
Die Clathroeystisformen.
Ich gelie zu den Organismen ü be r, welche unter dem Namen
C la th ro c y s tis r o s e o - p e r s i c in a Cohn (Syn. C o h n ia r o s e o - p e r s
i c in a Winter, L am p ro c y s tis r o s e o - p e r s i c in a Schröter) bekannt
sind. Coliiii) liat diese Organismen ausfüliiiicli imtersnclit und
gefunden, dass deren Enhvickelungsgcsoiiichte mit der einer A'on
Honfrey untersucliten spangrüiien Art C la th r o c y s t i s a e r u g in o s a
iibereinstinunt. Bei der UntersLicliuiig seiner Culturen in Gefässen mit
yeiwesendeii Pflanzenthoileii tand Cohn einerseits gestaltlose Aggregate
rother, durcli eine deutliche gemeinscliaftliclie Gallortliülle verbundener
Zellen, andererseits freiscliAvinuneiide blasenartige Halbkugeln,
in denen älmliche Zellen in einschichtiger Lage die Peripherie
bedeckten; häufig waren diese Kugeln nicht geschlossen, sondern
stellten unregolmässig zerrissene Säcke d a r, an denen äusserlich
Kugeln, Halbkugeln, Calotten angmvaclisen ivaren. Colm nimmt an,
dass diese Kugeln durcli fortgesetzte radiale ZAveitheilung der Zellen
aus den gestaltlosen Gruppen sich bilden. Durcli Furchung solcher
Kugeln entstehen an denselben secuiidäre Tlieilfamilien, Avelche von
jenen sicli abtrenneii, ein unregelmässiges Loch zurücklassend. Auch
können diese Löcher durcli Auseinaiiderweichen einzelner Zellenreilieii
sich b ild en , so dass eine grosse Kugel gitterförmig durchbrochen
wird und schliesslich in unregelmässige Petzen zerreisst.
Diesen, von Cohn aus dem Vergleiclie verscliiedener gesellig
vorkommeiider Zoogloeaformen construirten Entwickelungsgang, fand
icli im Wesentliclieii bestätigt für eine der zahlreichen Zoogloeaformen,
welche unten als L am p r o c y s tis r o s e o - p e r s i c in a beschrieben ist.
Allein diese Form Avird durch den angeführten Entwickelungsgang
niclit scliarf genug von anderen abgegrenzt; es giebt verschiedene
rothe Zoogloeaformen, welche ebenfalls bald in soliden, bald in sackartigen
Familien auftreten, andererseits auch solche, die ausschliesslich ZU com-
pacten Massen vereinigt wachsen. Wenn man diese Formen zusammen
vor sich lia t, so AAurd man sehr versuclit, alle in e in e n Entwickelungskreis
einzuzielien. Sie sind in der That auf den ersten Blick ausserordentlich
älmlich. Alle besitzen in verschiedenen Nüancen roth
gefärbte, mit Scliwefelkörnchen versehene Zellchen, deren Dimensionen
bei den verschiedenen Formen n u r geringe Unterscliiede darbieten.
Bis jetzt liat man auch thatsächlich, wie es sclieint, m e h r e r e rothe
’) Beitrag z. Biol. d. Pfl. Bd. I, H. 3, 1875.
Zoogloeaformen unter dem Namen C la th r o c y s t is r o s e o - p e r s i c in a
verstanden. Von den Cohn’schen Zeichnungen (1. c. Taf. VI, Fig. 1— 10),
Avelche verscliiedene Stadien von Clathrocystis darstellen sollen, gehören
Fig. 4 und 5 nicht zu dieser A rt, sondern zu einem Aveiter als
A m o e b o b a c te r bezeichneten Organismus.
Characteristische Merkmale lassen sich nu r aus der continuir-
liclien Beobachtung der Entwickelung A«on E inzelexemplaren entnelimen.
Trotz consequeiiter Durchführung dieser Anforderung und zu wiederholten
Malen ausgoführten lange dauernden Culturversuchen, ist es
mir doch nicht gelungen das Chaos von gesellig vorkommenden
Clathrocystis-ähnliclien Organismen vollständig zu entAvirren. Es Avar
eine zu ermüdende und zeitraubende Aufgabe. Ich habe micli deshalb
entschlossen, aus mehreren mir bekannten, aber zum Theil unvollständig
untersuchten Formen hier n u r drei herauszugreifen und
ausführlich zu behandeln. Die erste von ilinen ist der Organismus,
der meistens die bekannten, mehrere Male abgebildeten, einem
groben Netz oder Gitter ähnlichen Zoogloeen bildet; er kann den
Namen L am p r o c y s ti s r o s e o - p e r s i c in a Schröter behalten. Die
zweite sei A m o e b o b a c te r benannt, die dritte T h io p o ly c o c c u s .
Lamprocystis roseo-persicina.
Fig. 9, Taf. I I stellt einige kleine Gruppen von etwa 25 Coccen
dar, Avelche am 15. December 1887 eingestellt worden sind. Sie sind
regellos gruppirt und haben schon Gallerthüllen ausgeschieden, Avelclie
zu einer gemeinsamen, die Coccengruppen einschliessenden Gallerte
verschmolzen sind. Die Beobachtung zeigte, dass d ie T lie ilu n g d e r
C o c c e n n a c h d r e i E ic h t u n g e n d e s E a um e s , ähnlich wie hei
Thioeystis, stattfindet. Es kam aber selten zur Bildung so regelmässiger
Tetraden, wie bei diesem. Kg. 12 zeigt ein anderes am 21. December
fixirt.es Anfangsstadiiim, wo eine tetraedrisclie Anordnung deutlich
Avar, und die ganze kleine Zoogloea einer Thioeystis ausserordentlich
älmlich sah. Doch war diese Aehnlichkeit eine ganz vorüborgoliende.
Das weitere Wachsthum dieser Zoogloea vom 21. December bis
15. Jan u a r zeigen die Fig. 13— 15. Später habe ich sie verloren.
Dagegen gelang es mir, die Entwickelung der Zoogloea der Fig. 9
bis zum Ende zu verfolgen.
Das Wachsthum dieser Zoogloea ging ungefähr bis zum 1. Januar
sehr langsam fort; von da an ist infolge von Veränderung der
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