
endgiltigen Trennung, Avobei eine grosse Familie zuerst in grössere
Tlieile, diese AA'ieder in immer kleinere zerfallen; diese vereinigen sich
nicht melir, sondern kriechen in verschiedenen Eichtungen auseinander.
Es fragt sich nun, auf Avelche Weise die einzelnen Zellen der
Fflamilie so mit einander verbunden sind, dass sie sicli soavoIiI gegeneinander
verscliiebeii, als aucli in ilirer Gesaiiimtheit beAvegen können.
Man könnte Auelleicht diese Frage für unnötliig lialten und die be-
schriebenen Erscheinungen auf eine sehr einfaclie Weise zu erklären
suclien: die beobacliteten Bewegungen seien passiv und n u r durch all-
mäliliches Aiifquellen der die Zellen verbindenden Gallerte bewirkt,
Avelches scliliesslicli zum Zerfall der Familie fülirt. Indessen Aväre eine
solche Deutung, obgleich sehr einfach, doch ganz unrichtig. Erstens gehen
oft die Bewegungen der einzelnen Zollen in entgegengesetztem Sinne
vor sicii, als sie durch Quellung einer Zwischensubstanz bewirkt
werden könnten, da die Zellen sicli oft zu einem dichten Klumpen
zusammeiiballen. Zweitens können die Bewegungen bei einer und
derselben Familie Avochenlang, mit Euhepausen abwechselnd, fortdauern,
Avofür weiter unten concrete Beispiele gegeben werden sollen. Es
steht also fest, dass wir in den amoeboid beweglichen Familien niclit
einen schnell vorübergehenden Zustand dos Verquellens der Zoogloeen
vor uns haben. Dass die Zellen wirklich und zwar ziemlich fest
verbunden sind, ist leicht zu beweisen: lässt man einen Wasserstrom
durcli den Tropfen fliessen, so werden sie weder einzeln, noch alle
zusammen fortgerissen, selbst Avenii man den Strom etwa eine Viertelstunde
unterhält. Dabei zeigt sich, dass eine Anzahl von Zellen an
dem Glase haften, die übrigen aber frei flottiren und mit jenen verbunden
sind. Die festsitzenden werden durch den Strom gar nicht
beeinflusst, die flottirenden Theile der Familie aber werden stark hin-
iiiid liergeworfen und in der Eiclitung des Stromes ausgozogon, sie
reissen aber in der grössten Mehrzahl der Fälle nicht ab. Die Verbindung
ist also eine feste. Die verbindende Substanz ist aber niclit
eine Gallerte, Avie es Cohn auf seinen erwähnten Figuren abbildet.
Von einer Gallerthülle ist bei den beweglichen Familien gar nichts
zu sehen, ebensowenig ist eine die Interetitien zAvisclieii den Zellen
ausfülleiide gallertige Substanz anzunelimen. Dagegen spricht nämlich
die Beobachtung, welche icli mehrere Male zu machen Gelegenheit
liatte, dass kleine Bacterien uiigeliindert durch eine ausgebreitete (wie
in den Fig. 6, 8) Amoebobacterfamilie fahren können. Wenn also
keine Gallertsubstanz die Zellen umgiebt und verklebt, so bleibt n u r
die Vermuthung übrig, dass dieselben durch äusserst zarte Stränge
mit einander verbunden sind. Denkt man sich nun sämmtliche Zellen
einer Familie durcli Plasmafäden verbunden, die wie Cilieii contráctil
sind, so finden damit die oben geschilderten Bewegungsvorgäiige eine
so einfache Erklärung, dass ich wohl nicht länger dabei zu verweilen
brauche. Diese Plasmaverbindungen kommen natürlich dadurch zu
Stande, dass die aus e in e r Zelle durch Tlieilung hervorgegangeneii
Tochterzelleii durch Plasmafäden verbunden bleiben. Mit dieser
Auflassung steht im Einklänge, dass die Versclimelzung zweier Familien,
selbst wenn sie einander berühren, nie beobachtet wird.
Analogien für eine directe Verbindung der Protoplasten benachbarter
verwandter Zellen anzufüliren, wäre wohl überflüssig, da
eine solclie als eine überall im Pflanzenreich verbreitete Erscheinung
allgemein anerkannt wird und vielfach bei niederen Algen, zumal bei
Phycochromaceen, beobaelitet oder angenommen worden ist. Verbindende
Plasmafäden bei Amoebobacter d i r e c t z u s e h e n , gelingt
aber selbst mit den stärksten Vergrösserimgen nicht; sie durch Fixirung
und Färbung nachzuweisen, wäre hier eine sehr schAvierige Aufgabe,
da die Familien in zu diesem Zwecke geeignetem ausgebreitetem Zustande
schwer zu erlialten sind. Ein negatives Eesultat würde aucli
nichts zu sagen haben, da es oft nicht gelingt, bei so kleinen Organismen
so zarte Fäden, wie die Cilien sind, durch Färbuiigsmittel nacli-
zuweisen, auch in den Fällen, wo man ihr Vorhandensein mit Sicheiiieit
behaupten kann.
Bei der Beweglichkeit und steten Fonnveräiidemng der Familien
ist es hier natürlich unmöglich, mit Sicherheit eine und dieselbe Familie
sehr lange Zeit hindurch zu beobacliten. Doch gelang es mir
wiederholt, bestimmte Exemplare je eine bis zwei Wochen lang in
Beobachtung zu behalten, da die Ortsveräiiderungen, Avelche sie von
Tag zu Tag ausführen, im Ganzen unbedeutend sind. In meinem
Culturmaterial waren diese Organismen niclit sehr liäufig, so dass ich in
jeder mikroskopischen Cultur deren nicht mehr als etAva 3—5 aus dem
■ einer Massencultur entnommenen Häutchen herauskriechen sah. Wenn
ich nachher un te r vollkommen älinliclien Familien die am längsten
beobachtete nicht mehr untersclieideii konnte, so ist dies selbstverständlich
ohne Belang, da das Waclistlumi dieser Organismen ein
höchst einförmiges ist: Avochenlang sieht man dieselbe Familie bald locker
gelagert, bald dicht zusammengezogen, bald beweglich, bald unbeweglich
u. s. w., wobei die Zellen sich immer in der angegebenen W eise theilen.
Was d ie U r s a c h e n d e r B ew e g u n g e n der Amoebobactor-
familien anbetiifft, so sind sie unzweifelhaft in der Beschaffenheit des