
Die einzelnen Familien sind klein, von ganz uiiregelmassiger
Gestalt und bestellen aus einer Aveciiseliiden Zalil von Zellen, von
4 bis etwa 20 bis 30, An einer aus 4 bis 6 Zollen bestehenden
Familie erkennt man leiclit, dass die Zellen ivie Tetraedereckeii
gruppirt sind. In grösseren Familien sind die Zellen oft so diclit
ziisammeiigepresst, dass man die einzelnen niclit deutlich unter-
sdieiden kann. Die bis zu einer gewissen Grösse lierangeAvaciiseiien
Familien können sich tlieilen oder richtiger in ganz unrogehnässiger
Weise in 2 , 3 oder 4 Theile zerfelleii. (Fig. 1 und 2 hei a , b.)
Manchmal ivird von einer grösseren F’amilie nu r eine Tetrade oder
g ar eine einzige Zelle abgetrennt; das letztere ist äusserst selten zu
beobachten.
Die einzelnen Zellen sind kugelig, wenn sie eben aus der Thei-
luiig liervorgegaiigen sind; bei weiterem Waclisthum zeigt ilire Form
alle Üebergänge von der kugeligen bis zur elliptiscli-cylindrisolien, wo
die Länge des einen Durchmessers das Doppelte des anderen beträgt.
Die btreckuiig und Thoilung der Thiocystiscocceii e r f o lg t in s u c c e s s
iv e n G e n e r a tio n e n z iem lic h r e g e lm ä s s ig a bw e c h s e ln d n a c h
d r e i K ic h tu iig e ii d e s E a um e s . Soiveit die Theihmgen (natüilich
n u r 111 ganz kleinen Familien) zu beobachten ivareii, gingen sie stets
folgendermassen vor sicli: iiacli der Tlieilung der Mutterzelle streckte
sicli eine der Tochterzellen in derselben Ebene, die andere gleichzeitig
in einer dazu senkrechten Eichtung, was die Bildung einer
tetraedrischen Gruppe zur Folge hatte.
Die Farbe der Coccen ist immer iveiiig intensiv. Isolirte Zellen
erscheinen manchmal fast farblos; bei dichter Gruppirung ist dagegen
eine schone A'iolette oder roth-violette FMrbung walirnehmbar. Was
die Scliwefeleinlageruiig betrifft, so erfolgt sowohl die Aufspeicherung,
als die Auflösung sehr rascli; die Zellen füllen sich un te r günstige^
Bedingungen so mit Schwefelkörnern, dass die FMinilien ganz undurchsichtig
und sciiAvarz-violett erscheinen.
Wenn die Zoogloeen eine gewisse Grösse erreicht haben, so
tritt ein Zeitjiuiikt ein, avo die Familien die gemeinsame Gallerthülle
verlassen, um sich zu zerstreuen. Dieser Vorgang der Propagation
kann auf A-erscliiedene Weise vor sich gehen. Die die Familien
zusammenhaltende Gallerte verliert ihre feste Consistonz und zwar
m ihrer ganzen Masse und quillt auf, wodurch die FMmilien frei
werden. Man sielit dieselben eine Zeit lang, in Wasser suspendirt,
sich unter zitternder Beivegung langsam zerstreuen; in diesem Falle
seinen n u r die Bewegung eine passive, durch Aufquellung der Gallerte
bewirkte zu sein. Oder: Die Erweichung der Gallerte erfolgt nur
an bestimmten Punkten der Peripherie und erstreckt sich von da
ins Innere der Zoogloea. An diesen erweichten Stellen drängen sich
die FGamilien äusserst langsam und allmälilich liinaus (Taf. II, Kg. 4),
wobei an den übrigen Stellen die Gallerte noch lange Zeit fest und
die Zoogloea geschlossen bleibt. Allmählich geht die Auflockerung
weiter und erstreckt sich auf die ganze Periplierie oder beschränkt
sich auf die eine Seite, Avährend auf der anderen die feste Gallerthülle
erhalten bleibt. Die ganze Zoogloea differenzirt sich gleichsam
in zwei Schichten, eine innere, wo die F'amilien in ihrer ursprünglichen
Lagerung noch znsannnengehalten werden nnd eine äussere,
wo dieselben sicli allmählich aus ihrem Verbände herauslösen. (Fig. 5.)
D ie s e l e t z t e r e n g e h e n n u n e in e n a c h d e r a n d e r e n in d en
S c h w ä rm z u s ta n d ü b e r.
Sowolil nach dem ersten, Avie dem zAveiten Modus nimmt das
Freiwerden und die Zerstreuung der F’amilien sehr viel Zeit in
Anspruch. So begann in dem Falle, auf welchen sicli die Fig. 1—5
(vergl. Tafelerklärung) beziehen, am 7. Jan u a r die Auflockerung an
einem Punkte der Peripherie, und erst gegen Anfang Ftebruar Avar
die Gallerte an einer Hälfte der Peripherie soweit erAveicht, dass
die ersten F’amilien in den SchAvämizustand übergelien konnten.
Einige Male habe ich noch eine dritte Art der Zoogloeenauf-
lösung beobachtet, aber niclit an derselben mir am besten bekannten
Species, sondern an einer anderen, Avelche sich durch ihre sehr kleine
Coccen auszeichnet. Die Zoogloeen hatte icli nicht in meinen mikroskopischen
Culturen von den jüngsten Zuständen an herangezüchtet,
sondern schon im fertigen Zustande aus Massenculturen entnonmien
und n u r den in Eede stellenden Vorgang von Anfang bis zum
Ende verfolgt; doch glaube ich mit Sicherheit annehmen zu können,
dass diese kleinzellige Art zu der Gattung Thioeystis zuzurechnen
ist. Der Vorgang spielt sich viel energischer ab und ist goAvisser-
massen mit einer Sporangien- oder Cystenentleerung zu vergleichen.
Die Fig. 8 a , b beziehen sich auf einen F a ll, der sich folgendermassen
abspielte: Die Zoogloea Avurde am 5. December in dem
Momente in Beobachtung genommen, wo sicli die ersten F'amilien
durch zAvei Ooffhungen oder, besser gesagt, zAvei erAveichte Stellen
der Gallerthülle herauszudrängen begannen. Die Entleerung ging verhältnissmässig
rasch vor. sich. Nach zAvei Stunden hatten schon melirere
FMuiilien die gemeinsame Hülle verlassen. So bald sie frei Avaren,
begannen sie sicli sehr energisch zu bewegen, doch konnten sicli die