durch fortgesetzte Streckung eine b e s t im m te L ä n g e erreicht hat.
Die beiden Hälften bleiben meistens mir so lange verbunden, als sie
unbeweglich sind, seltener, bis sie sicli wieder zu ilirer doppelten
Länge gestreckt liaben. Ketten von vier Zellen sind aber schon eine
sehr seltene Erscheinung. Es kommt nie zur Bildung von Eamilien
oder Zoogloeen. Die dicliten Gruppen von ruhenden Chromatien,
weiclie man liäufig in Culturen findet, sind keine Zoogloeen, da eine
gemeinsame Gallertliülle nicht zu sehen ist; fü r deren Abwesenheit
spriclit auch die Thatsache, dass vielfach einzelne Individuen sowohl
in der Mitte, wie in der Peripherie der Anhäufung ungehindert und
schnell wieder zu schwärmen beginnen. Als Eesultat mehrere Male
wiedeiiiolter langwieriger Untersuchungen stelle ich also fest, dass die
Chromatiumarten mit den anderen rothen Schwefelbacterien in keinerlei
genetischem Zusammenhänge stehen. Unter diesen Bacterien bilden
die Chromatien vielmelir eine gesonderte, mehr den Flagellaten sich
nähernde Gruppe von Organismen; während die übrigen den Chroo-
coccaceeii sehr nahe verwandt sind.
Viel sciiwieriger gelang es mir in der Frage, ob die zahlreichen,
fast n u r nach ihrer Grösse von einander verschiedenen Chromatium-
formen constante Arten sind, ins Klare zu kommen. Abgesehen von
älteren Autoren untersclieidet n u r Cohn mehrere Species, während
andere n u r eine einzige, C h rom a tium (Monas) O k e n ii, annehmen.
Meine Figuren 1—8, Taf. IV können keine Vorstellung von der
Mannigfaltigkeit der Chromatiumgestalten geben, da ich n u r die Formen,
welche ich häufig getroffen und längere Zeit cultivirt habe, abbilde.
Vergleicht man auch dazu noch die Abbildungen von Cohn, Warming
und Zopf, so wird doch die Fülle von mannigfaltigen Chromatium-
formeii noch lange nicht erscliöpft.
Will man sich von der Constanz bezw. Inconstanz dieser Formen
durch Cultur überzeugen, so treten dem grosse Schwierigkeiten entgegen,
denn eine Isolirung gelingt nicht. Auch das von mir bei
dieser Untersuchung stets mit Erfolg benutzte Verfaliren der Fixirung
und dauernden Beobachtung von einzelnen Exemplaren findet liier
n u r eine sehr beschränkte Anwendung, da die Cliromatien gewölinlich
nicht lange au Ort und Stelle ruhig liegen bleiben. Man kann hier
also nicht, von wenigen Individuen ausgehend, die W achsthumsvorgänge
durch mehrere successive Generationen hindurch verfolgen, sondern
man ist auf mehr fragmentarische Beobachtungen angewiesen. Ich
suchte mir nun dadurch zu helfen, dass ich die Zahl derselben sehr
anliäiifte. Es gelang mir in seltenen Fällen, einige Exemplare bis zu
5 Tagen in Beobachtung zu belialten, meistens aber nicht länger als
24 Stunden. Während 24 Stunden erfolgt gewöhnlich eine Tlieilung,
manchmal schicken sich auch die Zellen schon zu einer zweiten an.
Stellte ich jedesmal eine grosse Zahl von Exemplaren ein, so blieb
ein Tlieil davon noch 24 Stunden luiverrückt liegen, und ich konnte
die stattgefundenen Theilungen leicht erkennen. Ich versuchte dann,
einige der entstandenen Tocliterzellen weitere 24 Stunden zu* beobachten,
was manchmal auch gelang. Jedesmal mass und skizzirte
ich die Zellen am Anfang und Ende der Beobachtung. Aus dem
sorgfältigen Vergleiche einer grossen Anzahl solcher Skizzen und
Messungen, die überdies noch an verschiedenem Material und zu
versohiedeiien Zeiten ausgefülirt wurden, hat sich das constante Vorkommen
einer Reihe von Formen ergeben, Avelche sich u n t e r B e ib
e h a ltu n g i l ir e r re sp . D im e n s io n e n fo r tp f l a n z e n , da die Theilungen
n u r dann eintreten, wenn die Zellen eine für jede Form
bestimmte Grösse erreicht haben. — F ü r den Leser, Avelcher an die
Plasticität der Bacterienformen glaubt, muss ich nocli betonen, dass
es sich hei den beobachteten Formuiiterschieden nicht um unmittelbare
SubstrateinAvirkungen handeln kann, da die verschiedenen Formen
bei vollkommen gleichen Bedingungen, in einer und derselben mikroskopischen
Cultur nebeneinander die ihnen eigentliümliclien Merkmale
behalten. Ob sie durch geeignete Cultur in einander umgezüchtet
werden können, weiss ich nicht. Es Hegen aber weder mir, noch
anderen Forschern solche Beobachtungen vor. Ich muss also bis auf
Weiteres die in der Cultur, mehr oder Aveniger lange Zeit, sich coii-
stant verhaltenden Formen als A r te n auffassen. Natürlich iiönnen
auch hier, wie bei den Beggiatoen, n u r die schärferen Merkmale zur
Species-Charakteristik benutzt Averden; solche, Avie etAva ganz unbedeutende
Grössenunterschiede können unmöglich berücksiciitigt Averden.
In geeigneten Bedingungen lagern die Chromatien rasch und
reichlich Schwefel in ihren Zellen ab. Bei sehr schwefelreicheii Exemplaren
fliessen die SchAvefeleinschlüsse zu grossen Tropfen zusammen.
Selir charakteristisch für die Chromatien ist die Lage der ScliAvefel-
körner: sie Averden mit Vorliebe in der Mitte des Zelleiilumens abgelagert,
während die peripherischen Plasiiiaschichten meist körnerfrei Q
sind. N u r Aveiin die Zellen mit ScliAvefel überfüllt sind, findet man
auch hier Körner.
fl) Diese Lagerung der Körner tritt auch auf den Zeichnungen von Zopf
und Warming sehr schön hervor.
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