Sie (Singalefen, bie ehemals bem Äönige (Sultan) von
(Sanbp unterti>an waren, finb fowofjl in ihren ©eftchtözügen als
in ihrer ganzen perfonlid^cn (Srfc^einung baS fdjönfie aller
hinbu»ölfer. 3n ii>ret garbe ben ^inbu’S ber 5Pror»inj Skf)ar
gleicpenb, beft^en ii)re ©eftcljt^üge ben Scharfftnn unb bie Seb#
haftigfeit ber granjofen. Sie Scanner finb gewöhnlich fünf gufj
unb fedjS bis jefjn 3»H grofj, bie Sßeiber ungefähr fünf gufj.
Seziere, obgleich nicht weif »on garbe, noch regelmafig fcf)ön,
finb jebocl) auferft gart gebauet unb fei>r reijenb. Sie SRänner,
obgleich nicht feljr ebenmäfjig gebauet, finb aber in fyoljem ®rabe
behenbe, tljätig unb abgehärtet, fie tragen ein Stücf SDiouffelin
um bie Senben gewicfelt unb eine Sacfe non bem nämlichen «Stoffe,
bie an ben hänben gugefnöfft unb um bie Schultern wie ein
§embe in galten gezogen ift; auf bem itopfe hüben fie eine rothe
Tuchmühe mit Seitenfappen, welche bie £>f)ren bebecfen. Sie
tragen einen fcjfönen, furzen Säbel unb an ber rechten Seite ein
langet SOteffer. — Sie Äieibung ber Sßeiber befieht aus einem
langen ifleibe »on weifjem (Salico, feljr gierlid^ mit rothen unb
blauen SSlumen gefticft, über baS fie ein Stücf weifen SJtouffelin
werfen, beffen Sänge unb geinheit im SJerhältniffe mit bem 9iange
ber ^erfon fieht. 2luf bem Äopfe tragen fie ein Stücf farbiger
Seibe, grof genug, um bie haare ganz ju bebecfen, bie fehr nett
aufgerotlt finb, unb ihre £>hren, Sinne, Seine unb ihr §a(6 finb
mit Suwelen gefchmücft.
Sie SDiänner finb ernfhaft unb würbe»oH, bodh höflich unb
elegant in ihrem Senehmen; ihr Serftanb ift fcharf unb burch#
bringenb unb in aUen öffentlichen Slngelegenheiten finb fie »erftän#
big, gefcfficft unb fcfnell im §anbeln. 3n ihrem häuslichen Seben
Zeigen fie SJorftcpt unb SUiäfigfeit unb neben ihrer Serftänbigfeit
haben fie eine lebhafte unb warme ©inbilbungSfraft, bie fie ftnn#
reich, fchlau unb berebt macht. Sßon Temperament ruhig, aber
entfchfoffen, ift eS ebenfo fchwer, ihren 3oxn zu erregen, als, wenn
er einmal gereigt unb hcröorgerufen ift, wieber ¿u befchwichtigen.
Surch baS 5?lima »on Statur träge gemacht, fucpen fie gerabe bie
Slrbeit nicht, arbeiten fie aber einmal, fo finb fie ffätig unb fchnett;
gemäfigt in ihren Seibenfchaften fennen fte bie ©ntjücfungen unb
baS 3artgefüf)l ber Siebe, bie Sympathie unb bie Segeifterung ber
greunbfcf)aft wenig, bafjer finb fie aber auch mäfig in ihren Sßün*
fc^en, gleichmäfig geftnnt, beleihen unb fanftmüthig. ©igen*
nüfig in ben SDtotioen ihrer h^nblungen werben fie öfters burch
©eig angetrieben, ein gegebenes 93erfprccf)en nicpt 3U erfüllen, aber
mit ber tieffien ©hrfurcpt »on einer Steligion erfüllt, welche bie
erhabenfien ©eftnnungen einflöft unb bie bei ben hüibu’S u5er,
haupt mit bem ganzen Spjieme ihrer ©efefce unb ©i»il»erorbnun*
gen »erwebt iji, bleiben fie unoeränberlich in ber Slnbetung ihreS
©otteS, ihrem Saterlanbe treu ergeben unb wohltätig gegen
ihre Stebenmenfchen.
Sie Sßeiber ber ©ingalefen unterfcheiben (ich wefentlich »on
allen anberen aftatifcpen Sßeibetn. — Slnfiatt ber trägen ©efühf*
lofigfeit, abgefchmacften 3 urücfge3ogenheit unb mürrifcpen Strenge,
bie biefeS ©efcljiecht in ganz Slfien in feber ffleriobe feiner @e#
fehlte ausgezeichnet hat, befifcen bie cingaleftfchen Sßeiber »iel
»on ber wohlthuenben ©mpfinbfamfeit, reigenben Sdhamhaftigfeit
unb lieblichen Ungezwungenheit, Welche bie ci»ilifirten Sßeiber
©uropa’S fo »ortheilhaft auSzeichnen. Sie grauen ber ©ingalefen
finb nicht fowolff bie Scfaoinnen unb ©attinnen ber SDtänner, als
»ietmehr ihre greunbinnen unb ©efettfchafterinnen, bemt obgleich
baS ©efefc biefen erlaubt, ihre Sßeiber unb Töchter in tprannifcher
Unterwürfigfeit ju hultm, fo geftattet ihnen boch ihre gefeüige,
friebliche ©emüthsfümmung nicht, biefe SÄacht mit Strenge aus«
Zuüben unb, ba Siefweiberei bei ihnen unbefannt unb bie @he*
ffheibung erlaubt ift, fo beffhen bie SDiänner nichts »on ber eifer*
füüjtigen ©emüthSart, bie ben unmännlichen SeSpotiSmuS her#
»orgebracpt hut, ber »on ben geftttetften Nationen SlftenS über
ajctn SRiietn, lOfimiteh. n. g