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ein reines Beggiatoa-freies Flöckchen in Cultur genommen, so kann
man, yon dieser minimalen Menge ausgehend, die Zahl der Obiect-
ti.igerculturen beliebig vermehren, indem man nach einigen Tagen
eintach das mit Tlnothrixräscl.en bewachsene Deckglas abhebt L
d^aniit einen anderen Tropfen bedeckt, auf den alten aber ein neues
Deckglas legt Die bekannten Räscheii, ja sogar einzelne bekannte
xemplaie findet man dann in der neu eingerichteten Cultur wieder selbst
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dei Futwickelungsvorgänge sich ein Urtheil bilden will
Was die Ernäbrungsbedingungen dieses Organismus betrifft, so ist
mchts specie leres darüber zu sagen. E r ist als eine exquisite Schwefel-
bactene zu bezeicliiieii. Sowohl die Aufspeicherung, als die Auflösung
ftsf besonders rasch vor sich. Wäscht man
fast schwefellose Fäden mit schwach H^S-haltiger Flüssigkeit, so
treten die Körnchen sofort unter den Augen des Beobachters auf;
ach 10 ainiuten langem Auswaschen sind die Fäden schon mit
Schwefel uberfullt. Nach meinen Beobachtungen wachsen sie nur
dann gut, wenn sie durch reichliche Zufuhr von H^S in verdünnter
Losung in einem mit Schwefel vollgestopften Zustande erhalten werden
Solche Faden sind vollkommen schwarz, man sieht an ihnen gar
nichts mehr, als eine dicht gedrängte Masse von Köniohen, weder
Plasma noch Membran sind wahrzunehmen. Diese ganze Masse von
Scime el kann nianchmal schon nach 24 Stunden aufgelöst sein.
Nach längere, H^S-Entziehung verfallen die Fäden bald in einen
kiankhaften Zustand, wovon weiter die Eede sein wird.
Ueber die Cultur dieser Organismen unter dem Deckglase will
ic i noch bemerken, dass sie gegen einen höheren H^S - Gehalt viel
i lT c U ¡ " 7 7 7 ’ diese letzteren die tieferen
Sei ichten derF ussigkeit verlassen und zu dem Rande kriechen können
wahrend jene durch Sauerstoffentziehung zu Grunde gehen. Ein tag-’
f 7 ' 1 7 f?es Auswaschen mit kaum nach H^S riechender
Flüssigkeit wirkt am günstigsten.
Ich gehe jetzt zu der Entwickelungsgeschichte über, wie ich sie
m mikroskopischen Culturen beobachtet habe. Ein Stäbchen, welches
sich eben am Glase festgesetzt hat, oder ein ju n g e r Faden zeigt in
seinem Inhalte keine Verschiedenheit von den älteren d. h. langen
Faden, er ist ebenso reich an Schwefel wie diese. (Taf. I, Fig. 7)
Mit einem Ende sitzt das Stäbchen senkrecht oder scliiof auf dem
Glase, mit dem anderen ragt es frei in die Flüssigkeit hinein. An
der Anheftungsstelie bemerkt man (besonders gut wenn dieselbe dem
Beobachter zugekehrt ist, der F’aden also auf dem Deckglase sitzt)
bald eine Sehleimansammlung, welche zuerst kaum merklich ist, später
aber zu einem runden scharf contourirton hyalinen Polsterchon wird,
in dem das festsitzende Ende steckt. (Fhg. 7, 8, 13). Bei
ausgewachsenen F4ideii übertrifft der Durchmesser dieses Polsterchens
etwa zweimal den Querschnitt des l^adens; bei sehr langen F’äden
siebt es unregelmässig lappig, wie zerflossen aus.
Bei der Streckung des Stäbchens zu einem jungen Faden tritt
gewöhnlich eine scharfe Krümmung ein, bis sein freies Ende ungefähr
unter einem rechten Winkel zu dem festsitzenden gerichtet
ist. Manchmal werden mehrere unregelmässige Krümmungen nach
verschiedenen Seiten oder auch eine kurze weite Spirale gebildet,
bis eine bestimmte Wachstliumsrichtung eingeschlagen wird.
Die Waclisthumsgeschwindigkeit ist ungefähr der der Beggiatoen
gleich: selten erreicht ein Faden in 24 Stunden seine doppelte Länge.
Ohne Anwendung von Eoagentien ist keine Spur von Gliederung
sichtbar. Entfernt man aber den Schwefel mit absolutem Alkohol
und färbt dann mit Fuchsin, so treten die Scheidewände sehr deutlich
hervor. Zahlreiche Messungen der Zellenlängen, welche ich gemacht
habe, gesta-ttoten mir keinen bestimmten Schluss über die Vertheilung
des Wachstluiins in den F'äden zu ziehen. An einer 1,4 bis 1,7 g,
dicken Art habe ich die Zellen an der Spitze 8 bis 15 g lang
gefunden, weiter gegen die Basis meistens 4,2 bis 8,5 fi; es waren
aber dazwischen hie und da, nicht paarweise, sondern vereinzelt, viel
kürzere Zellen eingeschaltet. Besonders lange Fäden derselben Art
bestehen an ilirer Basis aus aufgedunsen ausselienden bis 2,5 g,
dicken, n u r 1,7 g hohen Zellen. Im Allgemeinen kann man sagen,
dass die Endzeilen gewöhnlich länger, als die basalen sind. Was die
Dicke der Kiden betrifft, so ist sie an der Basis meistens etwas
grösser als gegen die Spitze, wo die Fäden sich allmählich verjüngen,
etwa wie folgt: an der Basis 2,0 g , iu der Mitte 1,7 g , an der
Spitze nur 1,4 bis 1,5 g,. Einige Verschiedenheiten in der Structur
des basalen und des apicalen Tlieiles sind also wirklich vorhanden,
wie das schon Zopf fü r seine „festsitzenden Fäden“ bemerkt hat:
der apicale Theil besteht aus schlankeren Ze llen , der basale aus
kürzeren und dickeren. Dazu kommt noch die characteristische
Sclileimabsonderung an der Basis.
■Wi n o i f r a d s k y , Bacterien I. o