
dann gut einreilien, und die Constanz des boobaeiiteton Entivicke-
Jungsganges für eine bestimmte Form lässt sicli leicht überall an
Hunderten von Exemplaren constatiren. Sieht man iveiter diese
Formen neben einander, unter vollkommen gleichen Bedingungen,
immer den gleichen Entwickelimgskrcis durclmiachen, so kann kein
Zweifel mehr über ihre Selbständigkeit bestellen.
Auf diese Weise ist es mir gelungen eine Anzahl von Formen
nach ihrem Entwickelungsgang zu characterisiren; als Arten einer
Gattung fasste ieli solclie Organismen zusammen, ivelclio den gleiclien
Entwickeluiigsgaiig zeigen und sicli von einander n u r durcli imter-
geordiieto Merkmale, ivie Grosse und zum Tlieil Form der Zellen,
1111 teischci den.
Meine Uiitersiichiingou erstreckten sieh, wie schon bemerkt, mir
auf Formen, welche in dem mir zu Gebote stehenden Material
am häufigsten vorkamen, wobei ich besonders auf den Entwickelimgs-
gang, also auf die Characterisirung von Gattungon achtete und mich
Avemger auf die Aufstellung von Arten einliess. Es hat sich trotzdem
gezeigt, dass die Organismen, Avelche Eay Lankester als B a c te r iu m
r u b e s c e n s , Zopf als B e g g ia to a r o s e o - p e r s i c in a zusammenfassen,
in mehrere Gattungen und Arten eingetheilt Averden müssen.
Die grösste VerAAmndtschaft zeigen diese Organismen, namentlich
die Zoogloeaformen, mit den Chroococcaceen. Es giebt Fomien,
die in die Gattungen Chroococciis, Merismopedia, Aphanothece, Clathrocystis,
Polycoccus, Coelosphaerium, Polycystis sich einreihen
Hessen. Da aber einereeits die rothen Schwefelbacterien sich von
diesen durch ihr rothes Pigment und ihre Scliwefelkörnchen scharf
unterscheiden, andererseits die Entwickekingsgeschichte der erwähnten
Chroococcaceen mir sehr unvollständig untersucht is t, so musste ich
von dieser Einreihung in die entsprechenden Chroococcaceengattungen
einstAveileu Abstand nehmen.
Thioeystis nov. gen.
Dieser Organismus bildet kleine Familien, die aus dicht zu-
sanmiengedrängten Coccen bestehen und in gemeinsamer Gallerte
eingebettet sind. (Taf. II, Fig. 1— 6.)
E r ist bis jetzt unter der grossen Menge von ähnlichen, anscheinend
in einander übergehenden Zoogloeaformen als eine selbstständige
Gattung niclit unterscMeden worden. Weder bei Eay Lankester
(1. C.) noch bei Warming (1, c.) findet sich eine Besclireibiing oder
Abbildung, Avelclie auf denselben sich bezielion könnte. Zopf (1. c.)
giebt Taf. V, Fig. 12 eine ausgezeiclmeto Abbildung davon, erwälmt
ihn aber im Text n ich t, da er denselben n u r für eine der mannigfaltigen
Zoogloeaformen von B e g g ia to a r o s e o - p e r s i c in a hält. Auch
unter den bis jetzt bekannten Chroococcaceen findet sich keine Gattung,
der diese neue unmittelbar angereiht werden könnte. Am nächsten
steht dieselbe den Chroococcaceengattungen P o ly c y s t i s und M ik ro -
c y s t is von Eabenhorst. L
Tliiocystis ist keinesAvegs ein seltener Organismus. An reichen
Fundorten der rothen Bacterien, unter rotlien Zoogloeamassen der sogenannten
C la th r o c y s t i s r o s e o - p e r s i c in a fehlt er selten. In dem mir
von Dr. Büsgen aus Jen a dreimal zugesandten Material, auch in dem
Kopenliagener Material habe icli iim jedesmal gefunden. E r entAvickelte
sicli sehr reichlioli in meinen Massenculturen. Zu verscliiedenen
Zeiten und in sehr verschiedenen Nälirlösiingen liabe ich ihn in
mikroskopischen Culturen gezüchtet. Es gelang mir ohne Mühe eine
und dieselbe Zoogloea oder Gruppe von solchen dauernd einzustellen
und Monate lang jeden Tag ihren Zustand zu controliren, Avobei icli
noch Ernährungsversuche an denselben machte. So am längsten vom
10. März bis 5. April 1887 und vom 7. December bis zum 1. März
1888. Alle EntAvickeliingsvorgänge habe ich Aviederholt an einer
Tliiocystis - Zoogloea un te r verschiedenen AVachsthiimsbodingungen
zAvischen und neben anderen, unten zu besclireibeiiden, Zoogloeaformen
beobachtet, so dass die Selbständigkeit dieses Organismus für
micli ausser Ziveifel ist.
Das am meisten typische Aussehen hat eine Thiocystis-Zoogioea,
Avenn sie nocli klein ist, nu r aus Avenigen bis 10—20 Familien
besteht (Taf I I , Fig. 1—3); die Gallerte, worin die Familien in
ziemlich grossen Abständen eingelagert sind, ist dann nocli fest,
anscheinend knorpelig und bildet eine dicke Hülle um den Familien-
complex. Die Gestalt einer solchen Zoogloea, Avenn sie frei Hegt, ist
fast regelmässig kugelig. Die Gallerte ist vollkommen striictiirlos, nur
Avenig stärker liclitbreohend als Wasser, die äiisserste Schicht ist nicht
als eine distincte Haut differenzirt, aber auch nicht zerfliessend. In
dem geschilderten Zustande sind die Zoogloeen sehr characteristisch
und auf den ersten Blick als Tliiocystis zu bestimmen, Avas von den
späteren, unten zu beschreibenden Stadien, niclit gesagt Averden kann.
fl) Flora europ. Algarum Sect. II.