe »erbunben ftnb, werben nun abgenommen, unb fowie
bet üDhmn obigen (gib attSgefprodhen hat, taucht er feine ginger
in baS jiebenbe ©ei, gieht fte wieber heraus unb fiüttelt baS Del
ab. Dies ti>ut er breimal, bann gef)t er ¿um »erbünnten, eben#
faHS ftebenben Äuhmift unb t§ut baS Vätnlicije. Der Sinbere folgt
ihm bann. SllSbamt werben i^re^anbe mit bem nämlichen Suche
wieber »erbunben, biefelben »erftegelt unb Veibe bis ¿um folgen#
ben Sage noch gefangen gehalten. 5ftach biefer grift werben nun
ihre §änbe öffentlich aufgebecft, beftd)tigt unb mit einem Suche
bie ginger gerieben, um gu prüfen, ob bie haut ftdf) ablbfet.
¡Derjenige, »on beffen gingern fi<h bie h au t ablöfet,
hat falfd) gefcf)Woren. Die nunmehr hierauf ruijenbe ©träfe
ifl eine fcfjwere ©elbbufte, bie man bem Könige galjlen mufte
unb eine anfef)niict)e @ntfd)dbigung ober ©enugti)uung für ben
©egner.
Die Verwaltung ber ©riminalrechtSpflege gehörte ein#
gig bem Könige, Weiter mit Veiljülfe beS Slbigar’S bie ©efe^e
erflärte unb bie 9iect)t6fäile richtete. Obgleich auch baS ©riminal#
fowie baS ©i»ilgefefc auf bie oben erwähnten Abrichten ©runb#
fä$e begrünbet ift, baf? QSerbrecfjen nach bem 9tange beS Verbre#
d>erS unb nicht nach bem ©rabe ihrer ©trafwürbigleit beurteilt
werben, fo waren bo<h bie meiften herrfier »on ©anbp »erftän#
bige unb gütige Viänner unb bereinigten gewöhnlich ihre Sinter#
effen mit ihren ©efühien, um ihre UrtheilSfprüche milbe unb nach#
ftdfjtig gegen Viebere unb wenigftenS unparteiifci) gegen bie hohen
unb 9teid)en gu machen, unb eS ift nicht befannt geworben, baf
Verbrecher ber nieberen Älaffen mit jener rohen ©raufamfeit be#
hanbelt worben wären, bie Spramten fonft eigen ift, welche gern
Verfonen auS höheren ©tänben »on ihrer wohi»erbienten ©träfe
befreien. Obgleich man gugeben mufi, baf bie allgemeinen ©runb#
fäfce ber cingaleftfchen ©efefe ungerecht ftnb, fo fann man boch
im 21 ({gemeinen mit ©runb »erftchern, baf fte mit ebenfo milber
9 L .
wie ftrenger 2lufmerffamfeit auf baS 9Bol)l eineö VolfeS geübt
würben, baS im ©iauben, als feien biefe ©efefce »on ©ott felbft
»erfaft, fte mit geheimnif»oüer ©Ijrfurcht »erehrte.
Die gewöhnliche Vtunbart ber ©ingalefen hat leine
Slehnlichfeit mit irgenb einer ber Sprachen, bie auf bem geftlanbe
»on Snbien gefprochen werben, aber gwifchen ihren eigenen »er#
fiiebenen Diafecten ift lein wefentlicher Unterfcf)ieb. 3hre Sprache
ift aller SBahrfieinlichfeit nach »on bem Sanffrit abfiammenb,
beftfct allerbingS manche ©igenthümlichfeiten, hat aber im 2lllge#
meinen eine grofe 2lehnli<hieit mit ber malapifchen Sprache,. bie,
ihres SBohllauteS wegen, bie „italienifie Sprache beS Orients"
genannt wirb. Die cingaleftfche Sprache ift reich, Mftig unb
fanft, ihr ©iriftftpl ift poetifch, harmonifi unb elegant.
Die ©ingalefen ftnb. begeifterte Siebhaber ber Voefie unb
«SRufifj.— eS giebt »erfchiebene allegorifche Vallaben unb Sieber,
bie in ber cingafeftfchen Sprache gefchrieben ftnb unb bie erhaben#
fien ©eftnnungen unb ©efüljle auSbrücfen. Sie ftnb ebenfo be#
liebt burdj bie geniale Äraft ihrer Verfaffer, als wohltätig für
baS Voll, inbem fte eine fromme Siebe gum Schöpfer, wie eine
thätige Sötenfchenliebe einguflöfen fuchen. — Slufer biefen ©ebich#
ten giebt eS noch anbere ffSoeften über eine Vtenge ©egenftänbe,
welche »or uralten Seiten in ber ©anffritfpra^e gefchrieben wor#
ben ftnb,, welche bie ©ingalefen „Vublja’S Sprache" nennen, bie
aber nur fehr wenige unter ihren gelehrten Sitinanren »erflehen.
3n biefer Sprache ftnb alle ihre SBerfe über Religion, ©efefc#
gebung unb ^ h # gefchrieben. Äein ©utopäer hat aber bis jefct,
fo »iel ich weif, ©elegenheit gefunben, biefe Vücher gu lefen.
Die ©ingalefett, fowie überhaupt alle §inbu»ölfer f^einen f<hon
lange ben Vteribian ihrer Siteratur unb SBiffenfchaft überfchritten
gu haben, baS jefcige ©ef^lecpt beft^t nicht mehr bie ©efiicflich*
feit in aftronomifchen Vereinungen, wie ehemals, bie feine SUjnen
fo rühmlich auSgeichnete, eS fehlt ihm auch bie Äenntnifl ber