Wie man sieht, ist Engelmann in dieser Trage zu einem ganz
bestimmten Eesultate gekommen, welches mit den meinigen im Einklänge
steht. Wie oben schon dargethan, sind die rothen Bacterien
n u r dann im Stande zu wachsen nnd Schwefel zu oxydiren, Avenn
sie die grünen Bacterien als Bezugsquelle für Sauerstoff haben; Avären
sie befähigt selbst Sauerstoff im Lichte auszuscheiden, so müssten
sie sich A"ollkommon unabhängig a’-q u irgend einer Sauerstoffzufuhr
A'on Aussen zeigen. Die Frage durch directe Versuche zu entscheiden
sah ich absolut keine s ic h e r e Methode; da es unmöglich ist von grünen
Organismen freies Material in ausreichender Menge sich heranzuzüchten;
auch die kleinsten Mengen, Avelche man in eine mikroskopische Cultur
einfülirt, sind nie frei A’on diesen winzigen grünen Bacterien.
Die neuesten Angaben A-on Engelmann stehen n un zu diesen
älteren im schroffsten Gegensätze. „Was mir trülier“, erklärt Engol-
mann, „mit ungenügendem Mateiial nicht gelang, glückte jetzt: der
NacliAveis, d a s s d ie P u r p u r b a c t e r i e n im L ic h t S a u e r s to f f
a u s s c h e id e n “. „ B a c t e r io p u r p u r in i s t a ls o e in e c h te s C h rom o -
p liy ll“. Ohne diese neuen Eesultate bestimmt in Abrede zu stellen
(da ich meinerseits keine directen Versuche über die Frage gemacht
habe), glaube ich mit Sicherheit behaupten zu können, dass die zu
Gunsten oder Ungunsten der Sauerstoffausscheidung bei diesen Organismen
sprechenden Erscheinungen sehr wenig deutlich sein mussten,
Avenn Engelmann n a c h e in e r u n d d e r s e lb e n M e th o d e mit denselben
Organismen zu verschiedenen Zeiten direct entgegengesetzte
Eesultate erhalten konnte. Jedenfalls genügen diese Angaben nicht,
um die auffallende und unerAvartete Behauptung, dass ein optisch und
auch chemisch von allen Chromophyllen so abweichender Farbstoff
assimilatorisch Avirke, sicher zu stellen. Die günstige Wirkung des
Lichtes auf die Entwickelung der rothen Bacterien, welche Engelmann
betont, kann in meinen obigen Auseinandersetzungen ihre Erklärung
finden. Ich sehe also bis auf Weiteres keinen Grund, meine oben
angefülirten Auffassungen über die Lebensweise und Ernährung der
rothen ScliAvefelbacterien in irgend welcher Weise zu ändern.
Zur Morphologie,
Ich AA«ende mich jetzt zu der MorjDhologie der rothen SchAvefel-
bacterien. Der Beschreibung der einzelnen Eormen möchte ich an
dieser Stelle noch einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken.
Eine Eeihe A-on hierher gehörigen Formen hielt Eay Lankester
für Entwickelungsstadien von B a c te r iu m ru b .e s c e n s , Zopf für
Wuchsformen von B e g g ia to a r o s e o -p e r s ic in a . Den genetischen
Zusammenhang dieser Formen, Avelcher von Eay Lankester vermuthet
worden ist, glaubt Zopf durch directe Beobachtungen als Thatsache
sicher gestellt zu haben. Seine B e g g ia to a r o s e o - p e r s i c in a , welche
auch in fädiger Form (Loptothiixforni) wie B e g g ia to a a lb a auftreten
und dieselben Entwickelimgszustände, wie sie von ihm dieser zugeschrieben
Averden, zeigen soll, soll dazu noch eine ganz ausserordentliche
Mannigfaltigkeit in der Zoogloeenbildung besitzen. Die ganze
Eeihe der von Cohn und Warming beschriebenen M o n a s -, E h a b d o -
m o n a s - , O p h id om o n a s a r te n sollen Coccen, Stäbchen, Spiralformen
dieser Art sein; die C la th r o c y s t i s r o s e o - p e r s i c in a Cohn ist
eine ihrer vielen Zoogloeaformen. Eine Eeihe anderer Zoogloeen,
Avelche Zopf auf seiner Taf. V abbildet, sind, so viel ich Aveiss,
bis jetzt als selbständige Arten nicht oder Arngenügend unterschieden
worden. Bezüglich Aveiteror Einzelheiten der Zopf’schen
Darstellung, muss ich auf sein bekanntes Werk venveisen. Nur
e in e kritische Bemerkung will ich an dieser Stelle mir erlauben:
von mikroskopischen Culturversuchen führt Zopf n u r einige a n , in
denen Gruppen von Coccen nach 3, resp. 8 tägiger Cultur grösser
gOAvorden sind resp. sich zu Stäbchen gestreckt haben. Das musste
selbstverständlich geschehen, wenn die Coccen überhaupt Avuchsen, denn
man kann sich scliAverlich einen Coccus vorstellen, der vor der ZAvei-
theilung nicht zu seiner doppelten Grösse anwächst oder zu einem
Stäbchen sich streckt. Zopf aber erblickt darin eine UniAvandlung
e in e r Wuchsform in eine andere u n d m ein t Aveiter: „strecken sich
solche kurze Stabforinen mehr und mehr, so erhält man längere
Stäbe oder, Avenn man a v ü I , kurze Fäden. Von diesen zu den längeren
Fäden der Beggiatoa ist offenbar n u r ein Schritt“. (S. 33.) Weitere
directe Beobachtungen über die Umwandlungen dieser Unzahl A'on
Wuchsformen in einander Averden nicht angegeben; der ganze com-
plicirte Entwickelungsgang scheint somit n u r aus dem Vergleiche
verschiedener, gesellig vorkommender Eormen, combinirt zu sein.
In der That fülirt die directe Beobachtung zu ganz anderen
Eesultaten. Vor Allem muss ich jeden morphologischen Zusammenhang
der oben erwähnten Formen mit einer rothen fädigen Form
ganz bestimmt in Abrede stellen. Weder nach der Beschreibung,
noch den Ahhildungen ist mir ganz klar gOAvorden, Avas Zopf eigentvielmehr
lieh unter B e g g ia to a r o s e o - p e r s i c in a oder deren