W a rn u n g i) fand dieselben Organismen längs der dänischen Küste-
dort bedecken sie oft massenhaft faulende Pflanzen (Zosteron) und färben
das Wasser auf tveite Strecken roth. Die rothen Massen bestanden
zum llieil aus den von Cohn beschriebenen Arten, -tvelche Warmin o-
auch nach Cohn anführt, allerdings mit Zweifel über deren Selbstständigkeit;
er hat auch viele neue Formen darunter aufgedeckt
Eine grosse Zahl von diesen vereinigt Warming in eine einzige Art
- B a c te r u in i s u l f u r a tu m . Die Mannigfaltigkeit der Formen
welche zu dieser Art gehören, soll wirklich sehr gross sein, wie aus
der lig . 6, Taf. VIII ersichtlich; runde Formen, mit allen möglichen
ü e b e p n g e n von den winzigsten bis zu ziemlich stattlichen, ovale
stäbchenförmige, spiralige n. s. w., alle mit bedeutenden Variationen
m Gestalt und Grösse. Die Gründe fü r diese Vereinigung sind
wieder die rothe Färbung, die Schwefelkörnchen, die Existenz von
Uebergangsformen zusammen mit dem oft geselligen Vorkommen aller
Formen. Die Entwickelung soll hier von den kleineren Formen zu
den gTÖsseren fortsclireiten und nicht umgekehrt. Um n un wissenschaftlich
nacbzuweisen, meint Warming, dass ein solcher Uebergang
der einzelnen Formen in einander wirklich geschieht, wäre es nöthig
ein Exemplar zu isoliren und seinen Entwickelungsgang zu verfofeen-
ein solcher Versuch biete hier aber enorme Schwierigkeiten. Es sei
daher geboten vorläufig andere Methoden zu gebrauchen, um den
oben angedeuteten Entwickelungsgang wahrscheinlich zu machen
Diese findet man in dem Beobachten der Reihenfolge des Auftretens
verschiedener Formen nach einander an natürlichen Standorten
B a c te r iu m s u l f u r a tu m ist nach Warming nicht nu r selbst eine
pleomorplie Art, sondern es müssen auch die an demselben beobachteten
Verhaltmsse wesentlich unsere Vorstellungen über den Specieswerth
der Bacterienformen überhaupt beeinflussen; und deshalb verdient es
das grosste Interesse. „Les bactéries sont douées en réalité d ’une
plasticité illimitée, et je crois, q u ’il faudra renoncer au système de
i . Ooim et de quelques autres savants, qui caractérisent les e-enres
et les espèces d ’après leur forme. Peut-être aboutirons-nous à un
seul genre, dont les espèces sont physiologiquement définies, mais
qui se présentent sous les mêmes phases, sauf quelques différences
de taille etc.“ (p. 10).
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h c. p. 9 d. franz. Kés.
Die Ansichten von Ray Lankester und Warming fanden Bestätigung
und Erweiterung in dem bekannten Werke von Z o p f —
„Zur Morphologie der Spaltpflanzen“ (Leipzig 1882). Alle von Cohn
beschriebenen rothen Schwefelbacterien zusammen mit den Formen
des vielgestaltigen B a c te r ium s u l f u r a t u m von Warming und des
B a c te r iu m r u b e s c e n s von Ray Lankester fasst Zopf als Wnchs-
formen einer Species auf, welche B e g g ia to a r o s e o - p e r s i c in a
benannt wird. Einige farblose schw'efelführende Bacterien werden
in den Entwicklungskreis der farblosen Beggiatoa gestellt, welche
Zopf B e g g ia to a a lb a nennt, und worunter er mehrere bisher
beschriebene Beggiatoen-Arten versteht. Gleichzeitig hat Zopf noch
zwei Fadenbacterien C la d o t l i r ix d ic h o tom a und C r e n o th r ix
K ü lin ia n a ausführlich untersucht, welche nicht zu den Schwefelbacterien
gehören, und hat vollkommene Uehereinstimmung mit
seinen beiden Beggiatoa-Species gefunden. Diese vier am höchsten
entwickelten Spaltpilzformen durchlaufen nach Zopf folgende Entwickelungsstadien,
-svelche früher nach dem Cohn’schen System für
ebenso viele selbständige Gattungen gehalten wurden: Ooccenfo
rmen , Kurzstäbchen- (Bacterium-) und Längstäbchen- (Bacillus-)
Formen, Eadenform (Leptothrix), dann verschiedenartig gekrümmte
und Schrauhenformen (Vibrio, Spirillum, Spirocliaete). Ausserdem
bilden dieselben sämmtlich Zoogloeen, verschieden sowohl nach der
Gestalt der einzelnen Einschlüsse, als nach deren Gruppirungsweise.
„Der progressive Entwickelungsgang fü h rt, von der Micrococcenform
ausgehend, zur Kurzstäbchen- (Bacterium-) Form und Langstäbchen-
(Bacillus-) Form. Bleiben letztere im Verbände, so entsteht die einfache
Fadenform (Leptothrix).“ „Beim regressiven Entwickelungsgang
werden die freien oder zu Fäden verbundenen Langstäbchen zu Kurzstäbchen
und diese zu Micrococcen“. „Die Einschlüsse der Zoogloeen
machen den eben characterisirten pro- und regressiven Entwickelungsgang
durch“ !). j)jg beobachteten Entwickelungsstadien treten nicht in
fester Reihenfolge nach einander, sondern scheinbar regellos auf; in
Wirklichkeit aber hängt das A uftreten der einen oder der anderen Wuchsform
mit den Ernährungshedingungen zusammen. Sie erscheinen also
als Reactionen auf äussere Einwirkungen, sie sind Anpassungsformen. ■—
Diese seine Meinung über die Entwickelungsvorgänge hei den oben
erwähnten Arten hat Zopf später auf sämmtliche Bacterien ausgedehnt
und in seinem bekannten Spaltpilzbuche^) ganz consequent durchgeführt.
■) 1. C. S. 41.
-) Die Spaltpilze. Breslau 1883.